Kiel. Rader Hochbrücke, Fehrmarnbelttunnel, A20 und mehr: Für Hunderte Millionen Euro ist in den kommenden Monaten einiges geplant.

Es geht voran auf Schleswig-Holsteins Straßen. Das sieht zumindest Verkehrsminister Bernd Buchholz so. Der FDP-Politiker stellte am Montag gemeinsam mit der Autobahn GmbH des Bundes, dem Landesbetrieb Verkehr und der Deges – das ist die „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH – die wichtigsten Baumaßnahmen in den  kommenden Monaten auf den Straßen im Norden vor. Laut Buchholz habe es trotz der Pandemie 2021 und 2022 keinen „Corona-Einbruch“ gegeben. „Auch dieses Jahr wird mit Hochdruck weiter gearbeitet“, kündigte er Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro an.

A1, A21 und A23 werden modernisiert

Das setzt sich so zusammen: 80 Millionen Euro kommen von der staatlichen Autobahngesellschaft, 25 Millionen von der Deges und 205 Millionen vom  Landesbetrieb. Der finanziert damit  die Sanierung des Landes- und Kreisstraßennetzes sowie   den Neubau und Erhalt von Bundesstraßen und Brücken wie der bei Lauenburg und Geesthacht. „Beides ist gleichermaßen wichtig“, sagte Buchholz. „Kaputte Straßen sind ein Sicherheitsrisiko und bringen keinem was. Wir müssen den Sanierungsstau abbauen.“ Deshalb seien auch deutlich mehr Erhaltungsmaßnahmen als Neubauprojekte geplant.

Laut Klaus Franke und Carsten Butenschön von der Autobahn GmbH - sie kümmert sich vor allem um den Unterhalt der 728 Autobahnkilometer im Norden – kommt es vom Sommer an zu Behinderungen auf der A 23 zwischen Hamburg und Krupunder, wenn dort neuer Asphalt verlegt wird. Die Arbeiten ziehen sich bis 2024 hin und haben nichts mit dem geplanten sechsspurigen Ausbau der A 23 bis Tornesch zu tun, der Ende des Jahrzehnts startet. „Jetzt geht es nur um den Erhalt“, so Butenschön. Die Autobahngesellschaft saniert auch die A 1 entlang der Ostsee in Richtung Süden und die A 21 von Bad Segeberg bis Leezen.

  • A 21: Erneuerung zwischen den Anschlussstellen Bad Segeberg-Süd bis Leezen. Die Erneuerung zwischen Leezen und Schwissel in Richtung Nord soll voraussichtlich ab März 2022 beginnen. Länge: 4,4 km
  • A 21: Ausbau der B 404 zur A 21 zwischen Klein Barkau bis Löptin, Fertigstellung ist für Mitte 2026 geplant.
  • A 23: Grundinstandsetzung zwischen den Anschlussstellen  HH-Eidelstedt und Halstenbek/Krupunder, Baubeginn und -ende: 7/2022-2024 für beide Fahrtrichtungen, Länge: 2,5 km
  • A 210: Deckenerneuerung vom Autobahnkreuz Rendsburg bis zur Anschlussstelle Bredenbek (Richtung Rendsburg), Fortsetzung der Bautätigkeiten, Bauende 06/2022, Länge: 7,05 km
  • A 210: Erneuerung von der Anschlussstelle Schacht-Audorf bis zum Autobahnkreuz Rendsburg, Baubeginn und -ende: Sommer 2022 – Herbst 2023, Länge: 3,5 km
  • A 215: Erneuerung vom Autobahndreieck Bordesholm bis zur Anschlussstelle Blumenthal. Nachdem in 2021 die Richtungsfahrbahn Kiel erneuert wurde, soll in 2022 die Rifa Neumünster folgen, Länge: 10 km

A7: Neue Rader Hochbrücke 2026 fertig?

Die großen Neubauprojekte liegen in der Verantwortung der Deges.  Ein zentrales Vorhaben ist der Bau der neuen Rader Hochbrücke (Autobahn 7). Erst vor einer Woche hatte Buchholz den Plan detailliert vorgestellt. Gestern ging Bernd Rothe von der Deges erneut auf das Projekt ein.

