Lauenburg/Ratzeburg. Eine Ausweitung des Zweckverbands nach Süden bis an die Elbe bei Lauenburg wird problematisch. Enttäuschung und Ärger beim BUND.

Eine große Lösung für die Ausweitung des Zweckverbandes Schaalsee-Landschaft (ZSL) nach Süden bis an die Elbe bei Lauenburg steht unter keinem guten Stern. Die Hoffnung im Kreis Herzogtum Lauenburg, die Flächen des ZSL und des Kreises mit denen gut doppelt so großen des Landes Schleswig-Holstein zusammenzuführen, wird keine Realität. Kiel ist derzeit nicht bereit, 389 Hektar in Besitz/Verwaltung der Stiftung Naturschutz an die ZSL zu übertragen. Zeitgleich wächst der Ärger im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Trotz entsprechender Forderungen halte der Kreis es weiter nicht für notwendig, die in der Region tätigen Naturschützer entsprechend einzubinden, so der Kardinalvorwurf.

Naturschutz: Kiel tritt keine Landesflächen für Schaalsee-Landschaft ab

Unstrittig ist, dass die Natur in der Region außer von den natürlichen Gegebenheiten auch von der Randlage in der Zeit der deutschen Teilung wie auch vom DDR-Grenzregime profitiert hat. Im Schatten von Grenzzäunen und Kolonnenwegen konnte sich die Natur vielerorts ungestört von menschlichen Einflüssen entwickeln. Erhalt und Vernetzung möglichst vieler wertvoller Biotope ist Kernziel des Zweckverbandes Schaalsee-Landschaft.

Ebenso unstrittig ist, dass die Idee eines Grünen Bandes zwischen der Ostseeküste und Bayern auf den BUND zurückgeht. In Bundesländern wie Thüringen und Sachsen-Anhalt gilt das Grüne Band inzwischen als nationales Naturmonument, in Hessen ist dies in Vorbereitung. Deutschlandweit engagieren sich Naturschützer von BUND und weiteren Organisationen dafür, leisten praktische Arbeit vor Ort, wie etwa die BUND-Kreisgruppe in der Delvenau-Stecknitz-Niederung.

Kommunikation und Zusammenwirken gestört

Die verschiedenartigen Strukturen erschwerten Kommunikation und Zusammenwirken, zeigt sich Thomas Metz zurückhaltend. Das Grüne Band ist eine bundesweite Initiative, erläutert der BUND-Kreisgeschäftsführer im Herzogtum. Der Zweckverband Schaalsee-Landschaft ist dagegen regional organisiert als Zusammenschluss dreier Kreise in Schleswig-Holstein und Mecklenburg sowie der Umweltschutzorganisation WWF. Entscheidend sei, dass eine längerfristig positive Entwicklung nur grenzüberschreitend gelingen werde.

Das Grüne Band aus der Luft: Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist bis heute Natur Trumpf, etwa auf, in und um den bis zu 72 Meter tiefen Schaalsee.
Das Grüne Band aus der Luft: Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist bis heute Natur Trumpf, etwa auf, in und um den bis zu 72 Meter tiefen Schaalsee. © Stiftung Herzogtum Lauenburg | Klaus Leidorf

Für Ende April ist ein bundesweites Treffen Aktiver in Zarrentin zum Thema Grünes Band geplant. Dann werde man auch schauen, inwieweit sich der BUND in die aktuellen Überlegungen einbringen könne, so Metz. In den vergangenen Jahren haben Aktive sich dafür eingesetzt, der in Teilen im vergangenen Jahrhundert für Kiesabbau und DDR-Grenzanlagen umgeleiteten Delvenau wieder ihren früheren Bachlauf zurückzugeben.

„Der BUND hat im Vorhabengebiet keine Flächen“

Weiter keine Notwendigkeit, mit dem BUND ins Gespräch zu kommen, sieht der Kreis Herzogtum Lauenburg. „Der örtliche BUND hat im Vorhabengebiet keine Flächen. Da es bei der Umsetzung des Projektes zunächst darum gehen muss, sich mit den Flächenbesitzern abzustimmen, gab es keinen Anlass, in Gespräche mit dem örtlichen BUND einzutreten“, antwortet Kreissprecher Tobias Frohnert auf eine entsprechende Anfrage. Mit dem Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes, Ole Eggers, gäbe es hingegen seit Beginn der Planungen Abstimmungsgespräche.

Das aktuelle Verbandsgebiet des ZSL soll nach Süden bis zur Elbe bei Lauenburg erweitert werden. 
Das aktuelle Verbandsgebiet des ZSL soll nach Süden bis zur Elbe bei Lauenburg erweitert werden.  © BGZ | ZSL

Der widerspricht: „Der Kreis hat zum konkreten Thema nach wie vor nicht mit uns gesprochen“, sagt Ole Eggers. Es habe allerdings ein Gespräch mit der Geschäftsführerin des Zweckverbandes Schaalsee-Landschaft gegeben. Der BUND werde weiter dafür werben, im Verfahren Gehör zu finden, stellt Ole Eggers unverdrossen klar.

Naturschützer fordern weiter Beteiligung

Dies sei umso wichtiger, als der WWF möglicherweise mittelfristig sein Engagement in der Region nicht im bisherigen Umfang aufrechterhalten werde. Daher wolle der BUND für den Naturschutz Flagge zeigen. Eggers: „Wir sind ja nicht nur in der Delvenau-Niederung aktiv, sondern auch im Norden am Grünen Band.“

„Es geht nicht darum, dass der BUND die Rolle des WWF im Zweckverband übernehmen möchte“, sagt Kornelia Mrowitzky. Die Vorsitzende des Kreis-Umweltausschusses ist selbst im BUND engagiert. „Das ginge auch so nicht, schließlich ist der WWF Eigentümer von Flächen im ZSL.“

„Alle sollten das Gespräch für mehr Naturschutz suchen“

Andererseits sei es wichtig, dass miteinander gesprochen werde. „Alle sollten das Gespräch suchen, mehr Naturschutz ist doch unser aller Ziel“, fordert die Grüne. Befindlichkeiten dürften dabei keine Rolle spielen. Der zuständige Forst- und Umweltausschuss des Kreises wird sich Montag, 6. März, erneut mit der Ausweitung des Zweckverbandsgebietes bis zur Elbe bei Lauenburg befassen. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17.45 im Kreishaus in Ratzeburg (Barlachstraße 2).

Bislang endet das Gebiet vor Zarrentin, es umfasst Flächen in den Nachbarkreisen Herzogtum Lauenburg, Ludwigslust-Parchim und Nordwest-Mecklenburg. Ein neues Vertragswerk, ohne Beteiligung des Landes, soll die Ausweitung regeln. Für die Bewältigung zusätzlicher Aufgaben soll der Zweckverband Geld für personelle Verstärkung erhalten.

Ausschuss will wissen: Warum macht Kiel nicht mit?

„Ich fände es gut, wenn uns im Ausschuss noch einmal aktuell berichtet würde“, sagt Grünen-Politikerin Mrowitzky. So etwa zur Frage, warum Kiel nicht auf die Idee des Kreises eingestiegen ist, Flächen aus der Naturschutzstiftung des Landes an den Zweckverband zu übertragen, um Verwaltung und Entwicklung aus einer Hand zu gewährleisten. „Ich weiß bisher nicht, wie es zum Nein des Landes gekommen ist.“ Wichtig sei jedoch, dass an dem Ziel festgehalten werde, den Schutz bis an die Elbe auszuweiten.