Schwarzenbek. Schwarzenbeks Ortsumgehung ist das größte Projekt in der Region. Es gibt erste Pläne für den dritten Trassenabschnitt.

„Die Aufholjagd geht weiter“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz selbstbewusst, als er am Donnerstag die diesjährigen Straßenbauprojekte für den Norden in einer Online-Pressekonferenz in Kiel vorstellte. „Nachdem viele Jahre kaum in die Straßen des Landes investiert wurde, haben wir in den ­vergangenen vier Jahren jeweils 100 Millionen Euro für die Sanierung und den Ausbau unserer Straßen ausgegeben, und wir wollen das bis 2030 fortsetzen. Der Rückstand lag bei einer Milliarde Euro“, erläuterte der FDP-Politiker.

Allein im Südosten des Landes werden in diesem Jahr 80 Kilometer Straßen und 44 Kilometer Radwege erneuert oder komplett neu gebaut. Im Kreis Herzogtum Lauenburg werden in diesem Jahr 5,5 Millionen Euro für sechs Projekte verbaut. „Wichtig ist, dass es eine Verstetigung gibt und die Baufirmen sich auf eine stabile Auftragslage verlassen können. Dann klappt es auch mit dem Ausbau unserer Infrastruktur. Allerdings sind wir jetzt an ein Limit gekommen. Bei noch mehr Baustellen, wären keine sinnvollen Umleitungen mehr möglich“, betonte der Minister.

Die blaue Linie kennzeichnet den Trassenverlauf für den zweiten Teilabschnitt der Ortsumgehung, mit dessen Bau jetzt begonnen wird. Die rote Linie markiert, wie es nach den ersten Planungen für den dritten Bauabschnitt aussehen soll. Dafür ist auch eine große Eisenbahnbrücke erforderlich. Bis zur Realisierung ist es noch ein weiter Weg.
Die blaue Linie kennzeichnet den Trassenverlauf für den zweiten Teilabschnitt der Ortsumgehung, mit dessen Bau jetzt begonnen wird. Die rote Linie markiert, wie es nach den ersten Planungen für den dritten Bauabschnitt aussehen soll. Dafür ist auch eine große Eisenbahnbrücke erforderlich. Bis zur Realisierung ist es noch ein weiter Weg. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Das mit Abstand größte Projekt in der Region ist neben der Sanierung der K 80 und der Autobahnzufahrt Reinbek an der A 24 (beides Kreis Stormarn) der Bau des zweiten Abschnitts der Schwarzenbeker Ortsumgehung.

Erste Planung für drittes Teilstück der Umgehung hat begonnen

„Ich bedauere es zutiefst, dass wir den Festakt zum Baustart in der vergangenen Woche wegen der hohen Inzidenzwerte in Schwarzenbek absagen mussten. Darauf haben die Menschen in der Region jahrzehntelang gewartet“, so Buchholz. Britta Lüth vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehrs Schleswig-Holstein, die für das Projekt zuständig ist, brachte noch eine weitere gute Nachricht mit. „Wir haben eine grobe Trassenführung für den dritten Bauabschnitt ermittelt und müssen mit dem Bundesverkehrsministerium abstimmen, ob das so genehmigungsfähig ist. Wir haben auch bereits Haselmäuse in dem Bereich gezählt“, sagte Lüth.

Die Trasse (siehe Grafik/rote Linie) soll von der Grabauer Straße entlang der Bebauung weiter bis zur Bundesstraße 209 verlaufen und dort im Bereich der Siedlung Rülau einmünden. Allerdings muss dafür die Bahnlinie nach Büchen überquert werden. „Dafür haben wir ein großes Brückenbauwerk vorgesehen“, sagte Britta Lüth.

Baubeginn für Brücke, Kreisel und Regenrückhaltebecken dieses Jahr

„Die Realisierung wird definitiv nicht so lange dauern, wie die Planung für den zweiten Bauabschnitt. Aber einige Jahre werden schon ins Land gehen. Ich will da nicht zu hohe Erwartungen wecken“, betonte Buchholz. Nach Einschätzung der Experten dürften Planung und Planfeststellung mindestens fünf Jahre dauern.

