Schwarzenbek. Ex-Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig übergibt ihre Amtskette an ihren Nachfolger Norbert Lütjens. Ein Rück- und Ausblick.
Die Straße Uhlenhorst wurde ausgebaut, in der Dreiangel entsteht mit dem Generationenpark ein modellhaftes Bauprojekt, die Bebauung von Markt 6 und 8 kam zum Abschluss und die Bücherei wurde modernisiert: In der sechsjährigen Amtszeit von Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig (60) wurde einiges erreicht, aber es gab auch viel Streit. „Die Zusammenarbeit war nicht immer ein Zuckerschlecken, es gab viele Kämpfe. Aber wir leben alle noch, haben diese Kämpfe überstanden und am Ende behält man sowieso nur die guten Dinge in Erinnerung“, sagte Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik in seiner Laudatio für die mittlerweile ausgeschiedene Verwaltungschefin.
Wie berichtet, hatte es immer wieder Auseinandersetzungen in Sachfragen gegeben, in die zum Teil auch die Kommunalaufsicht eingeschaltet war. Unter anderem ging es dabei um die von der Bürgermeisterin abgelehnte aber von den Politikern geforderte Verwaltungsstrukturanalyse.
Machtwechsel im Rathaus in Schwarzenbek
Fast zehn Jahre war die parteilose Ute Borchers-Seelig für die Stadt tätig, erst als Kämmerin, anschließend eine Amtszeit als Bürgermeisterin. Ein ihr besonders wichtiges Projekt – die Einrichtung eines Bildungszentrums in der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße – hat sie nicht realisieren können. „Die Flüchtlingskrise hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es ging um die Entscheidung, eine Sammelunterkunft einzurichten und dafür keine Sporthallen zu sperren. Das hätten wir gern anders gehabt“, erinnerte Jekubik.
„Es waren spannende und abwechslungsreiche Jahre. Wo gearbeitet wird, gibt es Reibungspunkte, aber wir haben gemeinsam viel erreicht. Ich denke da beispielsweise an den Kunstrasenplatz und die Ortsumgehung, die nun endlich kommt“, sagte Ute Borchers-Seelig, Sie möchte die neu gewonnene Freizeit mit ihrer großen Familie genießen und sich ehrenamtlich stärker in der Europa-Union engagieren möchte. Als letzte Handlung überreichte sie die Bürgermeister-Amtskette an ihren Nachfolger Norbert Lütjens.
Ex-Bürgermeisterin verlässt nach Festakt sofort den Saal
„Ich hätte sie ihnen gern persönlich umgelegt, aber das erlauben die Hygienevorschriften wegen der Corona-Pandemie nicht. Ich wünsche ihnen Weitsicht, Mut und Entschlusskraft für ihre Entscheidungen“, sagte sie und verließ gleich nach dem Festakt mit ihrem Ehemann Uwe Seelig den Saal. Beim Herausgehen dankte sie noch einmal dem im Zuschauerraum sitzenden Wehrführer Jan Piossek für die Arbeit seiner Kameraden.
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„Was wir jetzt brauchen, ist eine Strategie für die Zukunft der Stadt. Wir brauchen bezahlbaren Wohnrau, müssen in Schulen und Kitas investieren. Aber auch Kunst und Kultur müssen gefördert werden, weil sie zur Lebensqualität dazugehören“, erklärte Norbert Lütjens in seiner anschließenden Antrittsrede. „Um das zu erreichen, brauchen wir einen fraktionsübergreifenden Kraftakt.“
Große Projekte, die viel Geld kosten, vor der Brust
Wie berichtet, hatte der 50-Jährige am 27. September mit fast 70 Prozent der Stimmen gegen seinen Mitbewerber – den damaligen Bürgervorsteher Matthias Schirmacher (Grüne) – gewonnen. „Die Deutlichkeit des Ergebnisses hat mich überrascht und erfüllt mich mit Demut. Das Votum ist Auftrag und Vertrauen zugleich“, betonte Lütjens.
Der frühere Stadtjugendpfleger warb in seiner Antrittsrede für ein Miteinander der Parteien und der Verwaltung bei den anstehenden Entscheidungen, so zum Neubau der Feuerwache und der Erweiterung der Grundschulen. „Wir haben große Projekte vor der Brust, die auch viel Geld kosten. Die Erfordernisse müssen nachvollziehbar sein, dann werden die anstehenden Entscheidungen mit Sicherheit auch auf breitet Basis getragen“, warb Lütjens um Zustimmung.
Er ist seit einer Woche im Amt und hat bereits erste Gespräche im Ältestenrat (Fraktionsvorsitzende und Verwaltungsspitze) geführt. In den kommenden Wochen will er den Dialog mit den Parteien suchen, um über seine Vorstellungen zu sprechen.