Lauenburg. Altmodisch und verstaubt? Im Gegenteil. Für das digitale Konzept gab es die höchste Auszeichnung für Bibliotheken in Deutschland.

Die Zeiten, in denen Bibliotheken nur Bücher und höchstens noch Zeitschriften in den Regalen stehen hatten, sind lange vorbei. Büchereien, die auf der Höhe der Zeit sind, bieten heute fast alles, was auf dem Medienmarkt zu finden ist. In Lauenburg folgt das Büchereiteam seit Jahren diesem Trend. Die Nutzer können hier auf viele digitale Angebote zurückgreifen – vom iPad-Koffer über eine Gaming-Lounge bis zu Mini-Robotern. Bücher gibt es natürlich auch. Und mit den Ideen vor allem Kinder zum Lesen zu animieren, fällt das Büchereiteam um Chefin Uta Silderhuis schon mal aus dem Rahmen.

Für all diese Ideen wurde die Lauenburger Bücherei schon mehrfach ausgezeichnet. Jetzt steht fest: Die Lauenburger Stadt- und Schulbücherei hat den diesjährigen Wettbewerb des Deutschen Bibliotheksverbandes gewonnen. In der Kategorie der kleineren Städte gewann das Lauenburger Team den Titel „Bibliothek des Jahres 2023“. In der Kategorie der Großstädte sicherte sich die Stadtbücherei Düsseldorf den Titel.

Lauenburger Stadt- und Schulbücherei ist „Bibliothek des Jahres 2023“

„Ich musste mich erst mal hinsetzen, als sich in der vergangenen Woche der Präsident des Verbandes, Dr. Frank Mentrup, persönlich meldete, um die Nachricht zu überbringen“, erzählt die Büchereichefin. Ein paar Tage musste sie noch dichthalten, denn die Verkündung der Preisträger ist stets ein hochoffizieller Akt. Schließlich hatten sich 45 Bewerber aus ganz Deutschland Chancen auf den Titel eingeräumt.

Das Interesse des Lauenburger Büchereiteams an digitalen Medien war 2017 sogar bei der Landesregierung aufgefallen. Auf deren Beschluss sollten in Schleswig-Holstein drei sogenannte „digitale Knotenpunkte“ entstehen – und die Stadt- und Schulbücherei Lauenburg ist als einzige eigenständige Bibliothek dabei. Verbunden damit war eine 100-prozentige Förderung. Pro Jahr flossen auf dieser Grundlage 120.000 Euro nach Lauenburg. „Das Projekt läuft zwar in diesem Jahr aus, aber wir konnten mit dieser Förderung unsere Bücherei nachhaltig mit moderner Kommunikationstechnik ausstatten“, sagt Uta Silderhuis.

Büchereimitarbeiterin Marielies Schuldt (l.) kümmert sich um die Medienkompetenz von Lauenburgern aller Altersgruppen. Hier erklärt sie Senioren die Funktioen des Smartphones.
Büchereimitarbeiterin Marielies Schuldt (l.) kümmert sich um die Medienkompetenz von Lauenburgern aller Altersgruppen. Hier erklärt sie Senioren die Funktioen des Smartphones. © Elke Richel | Elke Richel

Bücherei von Kindern gut besucht

Auf der Grundlage dieser Förderung war die Lauenburger Bücherei eine der ersten im Land, die 2020 einen Medienpädagogen im Team begrüßen konnten. Zwar lief die Stelle von Stefan Epping nach zwei Jahren aus, aber mit Marielies Schuldt sorgte das Team selbst für eine Nachfolge. Gerade jetzt hat die Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste alle Hände voll zu tun.

Nicht nur an verregneten Ferientagen lassen sich die Kinder gern auf die Angebote der Bücherei ein. Auch in diesen Sommerferien besonders beliebt: einen eigenen Lego Stop Motion Film drehen. „Wir haben in der Bücherei Tablets, Legosteine und die Bücher als Filmvorlage. Es lag also auf der Hand, die Medien miteinander zu verbinden“, erzählt die Büchereichefin. Am Donnerstag, 24. August, können Nachwuchsregisseure ab 14 Uhr wieder ihre Ideen umsetzen.

Digitale Bildung auch für „Best-Ager“

Wer allerdings denkt, dass digitale Bildung nichts für die reiferen Jahrgänge ist, irrt gewaltig. Es muss ja nicht gleich die rasante Fahrt mit der VR-Brille durch digitale Welten sein. Aber das eigene Smartphone zu verstehen, ist für viele Senioren eine echte Herausforderung. Das hat Folgen. Mehr als die Hälfte der Menschen über 65 Jahren in Deutschland nutzt kein Smartphone.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie anlässlich bundesweiten Digitaltags im vergangnen Jahr. „Es gibt einfach zu wenig Angebote in dieser Richtung“, weiß Uta Silderhuis. Kein Wunder, dass es in der Bücherei für den „Smartphone-Kursus für Best Ager“ zeitweise sogar eine Warteliste gab.

Preisgeld fließt in Ausstattung des neuen Medienzentrums

Der „Bibliothekspreis 2023“ ist nicht die erste, aber die bisher höchste Auszeichnung, die das Lauenburger Büchereiteam in den vergangenen Jahren abgeräumt hat. Im November 2021 konnte es den Bibliothekspreis des Landes entgegennehmen und sich über das Preisgeld von 10.000 Euro freuen. Der Preis stand stand unter dem Motto „Alles, was Du wissen willst – Bibliotheken und Schulen“. Nur einen Monat später dann die nächste Auszeichnung: Die Lauenburger Bücherei wurde mit dem Qualitätssiegel „Qualifizierte Bibliothek zwischen den Meeren“ geehrt.

Bürgermeister Thorben Brackmann war der erste, den Uta Silderhuis anrief, als sie erfuhr, dass ihre Bewerbung die Jury am meisten überzeugt hat. „Das ist eine tolle Wertschätzung für das Team“, freut sich der Verwaltungschef. Die offizielle Preisübergabe erfolgt am 20. Oktober in Lauenburg. Die Stadt wird die Gäste dann zwar noch nicht im neuen Medienzentrum empfangen können, aber bis zum Umzug der Bücherei wird dann nicht mehr viel Zeit ins Land gehen.

Im ehemaligen Hotel und Festsaal Stappenbeck wird es nicht nur einen großzügigen Ausleihbereich geben, sondern auch einen sogenannten Makerspace. Das ist eine offene Werkstatt, in der für Benutzer unter anderem digitale Werkzeuge, wie Lasercutter oder 3D-Drucker bereitstehen. In die Ausstattung des neuen Medienzentrums werden übrigens auch die 7000 Euro Preisgeld fließen, die mit dem Titel „Bibliothek des Jahres 2023“ verbunden sind. Insgesamt lässt sich die Stadt das neue Medienzentrum 9,5 Millionen Euro kosten.