Der Planfeststellungsbeschluss sei ergangen, deshalb könnten die Ausschreibungen für das  380-Millionen-Projekt in diesem Jahr starten, sagte er an diesem Montag. 2023 sollen die Bauarbeiten losgehen, 2026 die ersten  Autos fahren können, bis 2029 soll die Brücke komplett sechsspurig sein.

Fehmarnbelt-Tunnel: „Deutsche“ Arbeiten laufen

Rothe und  Buchholz gingen auch auf den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels ein. Noch in diesem Jahr soll es losgehen mit den vorbereitenden Arbeiten für den Ausbau der Bundesstraße 207 zwischen Heiligenhafen-Ost und Puttgarden, also der 16 Kilometer langen Strecke zwischen dem Festland und der Tunneleinfahrt auf Fehmarn.

2029 will das dänische Konsortium den Tunnel von Lolland nach Fehmarn fertig haben, spätestens dann  muss auch der Ausbau der Bundesstraße  inklusive der neuen Fehmarnsundquerung auf deutscher Seite beendet sein. Die jetzige Brücke über den Sund wird anschließend „für die nächsten 100 Jahre für den regionalen Verkehr ertüchtigt, kündigte Rohte an.

A20: Ein Baurecht fehlt noch immer

Den aktuell ruhenden Weiterbau der Autobahn 20, also der Ost-Westverbindung in Schleswig-Holstein, nannte Buchholz „weiterhin das wichtigste Infrastrukturprojekt“. Die A20 kommt aus dem Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns führt in Schleswig-Holstein über Lübeck und Bad Segeberg nach Glückstadt – hier wird die Elbe in einem neuen Tunnel gequert – und dann weiter zur A 28 in Niedersachsen. Soweit die Theorie. „Leider gibt es noch immer kein Baurecht in einem der schleswig-holsteinischen Bauabschnitte, sagte Buchholz.

So seien nach Gerichtsentscheidungen Planänderungsverfahren und Neukartierungen nötig. Es ging um den fehlenden Schutz für Fledermäuse, von Haselmäusen, Zwergschwänen und Seeadlern. „Wir sind nach entsprechenden Klagen und Gerichtsurteilen in einem Fehlerheilungsprozess“, sagte Bernd Rothe von der Deges. „Das ist ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit von Planungsbeschleunigung“, sagte Buchholz. Planungs- und Genehmigungsprozesse dauern in Deutschland oft viele Jahre, durch weitgehende Klagemöglichkeiten verzögert sich der Start der Arbeiten dann häufig erneut um weitere Jahre.

Deges und Ministerium erwarten für dieses Jahr noch Planfeststellungsbeschlüsse für den Bau des neuen 6,5 Kilometer langen A 20-Elbtunnels bei Glückstadt und für den Streckenabschnitt von dort Richtung A 23. „Wir bereiten die Ausschreibungen für das riesige Projekt vor“, sagte Rothe.

Radwege sollen mitsaniert werden

Auch der Ausbau von Bundesstraßen geht weiter. Torsten Conradt vom Landesbetrieb Verkehr erinnerte an die Verbreiterung der B 5 von Tönning bis Husum und an die Nord-Ost-Umgehung von Schwarzenbek. Die ist im vergangenen April gestartet und geht 2022 weiter.

  • B 431: Erneuerung / Vollausbau zwischen Brokdorf und St. Margarethen einschließlich Ortsdurchfahrt und Neubau eines Radweges; Beginn ca. Juni 2022
  • B 76: in Eckernförde: Fahrbahnerneuerung Lornsenplatz – Altenhof, Baubeginn ca. März 2022
  • B 77: in Rendsburg: Fortsetzung der Bautätigkeiten für das Ersatzbauwerk über die Eider; Bauende Ende 2022
  • B 404: Grundinstandsetzung der Elbbrücke bei Geesthacht ab Februar 2022 mit Vollsperrung vom 04.07.2022 bis 24.08.2022

Buchholz sprach von dem „Grundsatz“, dass bei den Maßnahmen die Radwege mitsaniert würden. Er erinnerte an den „Radinfrastrukturbericht“, wonach in den kommenden beiden Jahren 156 Radwege saniert und 12 neu gebaut würden.