Schwarzenbek/Geesthacht. Drei von vier Spitzenkandidaten haben der Wirtschaftlichen Vereinigung abgesagt. Doch es kommt jeweils themenkompetenter Ersatz.

„Wir machen das seit etwa acht Jahren“, sagt Jürgen Wirobski, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG). Doch auch wenn Lokalpolitiker und die örtlichen Landtagsabgeordneten gerne zur Diskussionsrunde „Wirtschaft trifft Politik“ kommen -- bis Kiel hat sich das Format dennoch nicht herumgesprochen. Denn obwohl sich die WVG mit den Wirtschaftsverbänden aus Schwarzenbek, Lauenburg und Wentorf zusammentat, um gemeinsam eine Podiumsdiskussion zur Landtagswahl am 8. Mai mit den Spitzenkandidaten von CDU, SPD, FDP und Grünen zu organisieren, gab es aus den Parteizentralen Absagen.

Landtagswahl Schleswig-Holstein: Drei von vier Spitzenkandidaten haben abgesagt

Seit dem gestrigen Montag ist klar: Auch Ministerpräsident Daniel Günther, CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei wird am Mittwoch, 10. März, nicht zur Diskussionsrunde nach Schwarzenbek kommen. „Er hat anderweitige Verpflichtungen, aber keine anderen Wahlkampfauftritte“, erklärte auf Nachfrage Felix Schmachtenberg, persönlicher Referent des Landesvorsitzenden in der Kieler Parteizentrale.

Lukas Kilian, CDU-Landtagsabgeordneter aus  Wentorf.
Lukas Kilian, CDU-Landtagsabgeordneter aus Wentorf. © CDU | CDU

Wirobski hatte bis zuletzt auf ein Zusammentreffen der beiden Spitzenkandidaten von CDU und SPD gehofft, denn mit mehr als 100.000 Einwohnern bildet der Südkreis, den die vier Verbände repräsentieren, einen starken Wirtschaftsraum. „Vier Alphatiere in einen Topf zu bekommen, ist aber nicht leicht“, so der WVG-Vorsitzende.

Nun wird Herausforderer Thomas Losse-Müller (SPD), der als einziger Spitzenkandidat zugesagt hat, um 19 Uhr in Schröders Hotel (Compestraße 6) auf Lukas Kilian treffen. Der Anwalt aus Wentorf sitzt seit 2017 im Kieler Landtag und ist wirtschafts- und innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Ebenfalls abgesagt hat Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz, der aber einen hochkarätigen Vertreter schickt: Christopher Vogt ist Fraktionschef der FDP im Landtag und stellvertretender Landesvorsitzender. Für Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) kommt ihr Finanzreferent Oliver Brandt, zugleich Fraktionschef der Grünen im Ratzeburger Kreistag.

Wirtschaftliche Themen stehen im Fokus der Fragerunde

Bewusst habe man sich bei der Wahl des Veranstaltungsorts für die Europastadt wegen ihrer zentralen

Oliver Brandt, Chef der Kreistagsfraktion der Grünen aus Lütau.
Oliver Brandt, Chef der Kreistagsfraktion der Grünen aus Lütau. © Charleen Schwabe | Charleen Schwabe

Lage entschieden, sagt Jürgen Wirobski, der die Podiumsdiskussion gemeinsam mit der Schwarzenbeker WVS-Vorsitzenden Doris Lehmann moderieren wird. Bis zu 150 Gäste finden in dem Saal des Hotels unter Abstandsregeln Platz, angemeldet haben sich bisher etwa 50 Gäste. „Der Fokus unserer Fragen betrifft wirtschaftliche Themen, aber selbstverständlich ist jeder interessiere Bürger eingeladen, teilzunehmen“, sagt Wirobski. Die Anmeldung erfolgt über die Internetseite des Wirtschaftsverbands unter www.wvgeesthacht.de.

Dort können Teilnehmer auch über mögliche Themen abstimmen, die von der „Wertigkeit des Südkreises – werden wir ausreichend wahrgenommen?“ über den Kita-Ausbau bis zu Mobilitätskonzepten für den ländlichen Raum reichen. Aktuell liegen bei den Fragen jedoch der Geesthachter Bahnanschluss, die geplanten Brückensanierungen in Geesthacht und Lauenburg, Innenstadtentwicklung, der Rückbau des AKW Krümmel und die Smart-Region vorn – eine Modellregion innerhalb der Metropolregion, in der neuen Formen des Arbeitens ausprobiert werden können.

Christopher Vogt, FDP-Fraktionschef aus Nusse.
Christopher Vogt, FDP-Fraktionschef aus Nusse. © FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag | Pat Scheidemann

Eine Übertragung der Diskussionsrunde im Internet ist derzeit nicht vorgesehen, es sei denn das Interesse wäre so groß, dass sich mehr als 150 Teilnehmer anmelden. Außer im NDR-Fernsehen treffen die Spitzenkandidaten im Wahlkampf nur drei Mal direkt aufeinander: Am 29. März wird der „Wahl-Check“ der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ab 17 Uhr live im Offenen Kanal Kiel übertragen. Weitere „Elefantenrunden“ sind am 1. April auf Einladung von „Haus&Grund“ in Büdelsdorf sowie am 28. April beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Kiel vorgesehen.

In den Umfragen liegt die CDU vor SPD und Grünen

Bei der Landtagswahl am 7. Mai 2017 hatte die CDU mit 32 Prozent die SPD mit 27.3 Prozent deutlich hinter sich gelassen. Die Grünen erreichten damals 12,9 Prozent, die FDP 11,5 Prozent. Mit 5,9 Prozent zog auch die AfD in den Landtag ein. CDU, Grüne und FDP bildeten damals eine sogenannte Jamaika-Koalition. Die Nord-SPD hofft nach der gewonnenen Bundestagswahl auf Rückenwind und eine Ampelkoalition wie in Berlin. Rein rechnerisch wäre dies möglich: Laut NDR-Umfrage vom 20. Januar wäre die CDU mit 28 Prozent zwar erneut stärkste Kraft. Aber auch SPD (23 Prozent) Grüne (20) und FDP (10) könnten eine Regierung bilden.