Ratzeburg/Zarrentin. Der länderübergreifende Zweckverband Schaalsee-Landschaft schafft den Spagat zwischen Naturschutz und Tourismus.

Der idyllische Schaalsee ist das perfekte Erholungsgebiet für jeden Naturfreund. Hier gedeihen Pflanzen, die es anderswo nicht mehr gibt, und Tiere finden jede Menge Rückzugsorte. Die grüne Oase verdankt ihren einzigartigen Artenreichtum vor allem ihrer Lage im ehemaligen Grenzgebiet. 28 Jahre lang hat den sogenannten Todesstreifen kaum ein Mensch betreten. Die deutsch-deutsche Grenze verlief mitten durch den See.

Naturschutz kontra Sehnsucht nach Freiheit und Erholung

Mit dem Fall der innerdeutschen Grenze schielten viele Investoren auf das Filetstück. „Das Paradies darf nicht sterben“ titelte das Hamburger Abendblatt am 23. Februar 1990. Da waren auf der einen Seite die Naturschützer, die den See als Brutgebiet für seltene Wasservögel erhalten wollten. Auf der anderen Seite zitierte die Zeitung einen Anwohner aus Zarrentin, der sich der Initiative „Interessengemeinschaft Schaalsee“ angeschlossen hatte.

„Ist es nicht verständlich, dass wir nach 40 Jahren Unfreiheit und Betrachtung des Sees aus der Ferne jetzt endlich auch unsere Bedürfnisse nach Erholung am See geltend machen? Wir verwahren uns dagegen, dass die politische Grenze jetzt durch eine ,Naturschutzgrenze’ abgelöst wird“, sagte er

300 Quadratkilometer haben Status eines Unesco-Biosphärenreservats

Am Ende gelang der Kompromiss: Mit rund 26 Millionen Euro vom Bund und den Ländern kaufte der 1991 gegründete Zweckverband Schaalsee-Landschaft rund 4500 Hektar Flächen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für Naturschutzzwecke auf. Das länderübergreifende Naturschutzgroßprojekt wurde unmittelbar nach der Wiedervereinigung auf Empfehlung des Bundesumweltministeriums beantragt und 1992 bewilligt. Vor allem wurden die Kernzonen des Biosphärenreservats in Mecklenburg gesichert, aber auch Weiden, Grünland und Aufforstungsgebiete übernommen, wie es hieß.

In Mecklenburg genießt mittlerweile ein 300 Quadratkilometer großes Areal mit dem Ostteil des Schaalsees den Status eines Unesco-Biosphärenreservats. Diese Kernzonen sind für Besucher gesperrt. Sie machen insgesamt aber nur knapp sechs Prozent der Gesamtfläche aus.

Länderübergreifender Zweckverband feiert Erfolge in Sachen Naturschutz

Arnim Benz wurde 1991 der erste Geschäftsführer des Zweckverbandes Schaalsee Landschaft (Archivfoto)
Arnim Benz wurde 1991 der erste Geschäftsführer des Zweckverbandes Schaalsee Landschaft (Archivfoto) © Jens Dinsen / BGZ | jens dinsen

Seit 30 Jahren setzt sich der Zweckverband nun für den Schutz der Natur dieser Landschaft ein. Mitglieder sind die Landkreise Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein), Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern) sowie die Umweltstiftung WWF Deutschland (World Wide Fund for Nature).

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Neben großen Wildniswäldern mit Buchen und Eichen, die nicht mehr genutzt werden, wurden Moore renaturiert und alte Kulturlandschaften restauriert. Diesen Maßnahmen ist es zu verdanken, dass die ehemals gefährdeten Kraniche und Seeadler mittlerweile hier zu Hause sind und sich die Fischotterpopulation stabilisiert hat. Wir freuen uns auf die nächsten 30 Jahre“, sagte der Verbandsvorsteher des Zweckverbandes, Christoph Mager, anlässlich des Jubiläums.

Der Schaalsee ist einer der tiefsten Seen in Deutschland

Der 24 Quadratkilometer große Schaalsee liegt auf der Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Er ist mit einer maximalen Tiefe von 72 Metern einer der tiefsten deutschen Seen und wurde 2019 als Lebendiger See des Jahres ausgezeichnet. Die am Südufer gelegene Stadt Zarrentin ist der größte Ort am See. Dort entwässert die Schaale als Abfluss den Schaalsee. Die Schaale fließt weiter nach Süden und mündet in die Sude, die in die Elbe fließt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu einem Gebietstausch zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone, in dessen Folge der See je etwa zur Hälfte zu beiden Zonen gehörte.