Müssen/Wohltorf. Zum Start der Badesaison heißt es: 23-mal Wasserqualität ausgezeichnet. Bis September nimmt der Kreis Proben. Aber nicht überall.

Auch wenn die aktuellen Wassertemperaturen manchen zweifeln lassen, am 1. Juni hat an Schleswig-Holsteins Binnengewässern ganz offiziell die Badesaison begonnen. Schon im Vorfeld wurden erste Wasserproben genommen. Landesweit geschieht dies an 330 Stellen. Die gute Nachricht: Fast überall blieben die ersten Proben ohne Beanstandung. Besser noch: Im Kreis Herzogtum Lauenburg erhielten alle die beste von vier Einstufungen: „ausgezeichnet“.

Die Auswahl der Stellen, wo regelmäßig Proben genommen werden, ist keineswegs willkürlich: Die Vorschrift greift nur für die Seen, Wasserläufe und Strandabschnitte an Nord- und Ostsee, die offiziell bei der EU verzeichnet sind.

Herzogtum Lauenburg: Badeseen bekommen Bestnoten

Manche der 23 geprüften Badestellen im seenreichen Herzogtum tragen Namen, die auf den ersten Blick zweifeln lassen, ob Wasserfreunde hier wirklich an der richtigen Stelle sind. Aber die Bedenken sind schnell ausgeräumt. Der Küchensee bei Ratzeburg ist kein Ort, wo etwa Pfannen oder Teller gespült würden. Der Küchensee ist Teil des Sees, der die Altstadt umschließt. Die Badestelle in Nachbarschaft des Hallenbades erfreut sich großer Beliebtheit.

Bei Sonnenschein gut besucht, aber nur selten überlaufen: Das Tonteichbad in Wohltorf
Bei Sonnenschein gut besucht, aber nur selten überlaufen: Das Tonteichbad in Wohltorf © Stephanie Rutke | Stephanie Rutke

Küchensee und Forellensee: Namen leiten in die Irre

Das gilt umso mehr für den Tonteich in Wohltorf. Die Wasserqualität in dem öffentlichen Bad genießt einen fast schon legendären Ruf. Nicht nur aus den umliegenden Gemeinden und der Stadt Reinbek kommen Badegäste. Die S-Bahnanbindung Wohltorfs lässt auch manche Bergedorfer und Hamburger den Sprung ins kühle Nass wagen.

Der Forellensee in Witzeeze zählt weniger Tagesbesucher. Grund ist aber nicht etwa, dass hier eine Fischzucht als Badestelle missbraucht würde. Der durch Kiesabbau entstandene See liegt wie seine Nachbarn fernab der Metropolen, dafür nahe von Büchen am Elbe-Lübeck-Kanal. Er hat dennoch viele Fans. Dazu zählen auch Gäste des benachbarten Campingplatzes, die ihn ausgiebig nutzen.

Eldorado für Camping-Fans und Sonnenanbeter

Auch Badestellen am Lütauer See und Salemer See haben jeweils Campingplätze in der Nachbarschaft. Die Badestellen sind teils mit Spielgeräten für Kinder und mit Volleyballnetzen ausgestattet. Auch die Besucher der beiden öffentlichen Badestellen am Prüßsee bei Güster profitieren von einem Campingplatz samt Infrastruktur. Der See selbst ist nicht natürlichen Ursprungs. Auch er ist durch Kiesabbau in der Region entstanden. Die freigegeben Uferbereich sind mit zusammen rund 500 Metern relativ groß.

Brigitte Rzepus und Damian am Lanzer See: Der Strand am Südende ist nur klein, bietet aber Liegeplätze mit und ohne Schatten.
Brigitte Rzepus und Damian am Lanzer See: Der Strand am Südende ist nur klein, bietet aber Liegeplätze mit und ohne Schatten. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

„Freizeitland“ Müssen verfügt nur über kleinen Strand

Bei Müssen, östlich von Schwarzenbek und westlich von Büchen, lockt das Freizeitland am Müssener See. Die Badestelle ist kleiner, als der Name vermuten lässt. Nördlich von Lauenburg in Basedow bietet sich der Lanzer See als Ziel für Wasserfreunde an. Auch er liegt nahe dem Elbe-Lübeck-Kanal. Der Lanzer See hat aber, im Unterschied zu den meisten anderen Badeseen, eine Verbindung zu der historischen Wasserstraße.

Auch am tiefsten See der Region, dem Schaalsee, sind zwei Badestellen ausgewiesen. Sie sind beide überschaubar, finden sich in Seedorf selbst sowie in Groß Zecher. Schatten ist in Groß Zecher Mangelware. Die Existenz der Badestellen hier ist keine Selbstverständlichkeit, ist der See doch größtenteils Schutzgebiet und Kernbereich des Biosphärenreservates Schaalsee-Landschaft.

Baden mit Blick auf das Biosphärenreservat

So hoch die Wasserqualität aktuell ist und die vergangenen Jahre war, Probleme sind nicht auszuschließen. Der Kreis Herzogtum Lauenburg verweist auf natürliche und von Menschen beeinflusste potenzielle Probleme. Die Gefahr der Algenblüte und Zerkarien (Saugwurm-Larven) steigt mit hohen Temperaturen. Bei massenhaftem Auftreten von giftigen Blaualgen müssen Badestellen gesperrt werden.

„Grundsätzlich gilt, Badegewässer sind freie Gewässer, in denen immer wieder natürliche Risiken vorhanden sind, etwa Zerkarien“ , heißt es seitens des Kreises Herzogtum Lauenburg. Die Hautquaddeln, die entstehen, wenn sich die Larven durch die Haut bohren, jucken stark. Ansonsten ist der Befall für Menschen in der Regel harmlos.

Belastungen unterhalb der Nachweisgrenze

Eigentliches Ziel der Larven sind Wasservögel. In Menschen sterben sie nach kurzer Zeit ab. Es gibt eine Möglichkeit vorzubeugen. Menschen sollten Wasservögel an oder in Badegewässern nicht füttern.

In der Region finden sich an vielen Seen ruhige Plätze fernab von jedem Trubel.
In der Region finden sich an vielen Seen ruhige Plätze fernab von jedem Trubel. © HLMS | HLMS photocompany GmbH

Andere Probleme werden vor allem durch Menschen verursacht oder gefördert. Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen oder Eintrag von Fäkalien lassen etwa die Belastung mit Coli-Bakterien steigen. Bei den aktuellen Messung seien die Werte überall weit unterschritten worden, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. „Überwiegend lagen sie sogar unterhalb der Nachweisgrenze.“

Gäste haben großen Einfluss auf die Wasserqualität

Die Nutzer können selbst einiges für den Erhalt einer guten Wasserqualität tun, rät der Kreis: „Lassen Sie keine Abfälle liegen! Benutzen sie vorhandene Sanitäranlagen! Halten Sie Haustiere wie z.B. Hunde und Pferde von den Badegewässern fern!“

Die Gewässerqualität wird bis 15. September durch regelmäßige Untersuchungen überwacht. Das Kreisgesundheitsamt arbeitet dafür mit einem Analyselabor zusammen. Die Ergebnisse sind jedoch nicht mehr direkt über den Online-Auftritt des Kreises abrufbar. „Es läuft alles beim Land zusammen“, erläutert Frohnert. Daher werde vom Herzogtum auf das Landesportal verlinkt.