Wer auf der B 207 unterwegs ist, sieht rechts und links der Straße in Höhe des künftigen Kreisverkehrs zahlreiche Metallstangen mit Flatterband. So soll verhindert werden, dass Bodenbrüter dort ihre Nester bauen und durch die Erdarbeiten in den Sommerferien gefährdet werden.
Wer auf der B 207 unterwegs ist, sieht rechts und links der Straße in Höhe des künftigen Kreisverkehrs zahlreiche Metallstangen mit Flatterband. So soll verhindert werden, dass Bodenbrüter dort ihre Nester bauen und durch die Erdarbeiten in den Sommerferien gefährdet werden. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Allerdings wird auch der zweite Bauabschnitt von der scharfen Rechtskurve an der Bundesstraße 404 bis zur Grabauer Straße nicht vor 2024 fertig. Lüth: „Wir beginnen jetzt mit dem Bau der Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die auch Fledermäusen mit einem Leitsystem als Querungshilfe dient.“ Die Brücke wird wohl nächstes Jahr fertig.

„Wir werden dieses Jahr in den Sommerferien den Kreisverkehr an der Bundesstraße 207 bauen. Sie wird dafür gesperrt. Außerdem vergrößern wir das Regenrückhaltebecken an der scharfen Kurve, an der die B 404 auf die Umgehung einmünden wird“, so die Planerin weiter. Ein Schwerpunkt liegt im Augenblick auf den vorbereitenden Arbeiten, die dem Tierschutz dienen. Zwischen B 404 und B 207 wurden die Knicks abgeholzt, die Stubben bleiben aber noch bis Mai im Boden. „Im unteren Bereich und im Wurzelwerk sitzen Haselmäuse, die noch Winterruhe halten. Sie werden freiwillig in benachbarte Knicks umziehen, wenn sie merken, dass das schützende Gehölz fehlt. Wir fangen jetzt auch damit an, die Bauten der Waldarbeiten zu verlegen. Das geht mit dem Bagger problemlos. Es muss nur warm genug sein“, berichtete Britta Lüth.

Flatterband soll Bodenbrüter vom Baufeld fernhalten

Im Bereich der Wiesenflächen an der B 207, wo in diesem Sommer der Kreisverkehr entstehen soll, wehen an zahlreichen Metallstangen kurze Streifen von rot-weißem Flatterband. Auch dies dient dem Tierschutz. „Die flatternden Bänder sollen Bodenbrüter vergrämen. Die Brut wäre in Gefahr, wenn wir mit dem Abschieben beginnen“, erläuterte Britta Lüth.

Land investiert in diesem Jahr 5,5 Millionen Euro in Straßenbau im Kreisgebiet

Die Trasse ist abgesteckt. Nun rollen die Bagger in Höhe des Spielplatzes Löwenzahnweg. Hier entsteht eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger sowie eine Querungshilfe für Fledermäuse.
Die Trasse ist abgesteckt. Nun rollen die Bagger in Höhe des Spielplatzes Löwenzahnweg. Hier entsteht eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger sowie eine Querungshilfe für Fledermäuse. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Im Kreis Herzogtum Lauenburg stehen in diesem Jahr sechs Bauprojekte auf den Straßen an. Das mit Abstand größte ist der zweite Abschnitt der Ortsumgehung Schwarzenbek mit einem Volumen in Höhe von 18,7 Millionen Euro über die gesamte Bauzeit bis zum Jahr 2024. Aber auch an anderen Orten rollen die Bagger. Von September 2021 bis Oktober 2022 wird die Ortsdurchfahrt Gudow auf einer Länge von 500 Metern saniert. Auch in Ratzeburg wird es eng. Vier Monate von Juli bis November wird die Fahrbahndecke auf der Bundesstraße 208 in den Bereichen Bahnhofsallee und Unter den Linden erneuert. Davon betroffen ist der Durchgangsverkehr. Erheblich größer dürften die Behinderungen in Lauenburg werden. Dort steht von Juni bis zum Oktober die Instandsetzung der Elbbrücke an.

In Mölln wird bereits seit Monatsbeginn im Verlauf der Bundesstraße 207 die Brücke über die Bahnlinie Lübeck-Büchen erneuert. Eine Vollsperrung wie bei den Sanierungsarbeiten an anderen Teilstücken der Bundesstraße 207 zwischen Brunstorf und Mölln wie in den vergangenen Jahren gibt es in diesem Jahr zum Glück nicht. Der Verkehr wird an der Baustelle vorbeigeführt. In Kuddewörde wird von Juni bis Oktober eine Billebrücke an der Landesstraße 94 erneuert. „Autofahrer sollten sich nicht über die Baustellen ärgern, sondern sich freuen, dass wir die Infrastruktur des Landes verbessern. Wir versuchen, die einzelnen Projekte so zu koordinieren, dass sich die Behinderungen im Rahmen halten“, betonte Verkehrsminister Bernd Buchholz. Er appellierte an die Autofahrer, auf die Sicherheit der Bauarbeiter zu achten.