Lauenburg. Die fast 25.000 PS starke „ALP Guard“ wurde auf der Hitzler-Werft entwickelt. Nun half das Spezialschiff beim Großeinsatz.

Die Befreiung der im Suez-Kanal festsitzenden „Ever Given“ hielt die Welt tagelang in Atem. Der 400 Meter lange und 59 Meter breite Containerriese hatte sich vor einer Woche quergestellt – und eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt bis Dienstagmorgen blockiert. Zehn Schlepper waren im Einsatz, um die „Ever Given“ freizubekommen. Einer davon war die „ALP Guard“ (ehemals "Uranus"), gebaut auf der Mützelfeldtwerft in Cuxhaven. Doch konstruiert wurde das 24.473 PS starke Spezialschiff von der Lauenburger Hitzler-Werft.

Suez-Kanal: "Ever Given" von Lauenburger Schlepper freigelegt

„Natürlich haben wir die Bilder im Fernsehen verfolgt. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht“, sagt Marek Klimenko, seit einem Monat geschäftsführender Gesellschafter der Werft. Dass er das Schiff auf den ersten Blick erkannt hat, ist kein Wunder. Als Schiffsbau-Techniker war er 1990 aus Polen zur Hitzler-Werft gekommen.

Seine ersten Sporen verdiente er sich im Bereich Modellbau, als Konstrukteur, Projektleiter und schließlich als Leiter des Konstruktionsbüros. Unter seiner Federführung lief die Konstruktion des 74 Meter langen Schleppers, dessen Bilder jetzt um die Welt gehen. „Wenn man elf Monate an einem Projekt arbeitet, erkennt man das Schiff auf den ersten Blick“, sagt Klimenko.

"Ever Given": Stau am Suez-Kanal löst sich nur langsam auf

weitere Videos

    Im Herbst 2007 wurde die "ALP Guard" auf Kiel gelegt

    Seit 1885 werden auf der Lauenburger Hitzler-Werft Schiffe konstruiert, gebaut und repariert (Archivbild von 2008). Derzeit sind in dem Traditionsunternehmen 50 Mitarbeiter fest angestellt.
    Seit 1885 werden auf der Lauenburger Hitzler-Werft Schiffe konstruiert, gebaut und repariert (Archivbild von 2008). Derzeit sind in dem Traditionsunternehmen 50 Mitarbeiter fest angestellt. © Aufwind | Holger Weitzel

    Es war nicht die einzige Zusammenarbeit zwischen der Lauenburger Werft und der in Cuxhaven. „In der Mützelfeldtwerft gibt es keine Konstruktionsabteilung, deshalb realisieren wir öfter gemeinsame Projekte“, sagt Marek Klimenko. Im Herbst 2007 wurde die „Uranus“ als Baunummer 256 bei der Mützelfeldtwerft auf Kiel gelegt. Als Hauptantrieb bekam sie vier Neunzylinder-Reihenmotoren – und kann damit einen sogenannten Dauerpfahlzug von 285 Tonnen entwickeln.

    Lesen Sie auch:

    Die Mützelfeldtwerft hat ihren Ursprung in einer Schmiede auf einer Insel im Priel. Deren Eigentümer begann 1802 mit dem Schiffbau. Seine Witwe verpachtete die Werft 1895 an Franz Mützelfeldt, einem in Lauenburg geborenen Maschinenbaumeister. 1904 verkaufte sie die Werft an ihn. Mit der Übernahme der Werft durch Franz Mützelfeldt begann eine neue Ära in der Geschichte der Werft – und die Verbindung nach Lauenburg.