Lauenburg. Das Ziel ist ehrgeizig: Mehr Tempo für alle auf der Datenautobahn. Doch an unerwarteter Stelle holen sich die Firmen eine Abfuhr.

Glasfaser für alle bis 2030: Die Bundesregierung hat ihre Ziele für den flächendeckenden Ausbau der zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur gesteckt. In Lauenburg liegt die Messlatte höher. „In drei bis vier Jahren wollen wir mit dem Netzausbau durch sein“, stellt Torsten Möller, Prokurist der Versorgungsbetriebe Elbe Media GmbH, in Aussicht.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn längst nicht alle Lauenburger sind davon überzeugt, dass sie das superschnelle Internet tatsächlich benötigen. Gerade dort, wo Vertriebsleiter Stephan Suhr meinte, mit dem Glasfaser-Angebot offene Türen einzurennen, ist das Interesse besonders verhalten.

Internet: Glasfaserausbau soll in Launburg bis 2027 fertig sein

„Bei den Großunternehmen im Industriegebiet haben wir uns eine Abfuhr nach der anderen abgeholt“, erzählt er. Das Problem: Wird in einem Bauabschnitt nicht mindestens eine 30-prozentige Anschlussquote erreicht, rechnet sich die Sache für das Unternehmen nicht. Auch wer Interesse bekundet hat, schaut dann dort vorerst in die Röhre. Dabei haben die Versorgungsbetriebe schon nachgebessert: Ursprünglich war die Rede davon, dass für die Wirtschaftlichkeit eine Quote von mindestens 35 Prozent nötig sei.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, sagt der Volksmund. Das trifft offenbar auch auf den Glasfaserausbau in Lauenburg zu. Es geht nämlich durchaus voran, wenn auch langsamer als ursprünglich erhofft. Im ersten Bauabschnitt im Nordwesten der Stadt und dem Neubaugebiet Birnbaumkamp werden gerade die letzten Hausanschlüsse in Betrieb genommen. Im zweiten Bauabschnitt im Südwesten der Stadt sind derzeit die Arbeiten in vollem Gange. Seit Ende vergangenen Jahres konzentriert sich die Akquise nun auf den nächsten Bauabschnitt im Lauenburger Stadtzentrum nördlich der B 5.

„Bei den Gewerbetreibenden haben wir in diesem Bereich die Anschlussquote schon erreicht. Für die privaten Haushalte haben wir die Frist für Vertragsabschlüsse zunächst auf den 28. Februar verlängert“, sagt Stephan Suhr. Er und seine Mitarbeiter setzen auf den persönlichen Kontakt zu den potenziellen Kunden, der nach den Corona-Beschränkungen jetzt wieder möglich ist. „Wir werden in den nächsten Wochen mit unserem neuen Info-Mobil an zentralen Punkten im Einzugsgebiet stehen“, kündigt er an.

Aussicht auf Glasfaseranschluss auch in der Altstadt

Die bisher nicht überplanten Gebiete in Lauenburg sollen keine weißen Flecken in Sachen schnelles Internet bleiben. Die gesamte Fläche ist mittlerweile in Bauabschnitte eingeteilt. Das gilt übrigens auch für die Lauenburger Altstadt – erklärtermaßen das Sorgenkind der Planer des Glasfasernetzes. Die Elbstraße ist ein historisches Pflaster – und ein schwieriges dazu: Die Sanierung, einschließlich die der Kanalisation, ist eine Mammutaufgabe. „Wenn die Straße aufgerissen wird, klinken wir uns mit Verlegung der Glasfaserkabel gleich ein“, sagt Möller.

Dass bisher in dieser Hinsicht nichts passiert ist, liegt nicht am fehlenden Geld. Die Finanzierung der Maßnahme ist zu 100 Prozent aus Mitteln der Wiederaufbauhilfe nach dem Hochwasser gedeckt. Insgesamt 10,5 Millionen Euro stehen dafür bereit. Seit drei Jahren ist das Unternehmen Merkel Ingenieur Consult aus Schwerin mit der Planung der Kanalisation in der Elbstraße betraut. Inzwischen ist die geplante Sanierung auch nicht mehr an die immer wieder verschobene Errichtung des Hochwasserschutzes gekoppelt. „Wir sind in Abstimmungsgesprächen. Dass wir mit der Maßnahme bis 2027 durch sind, halte ich für realistisch. Das betrifft dann auch die Verlegung von Glasfaserkabel in der Altstadt“, stellt Bauamtsleiter Christian Asboe in Aussicht.

Kampf der Netzanbieter um Kunden in Lauenburg entbrannt

Im September 2017 wurde der Kooperationsvertrag zwischen der eigens gegründeten Versorgungsbetriebe Elbe Media GmbH – einem Tochterunternehmen der Versorgungsbetriebe Elbe – und der Vereinigten Stadtwerken Media GmbH aus Nusse unterzeichnet. Dass die Kundengewinnung in Dorfgemeinschaften einfacher ist als in einer Stadt wie Lauenburg, haben beide Unternehmen in den über fünf Jahren ihrer Zusammenarbeit bereits gemerkt. Während in den Gemeinden des Amtes Lütau die Anschlussquote zum Teil bei 80 Prozent lag, müssen in Lauenburg dicke Bretter gebohrt werden.

„Das liegt auch daran, dass das Netz in den Städten derzeit besser ausgebaut ist als auf dem Land. Außerdem sind hier natürlich auch Mitbewerber auf dem Markt“, sagt Möller. Tatsächlich ist der Kampf der Netzbetreiber um potenzielle Kunden auch in Lauenburg entbrannt. Ende vergangenen Jahres warb die Telekom in einer breit angelegten Kampagne um künftige Bewohner im geplanten Baugebiet an der Juliusburger Landstraße – obwohl es für dieses Gebiet noch keinen Bebauungsplan gibt, geschweige denn die Vermarktung der Grundstücke begonnen hat.

Ein Jahr vom Tiefbau bis zur Inbetriebnahme des Netzes

Trotzdem ist die Konkurrenz für den regionalen Anbieter Elbe Media GmbH natürlich eine zusätzliche Motivation, Gas zu geben. „Im vergangenen Jahr hatten wir einige Schwierigkeiten mit der Materialbeschaffung. Das Problem ist jetzt zum Glück vom Tisch“, sagt Planungsleiter Marco Büchler. Der Hausanschluss ist während der Vertragsphase kostenlos. Danach werden normalerweise Anschlussgebühren von mindestens 800 Euro fällig.

Wer sich zu einem Anschluss entschlossen hat, braucht dann aber Geduld: Etwa ein Jahr dauert es von den ersten Arbeiten bis zur Inbetriebnahme des Hausanschlusses. Weitere Informationen zu Leistungen, Preisen und was bei der Hausinstallation zu beachten gibt es auf der Seite www.stadtwerke-media.de/vbe.