Schnakenbek. In Schnakenbek hat Unternehmer Johann von Frankenberg einen alten Kuhstall mit viel Liebe zum stylishen Großraumbüro umgebaut.
Im Jahr 2005 öffnete in San Francisco der erste Co-Working Space, der Freiberuflern die Möglichkeit zur Arbeit per Computer und zugleich den Austausch mit Menschen aus anderen Branchen bot. Zeitgleich öffnete auch in Berlin ein Co-Working Space. Heute gibt es dort mehr als 150 solcher digitaler Arbeitsplätze, in Hamburg sind es laut Coworkingguide.de derzeit 32.
Im Herzogtum Lauenburg ist die Anzahl solcher Räumlichkeiten noch überschaubar: Im Nordkreis können Angestellte und Freiberufler, Firmen und Vereine, sich im TorfHub in Kastorf bei Berkenthin einmieten. Im Südkreis hat jetzt der Co-Working Space „Hohes Elbufer“ (Alte Salzstraße 18) geöffnet.
Schnakenbek bietet den ersten Co-Working-Space im Süden des Herzogtums
Johann und Katharina von Frankenberg waren vor 13 Jahren von Hamburg aufs Dorf gezogen. „Wir wollten, dass unsere Kinder in einer ländlichen Umgebung aufwachsen können“, so von Frankenberg. Der Hof war dann doch größer als gedacht und musste gefüllt werden: Neben Pferdestall und Wohnhaus vermarktet der ehemalige Unternehmensberater unter dem Namen Wildglück Fleisch und Wurst aus der Region. Dazu kamen im alten Kuhstall hochwertige Ferienwohnungen sowie der Co-Working Space im Erdgeschoss.
Ehemaliger Kuhstall überrascht mit hochwertigem Ambiente
Wer den Raum betritt, schreitet über echte Eichendielen. „Wir wollten den Menschen, die hier arbeiten werden, eine möglichst angenehme Atmosphäre bieten. Wer acht oder mehr Stunden in einem Büro arbeitet, verbringt darin ja einen Großteil seines Lebens“, sagt von Frankenberg. Inmitten des 10 mal 12 Meter großen Raums mit der hohen Decke und den hölzernen Ständerwerk stehen zwei große Küchentische. „Die kommen noch raus“, sagt der Unternehmer.
Im Fußboden sind unter einer Abdeckung bereits Steckdosen und Lan-Anschlüsse vorhanden: Dort werden noch ebenso wie an den Wänden höhenverstellbare Arbeitstische aufgestellt. Zehn Arbeitsplätze sind bisher geplant. Hinzu kommen eine Lounge-Ecke mit Sesseln und Sofa sowie ein Besprechungszimmer. Damit kann sich der Raum durchaus mit stylischen Co-Working-Spaces in Hamburg messen.
Schalldichte Bürokabinen für Videokonferenzen
Auffällig sind die vier großen Bürokabinen der schwedischen Edelmarke Framery: Jeweils zwei Einzel- und zwei Doppelboxen, in denen zur Not auch vier Personen Platz finden, sorgen dafür, dass Gespräche einerseits nicht mitgehört und andererseits die übrigen Coworker nicht gestört werden. Eine Akustikdecke sorgt dafür, dass im großen Raum Tastengeklapper oder leise Gespräche kaum zu hören sind.
„Ich würde immer die Kabinen nutzen oder nach draußen gehen, wenn ich telefoniere“, sagt von Frankenberg. Er setzt darauf, dass sich in dem Space Nutzer regelmäßig treffen und Verhaltensregeln für ihre Arbeit aufstellen, um andere nicht zu stören, will ansonsten selber Regeln aufstellen.
Schnelle Datenverbindung dank Glasfaserkabel
Mitbringen müssen Nutzer nur ihren eigenen Computer. Mit dem können sie sich wahlweise per Lan-Kabel oder WLAN einwählen. „Wir haben einen Glasfaseranschluss der Vereinigten Stadtwerke, der die entsprechenden Bandbreiten bietet“, so von Frankenberg. Ein Speedtest ergab eine Downloadrate von im Durchschnitt 260 Megabit pro Sekunde (Mb/s), im Upload waren es sogar 277 Mb/s.
Das sind sehr gute Werte: Experten empfehlen eine Leitung mit 200 Mb/s als ideal, wenn mehrere Personen im Internet surfen wollen. Die Installation vom Notebook auspacken bis zur Arbeitsfähigkeit dauert knapp sieben Minuten: Die Einwahl ins WLAN funktionierte problemlos, einzig der zweite Bildschirm musste noch am PC konfiguriert werden. Noch ein wenig schneller funktioniert der Kaffeevollautomat im Eingangsbereich: Kaffee, Wasser und Tee stehen für die Nutzer kostenfrei bereit.
Noch zwei Wochen zum Schnupperpreis arbeiten
Bis zum 17. Februar gilt noch eine Eröffnungspreis von zehn Euro: Dafür können die Coworker einen Tag lang arbeiten, Kaffeetrinken, die Bürokabinen und den Drucker nutzen. Anschließend will von Frankenberg die Preise auf ein marktübliches Niveau anheben: Pro Tag würden dann 18 Euro fällig, für einen halben Tag zehn Euro.
„Daneben wird es aber natürlich auch Abo-Angebote geben“, sagt der Unternehmer, der davon ausgeht, dass es bis zu drei Jahre dauern wird, bis sich das Angebot etabliert hat. Er setzt dabei vor allem auf die Menschen, die in Lauenburgs Neubaugebiet Birnbaumkamp gezogen sind: Statt nach Hamburg zu pendeln, könnten sie sich bereits in Schnakenbek an den Rechner setzen. Geöffnet ist der Raum wochentags von 8.30 Uhr bis 19 Uhr.
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Der Unternehmer ist Mitglied der CoworkLand-Genossenschaft: Die hatte in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und finanziert durch den Kreis in den Jahren 2019 und 2021 sogenannte Co-Working-Container in Schwarzenbek und Lauenburg aufgestellt, um für das Konzept zu werben.
Von Frankenberg sieht sich durch die von CoworkLand ermittelten Zahlen für Lauenburg bestätigt: Von den rund 3400 Beschäftigten in Lauenburg verlassen 2500 Personen die Stadt, um zu arbeiten. 635 Personen nehmen dafür Arbeitswege bis nach Hamburg in Kauf. Von Frankenberg setzt jedoch nicht nur auf Angestellte, auch Selbstständige und Unternehmer sowie Vereine können sein Angebot nutzen: Die Wirtschaftliche Vereinigung Lauenburg (WVL) als auch der Förderverein der Evangelischen Grundschule in Gülzow haben bereits Zeiten gebucht.
Co-Working wird durch die Aktivregion gefördert
Gefördert wurde der rund 250.000 Euro teure Umbau des Kuhstalls zum Co-Working Space über die Aktivregion Sachsenwald-Elbe mit 60.000 Euro. Der kostenfreie Zuschuss beinhaltet aber auch, dass von Frankenberg das Angebot mindestens fünf Jahre vorhalten müssen.
Mit dem Auto ist das Co-Working Space aus Lauenburg in fünf Minuten, aus Geesthacht in 15 Minuten erreicht. Stellplätze für Autos und Fahrräder sind in ausreichender Zahl vorhanden. Nutzer können auch per Linienbus anreisen: Die Haltestelle in der Dorfmitte ist 350 Meter vom Co-Working Space entfernt. Anmeldung per E-Mail an info@coworking-hoheselbufer.de oder unter 01 72/4 19 22 14.