Lauenburg. Mit einem Schlag könnte sich in Lauenburg die Warteliste für Kitaplätze auflösen. Interessierte Eltern zur Info-Veranstaltung eingeladen.

Viele Familien warten händeringend darauf: Auf dem ehemaligen Gelände des Bauhofes wird im Herbst dieses Jahres eine neue Kita eingeweiht. Damit wird in Lauenburg ein riesen Problem gelöst: Für nahezu alle Kinder, deren Eltern es wünschen, gibt es dann einen Betreuungsplatz. Bisher glich die Zusage eines Kitaplatzes einem Sechser im Lotto. Alle vier Einrichtungen in Lauenburg führen lange Wartelisten.

Die neue Kita des Vereins Wabe dürfte die Situation deutlich entspannen. Hier gibt es nach Fertigstellung 140 Plätze, davon 30 für Krippenkinder. Das Betreuungskonzept orientiert sich an dem der bestehenden Kita Wabe am Birnenweg. Interessierte Eltern sind für Donnerstag, 22. Juni, zu einer Veranstaltung eingeladen. Ab 19 Uhr gibt es im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule Informationen aus erster Hand: Fachberaterin Melanie Schröder und Kitaleiterin Andrea Milewski erläutern das pädagogische Konzept der Wabe und beantworten Fragen dazu.

Keine Schließzeiten in den Ferien vorgesehen

Demnach ist eine Betreuung der Kinder zwischen 6 und 18 Uhr ganzjährig möglich. Schließzeiten, etwa in den Sommerferien, soll es nicht geben. Geplant ist unter anderem auch ein Saunabereich für die Kinder. Etwa 30 Betreuungskräfte sind vorgesehen. Außerdem soll es Frühstück, Mittagessen und ein Snackangebot für die Kleinen in der Einrichtung geben. Es sind keine Gruppenräume in der Einrichtung geplant, sondern funktionale Bereiche, etwa zum Basteln, Tanzen oder für Sport.

Kinder, die die Kita Wabe besuchen werden, können ihren Tagesablauf weitgehend selbst bestimmen. Sie sollen lernen, sich zuständig zu fühlen für die eigenen Belange und Bedürfnisse.

So soll die neue Kita Wabe am Glüsinger Weg in Lauenburg aussehen.
So soll die neue Kita Wabe am Glüsinger Weg in Lauenburg aussehen. © WABE e.V. | WABE e.V.

Viele Umwege zur Finanzierung des Projektes

Die Planung der neuen Kita begann mit Hindernissen. Mehrfach musste der Baustart verschoben werden. Zuerst hatte sich das Vertragswerk als kompliziert erwiesen. Die erste Idee: Die Dana Grundstücksverwaltung stellt das 4500 Quadratmeter große Grundstück zur Verfügung, errichtet das Gebäude und die Wabe übernimmt die Trägerschaft der Kita. Zuvor jedoch hatte das ehemalige Bauhofgelände der Stadt Lauenburg gehört. Nach langen Abstimmungsrunden und Verhandlungen war diese Überlegung vom Tisch. Die Wabe kaufte schließlich das Gelände, um die Kita in Eigenregie zu errichten. Aber auch das sollte nicht der letzte Plan gewesen sein.

Im Juli 2018 hatte die Stadt beim Kreis die Aufnahme dieser Plätze in den Kindertagesstättenbedarfsplan beantragt. Im Mai vergangenen Jahres gab es dann eine gute und eine schlechte Nachricht: Der Jugendhilfeausschuss des Kreises hatte beschlossen, dass die Stadt Lauenburg fast 3,2 Millionen Euro Fördermittel für den Bau einer Kita erhält. Allerdings erst im August 2023 – also etwa zum jetzt geplanten Eröffnungstermin.

Politik gab grünes Licht für cleveren Trick

Mit einem Trick umgingen die Stadt Lauenburg und der Verein Wabe die weitere Verzögerung des Projektes. Der Verein Wabe, der im Sinne der Gemeinnützigkeit keine Gewinne erzielen darf, hat das 100-prozentige Tochterunternehmen Queen Bee Immobilien ins Spiel gebracht. Die neue Idee: Queen Bee, errichtet die Kita und vermietet diese an die Stadt Lauenburg. Der Verein Wabe tritt in ein Untermietverhältnis mit der Stadt ein und betreibt die Kita. Mit dem Eintritt der Stadt Lauenburg in dieses Vertragskonstrukt soll das finanzielle Risiko des Vereins Wabe abgefedert werden.

Vor einem Jahr hatte die Stadtvertretung dieses Vertragskonstrukt in nichtöffentlicher Sitzung mit knapper Mehrheit beschlossen. Von einer langfristigen, unkalkulierbaren Belastung für die Stadt soll während der Diskussion die Rede gewesen sein. Die ursprünglich kalkulierten Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro müssen jetzt deutlich höher angesetzt werden. Wabe Geschäftsführer Marcel Graff rechnete schon vor zwei Jahren mit 7,2 Millionen Euro, die der Kitaneubau am Ende kosten wird. Und heute ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass seine damalige Schätzung Bestand haben wird.

Pädagogisches Konzept der Wabe ausgezeichnet

Für das pädagogische Konzept „Kinderstube der Demokratie“ gab es für die Kita Wabe den zweiten Platz beim „Deutschen Kita-Preis 2020“. Hinter steckt die Idee, dass Kinder – wenn man sie lässt – ein gesundes Gespür für ihre eigenen Bedürfnisse haben. Sie entscheiden in der Wabe, wann sie essen oder schlafen wollen, wer sie trösten oder mit ihnen Geburtstag feiern darf, wann sie draußen toben oder lieber drinnen singen wollen. Die Mitarbeiter der Kita verstehen sich als Lernbegleiter und Impulsgeber für die Kinder.

Trägerin der neuen Kita in Lauenburg ist die Wabe Nord Betriebs gGmbH, eine Tochtergesellschaft des Vereins Wabe. Die Gesellschaft wurde 2020 gegründet und verwaltet Kitas und Einrichtungen der offenen Ganztagsschule in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Weitere Informationen gibt es auf der Seite www.wabenord.de.