Lauenburg. Neue Besen kehren gut? Warum der neue Bürgermeister in Lauenburg davon nicht viel hält und lieber erst mal zuhören will.
Der Schreibtisch ist fast leer, nur sein Laptop, der Fahrradhelm und die Postmappen liegen darauf. „Ich werde mich erst in den nächsten Tagen einrichten“, sagt Thorben Brackmann fast entschuldigend. Schon sein erster Arbeitstag ist voll getaktet: Vor unserem Redaktionstermin hat er alle Mitarbeiter besucht, auch die, die er während seines mehrwöchigen „Praktikums“ in der Lauenburger Verwaltung noch nicht kennengelernt hat. Vor dem Sekretariat wartet schon eine Lauenburgerin, die dem neuen Bürgermeister ihr Anliegen vorbringen möchte.
In den ersten 100 Tagen vor allem zuhören und lernen
Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Doch Thorben Brackmann will in der ersten Zeit im Amt weder alles umkrempeln, noch große Neuerungen in der Verwaltung einführen. „Hier arbeiten kompetente Leute. Ich werde mir erst mal einen Überblick verschaffen und schauen, was die wichtigsten Schwerpunkte in den Amtsbereichen sind. Im Moment bin ich nur Lernender“, sagt er. 100 Tage hat er sich dafür Zeit gegeben, die typische „Schonfrist“ für neue Amtsinhaber.
Eine sogenannte To-do-Liste hat sich Thorben Brackmann trotzdem schon angelegt. Ihm sei klar, dass viele Lauenburger große Erwartungen an ihn haben. In den sozialen Netzwerken wird immer öfter sein Name markiert, wenn Themen aus der Stadt diskutiert werden. An den Zielen, die er im Wahlkampf formuliert hat, will er sich messen lassen. „Allerdings geht nicht alles auf einmal. Und ich muss auch immer wieder betonen, dass der Bürgermeister allein keine Entscheidungen treffen kann. Es gilt, politische Mehrheiten, besser noch Einigkeit, für bestimmte Anliegen zu erreichen. Je mehr Rückhalt es aus der Stadtvertretung gibt, desto besser“, sagt er.
Politik und Wirtschaft mit ins Boot nehmen
Thorben Brackmann ist sich darüber im Klaren, dass die Parteien und Wählergemeinschaften jetzt vor allem an ihren Programmen feilen. Schließlich ist am 14. Mai Kommunalwahl und bis dahin gilt es, möglichst viele Wähler zu mobilisieren. Große politische Entscheidungen sind bis dahin nicht mehr auf der Tagesordnung und die nächste Stadtvertretersitzung wird schon in neuer Zusammensetzung tagen. Trotzdem will Brackmann baldmöglichst mit den derzeitigen Fraktionsvorsitzenden zusammenkommen. „Es ist mir wichtig, auch bis zum 14. Mai eine gute Zusammenarbeit mit der Politik zu pflegen“, hat er sich vorgenommen.
Ein wichtiges Anliegen im Wahlkampf war ihm, der Lauenburger Wirtschaft Gehör und ein Sprachrohr zu geben. Im Falle seiner Wahl, so hatte er es angekündigt, werde auch das Thema Wirtschaftsbeirat wieder auf die Tagesordnung kommen. Als „mittelfristig“ hat er es bereits in seiner To-do-Liste vermerkt.
Lauenburgs Städtepartnerschaften neu beleben
Um die Beziehungen zu Lauenburgs Partnerstädten ist es mittlerweile, zumindest nach außen, ziemlich still geworden. Auch dieses Thema liegt Thorben Brackmann am Herzen. „In diesem Jahr findet in Lauenburg turnusmäßig das Verbrüderungstreffen statt. Das ist eine gute Gelegenheit, die Beziehungen zu intensivieren“, sagt er. Nach ersten Planungen ist aus diesem Anlass ein Bürgerfest geplant.
Details stehen zwar noch nicht fest, aber Brackmann schwebt vor, vor allem die Menschen der europäischen Partnerstädte Dudelange (Luxemburg), Manom (Frankreich) und Lebork (Polen) wieder näher zusammenzubringen. Die Stadt Boizenburg ist seit 1990 Partnerstadt von Lauenburg. Mit dem neuen Bürgermeister, Rico Reichelt, hat er bereits Kontakt aufgenommen. „Schließlich verbindet uns einiges. Wir sind etwa gleich alt, neu im Amt und fast zur selben Zeit Vater geworden“, sagt Brackmann lachend.
Mehr Transparenz und eine neue Kommunikation
Ein Anliegen hat Thorben Brackmann schon vor seiner Wahl immer wieder betont: Die Kommunikation der Verwaltung will er auf andere Füße stellen. „Für die bessere Information aller Lauenburger werde ich unterschiedliche Medien nutzen: Zeitungen, die Homepage der Stadt, soziale Medien und auch einen Glaskasten „Amtliche Bekanntmachungen“ im Zentrum der Stadt“, hatte er versprochen.
Dazu steht er auch jetzt. Regelmäßig will er auch künftig über seinen Facebookaccount über aktuelle Entwicklungen in der Stadt berichten. Und wann immer es geht, wird er mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs sein. „Da kann ich mir frische Luft um die Nase wehen lassen und bin ich jederzeit ansprechbar“, sagt er.
Das wünschen sich Lauenburger vom neuen Bürgermeister
Bei der Bürgermeisterwahl im November vergangenen Jahres fuhr Thorben Brackmann ein Traumergebnis ein. Mit 58,3 Prozent aller Stimmen setzte er sich klar gegen seine Mitbewerber Anne-Marie Hovingh (32,2 Prozent) und Patric Hoffmann (6,1 Prozent) durch. Wir haben uns in der Stadt umgehört, was sich die Menschen vom neuen Lauenburger Bürgermeister wünschen.