Lauenburg. SPD verbucht die Lösung als Erfolg für sich, CDU und Grüne widersprechen heftig. Aber die Bewohner haben ganz andere Sorgen.

„Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht“ heißt es in der Dreigroschenoper von Bertold Brecht. Im übertragenen Sinne trifft das auch auf das Wohngebiet Birnbaumkamp zu. Im ersten Bauabschnitt funktioniert die provisorische Straßenbeleuchtung inzwischen, die Bewohner im zweiten Bauabschnitt tappen weiter im Dunkeln. Aber das sind nicht die einzigen Sorgen, die die Bewohner des Neubaugebietes auf dem Herzen haben. Bei einem Grillnachmittag, zu dem die Lauenburger Grünen eingeladen hatten, machten einige von ihnen ihrem Ärger Luft. Doch es gab auch positive Stimmen.

Birnbaumkamp: SPD verbucht Erfolg für sich – Unmut bei CDU und Grünen

Noch vor dem Grillnachmittag sorgte die provisorische Lösung im Birnbaumkamp für politisches Geplänkel. Den Erfolg verbucht die Lauenburger SPD nämlich vor allem als Erfolg für sich. „Vorausgegangen war viel Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein massiver politischer Druck seitens der SPD Lauenburg“, heißt es in einer Stellungnahme des Ortsvereins.

Gegen diese Darstellung protestieren die Grünen. „Wir haben bereits im Mai einen Antrag vorgelegt, in dem wir auf eine wenigstens provisorische Straßenbeleuchtung gedrängt haben“, erinnert Fraktionsvorsitzender Thorsten Pollfuß. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass die anderen Fraktionen begeistert über die Darstellung der SPD sind. Tatsächlich ist man auch bei der CDU sauer. „Wir haben in den Fachausschüssen und in der Stadtvertretung immer wieder auf die fehlende Beleuchtung hingewiesen. Die Grünen haben dann den ersten Antrag gestellt“, stellt Stadtvertreter Tim Bienwald klar.

Zu Sitzung des Bau- und Planungsausschusses im November hatten dann CDU, Grüne und SPD je einen Antrag zum Birnbaumkamp vorgelegt. Doch hinter den Kulissen war die Stadt da schon tätig geworden und hatte die Installation der provisorischen Beleuchtung vorbereitet.

Keine Chance auf einen Kita-Platz

Den Bewohnern des Birnbaumkamps dürften diese Misstöne allerdings egal sein. Bei aller Freude darüber, dass es zumindest im ersten Bauabschnitt abends nicht mehr ganz so dunkel ist und auch der Anschluss an die Entwässerungskanäle funktioniert, sind noch viele Probleme offen. In einigen Familien rücken unbefestigte Wege und fehlende Regenabflüsse sogar in den Hintergrund.

Tanya Nonen war mit ihrem Sohn Tom zum Grillnachmittag gekommen. Vor einem halben Jahr ist die Familie aus Bayern nach Lauenburg gezogen. Der Sechsjährige drehte sein Stockbrot über dem Lagerfeuer und bekam von den ernsten Gesprächen, die seine Mutter führte, nichts mit. Tom wird im nächsten Jahr eingeschult. „Er sollte jetzt eigentlich in der Kita sein. Das ist ja das wichtige Vorschuljahr“, sagt die 32-Jährige.

Doch von überall hagelte es Absagen. „Alle Kitas in Lauenburg und Umgebung haben lange Wartelisten. Dabei hatte man uns erzählt, wenn wir nach Lauenburg ziehen, sei eine neue Kita fertig“, sagte sie. „Ja, die Kita Wabe sollte längst fertig sein. Jetzt ist als Termin Mitte nächsten Jahres angekündigt. Das ist natürlich für viele Kinder zu spät“, gab Pollfuß ihr recht.

Anwohnerin Tanya Nonen sucht für ihren sechsjährigen Sohn Tom dringend einen Kita-Platz.
Anwohnerin Tanya Nonen sucht für ihren sechsjährigen Sohn Tom dringend einen Kita-Platz. © Elke Richel | Elke Richel

Verkehrssituation nach wie vor gefährlich

Sorgen bereiten vielen Bewohnern im Birnbaumkamp auch die Verkehrssituation und die fehlende, aber lange angekündigte Bushaltestelle direkt an der Zufahrt zum Wohngebiet. „Einige Bewohner, deren Kinder in Geesthacht zur Schule gehen, haben erzählt, dass die Kinder am Rand der Bundesstraße bis zur nächsten Haltestelle laufen müssen. Auf dem Rückweg müssen sie die Bundesstraße ohne Ampelregelung queren. Das ist untragbar“, meint Pollfuß. An der Einfahrt zum Wohngebiet seien zudem die provisorischen Straßenmarkierungen kaum zu sehen.

Was der Grünenchef allerdings auch erfahren hat: „Keiner der Neubürger, mit denen wir gesprochen haben, hat es bereut, nach Lauenburg gezogen zu sein. Alle sehen die Vorzüge und haben für sich auch die charmanten Seiten von Lauenburg entdeckt“, freut er sich.

Birnbaumkamp: Zweiter Bauabschnitt bleibt vorerst Sorgenkind

Mittlerweile ist auch ein Großteil der Häuser im zweiten Bauabschnitt bewohnt. Hier machen sich die Eigentümer mittlerweile auf das Schlimmste gefasst. „Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn es hier genauso lange dauert, bis die Erschließung abgeschlossen ist. Immerhin müssen unsere Kinder noch weiter laufen, um zur Schule zu kommen“, meinte eine Anwohnerin. Hier gibt es bisher noch keine provisorischen Straßenleuchten. Abends und am frühen Morgen ist es stockfinster.

Wenigstens in dieser Beziehung sind sich die Politiker einig: „Auch im zweiten Bauabschnitt sollte zeitnah eine Notbeleuchtung installiert werden – und nicht erst nach zwei Jahren“, heißt es vonseiten der SPD. „Es muss schnell eine Lösung für den zweiten Bauabschnitt her. Die Hoffnung, dass die überfällige Fertigstellung von Straßen und Beleuchtung vom Erschließungsträger zeitnah abgeschlossen wird, ist gering“, sagt auch Pollfuß. Und auch Tim Bienwald von der CDU meint, dass jetzt zeitnahe Lösungen für den zweiten Bauabschnitt gefunden werden müssten.

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