Lauenburg. Die Interessenvertretung war bisher von Nachwuchssorgen geplagt. Was auf Interessierte zukommt, die mitmachen wollen.
„Niemand will’s machen: Seniorenbeirat vor dem Aus“ titelte unsere Zeitung Mitte Juli. Der Grund für diese Befürchtung: Der Seniorenbeirat hatte Nachwuchssorgen. Die Interessenvertretung darf laut Satzung neun Mitglieder haben, derzeit sind es sechs. Von denen haben nur zwei erklärt, dass sie sich zur regulären Wahl im März nächsten Jahres wieder aufstellen lassen. „Sollten wir keine neuen Aktiven finden, gibt es im nächsten Jahr keinen Seniorenbeirat mehr“, kündigte Claus Beissner, der langjährige Sprecher, daraufhin an. Der 88-Jährige musste im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen in die zweite Reihe zurücktreten. „Jetzt sollen mal Jüngere ran“, sagte er. Für die Öffentlichkeitsarbeit engagiert sich der ehemalige Journalist aber nach wie vor.
Jetzt gibt es berechtigte Hoffnung, dass der Seniorenbeirat auch über das nächste Jahr hinaus weiter besteht. Der Appell hat nämlich Wirkung gezeigt. Es haben sich tatsächlich einige Interessierte gemeldet, die aktiv mitwirken möchten. Es gab sogar schon eine erste Zusammenkunft, bei der die jetzt aktiven Beiratsmitglieder einen Einblick in ihre Arbeit gaben. Weitere Bewerber sind aber herzlich willkommen. Wichtig zu wissen: Wer im Seniorenbeirat aktiv sein möchte, muss mindestens 60 Jahre alt sein und seinen Wohnsitz in Lauenburg haben.
Seniorennachmittage mit bis zu 150 Besuchern
Wer sich für eine Mitarbeit im Seniorenbeirat entscheidet, hat einige Möglichkeiten, sich zu engagieren. Die Organisation der regelmäßigen Seniorennachmittage ist eine Mammutaufgabe. Neben dem lockeren Klönschnack mit alten und neuen Bekannten bei Kaffee und Kuchen schätzen die Besucher vor allem das abwechslungsreiche Kulturprogramm. Um das auf die Beine zu stellen, plant der Seniorenbeirat die Veranstaltungen meist ein Jahr im Voraus.
Als die Seniorennachmittage noch im Festsaal des Mosaik stattfanden, kamen nicht selten bis zu 200 Besucher zu den Veranstaltungen. Doch der Beirat konnte sich mit dem neuen Betreiber nicht auf sozial verträgliche Konditionen einigen. Nachdem der Beirat alle möglichen Alternativen geprüft und verworfen hat, blieb am Ende nur das Soltstraatenhus an der Reeperbahn übrig. Hier kann es aber schon mal mächtig eng werden, wenn mehr als 100 Besucher vor der Tür stehen, die sich auf den geselligen Nachmittag freuen. Auch deshalb kämpft der Seniorenbeirat seit Jahren für einen Bürgersaal in Lauenburg.
Boulebahn und Fitnessparcours auf dem Friedhof
Bis im März 2024 turnusmäßig der neue Seniorenbeirat gewählt wird, lenkt der bisherige Stellvertreter Degenhard Christen die Geschicke der Interessenvertretung der rund 3500 Lauenburger über 60 Jahre. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass es in Lauenburg für die ältere Generation gleich mehrere Möglichkeiten der sportlichen Betätigung gibt. Jahrelang hatte der Seniorenbeirat um seniorengerechte Fitnessgeräte in Lauenburg gekämpft. Doch nachdem die auf dem Kornhausplatz am Schloss endlich montiert waren, wurden sie kaum genutzt. Nach dem Umzug der Geräte an den Rand des Lauenburger Friedhofes sah die Sache anders aus. Ein Umstand, den Claus Beissner während seines jüngsten Berichtes vor den Stadtvertretern augenzwinkernd hervorhob.
Die Boulebahn gleich daneben war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte. Degenhard Christen hatte die Boulegruppe vor zwei Jahren gegründet und seitdem immer mehr sportbegeisterte Senioren um sich geschart. Weil er hartnäckig genug war, spendierten Sponsoren sogar eine Überdachung für die Anlage. Mittlerweile trifft sich die lockere Runde auch außerhalb ihrer wöchentlichen Trainingsstunden. Weitere Organisatoren und Mitstreiter sind auch hier gern gesehen.
Beirat organisiert Reisen und mischt sich in die Stadtentwicklung ein
Viel Mühe gibt sich der Seniorenbeirat auch bei der Organisation der Ausflüge und mehrtägigen Reisen. Federführend hier ist Herbert Güttler, der die Fahrten von A bis Z organisiert. Wie bei den Seniorennachmittagen braucht es hier einen langen Vorlauf, damit die Teilnehmer der Fahrten auf ihre Kosten kommen.
Eher kurzfristig und flexibel müssen die Beiratsmitglieder reagieren, wenn es um aktuelle Entwicklungen in der Stadt geht. Bei den Sitzungen der politischen Gremien ist fast immer ein Vertreter des Seniorenbeirates dabei. Laut Satzung hat der Beirat Rederecht und kann eigene Anträge einbringen. Abstimmen dürfen die Vertreter des Beirates aber nicht. Die größten kommunalpolitischen Erfahrungen bringt der ehemalige Bürgervorsteher Bernd Dittmer mit. Aktive Mitglieder der Stadtvertretung oder des Kreistages dürfen übrigens nicht Mitglied im Seniorenbeirat sein. Dies würde der satzungsmäßigen politischen Neutralität widersprechen.
- Wohnen im Alter: Wenn es mit Hilfsmitteln nicht getan ist
- Neuer Kurs: Wirtschaftsbeirat soll nun doch mitreden
- Lauenburger ZOB: Von der Bushaltestelle zur Plushaltestelle
Briefwahl ist in Lauenburg keine Option
In Lauenburg wird der Seniorenbeirat alle zwei Jahre während einer Veranstaltung gewählt. Eine Briefwahl, wie etwa in Schwarzenbek, ist in Lauenburg bisher keine Option. Die Verfahrensweise in Lauenburg hat den Vorteil, dass sich alle Kandidaten vor dem Wahlvorgang noch einmal persönlich vorstellen und gegebenenfalls auch Fragen beantworten.
Nachteilig ist sicher, dass nur die Besucher der Wahlveranstaltung bestimmen, wer die Interessen von etwa 3500 Lauenburgern über 60 Jahren wahrnehmen soll. Im März vergangenen Jahres machten nur 42 stimmberechtigte Lauenburgerinnen und Lauenburger von ihrem Wahlrecht für den Seniorenbeirat Gebrauch.