Geesthacht. Die Kreisforsten kämpfen zwischen Grünhof und Schnakenbek auch gegen Sturmfolgeschäden. Warum die Weißtanne so wichtig ist.
In der Avendorfer Heide ist echtes Schietwetter. Immer wieder prasseln kräftige Schauer über dem Waldstück nördlich der Bundesstraße 5 zwischen Grünhof und Schnakenbek herunter. Hannes Koopmann, zuständiger Förster aus dem Revier Grünhof, schaltet lieber den Allradantrieb seines Pick-ups hinzu, als er über die mit großen Pfützen versehenen matschigen Pfade fährt. An einer großen Fichte stoppt er, um zu demonstrieren, wie sehr dieses rund 200 Hektar großes Waldstück vom Klimawandel betroffen ist. Noch immer sind die Sturmschäden aus dem vergangenen Frühjahr nicht beseitigt.
Nahe am Stamm der Fichte sticht Koopmann mit einem Spaten in den Boden und greift dicht unter der Oberfläche nach Erde. Sie ist knochentrocken und staubt, als der Förster sie zu Boden rieseln lässt – trotz der vielen Regenfälle der vergangenen Tage. „Die Nadeln halten den Regen ab, unten kommt kaum Nässe an. Das ist bei Buchen, die im Winter kein Laub haben, ganz anders. Das kann man leicht an den Stämmen erkennen“, sagt der Revierförster.
Kreisforsten kämpfen mit Folgeschäden von Stürmen in 2022
Fichten leiden besonders unter der Trockenheit, sind dann anfälliger für den Befall von Borkenkäfern und sterben letztlich ab. Orkan „Zeynep“ hatte im vergangenen Jahr besonders großen Schaden angerichtet. Allein 10.000 Festmeter Fichtenschadholz wurden 2022 aus dem Revier Grünhof geholt – zusätzlich zu den bereits geschlagenen 5000 Festmetern. Vorgesehen von der Forsteinrichtung ist im Revier Grünhof ein jährlicher Einschlag von 7000 Festmetern.
Aktuell ist erneut der Harvester, eine Erntemaschine für Bäume, im Einsatz – zur Verwunderung einiger Waldbesucher: „Warum macht ihr denn jetzt schon wieder Holz?“ Fragen wie diese erreichen Hannes Koopmann zuletzt häufiger. Antwort: „Es sind immer noch Sturm-Folgeschäden“, erklärt der Förster. Allein seit Anfang Januar wurden weitere 2400 Festmeter Holz herausgeholt – entweder abgestorbene oder durch Wind umgefallene Stämme.
Kreisforsten investieren 445.000 Euro in den Waldumbau
Auf den entstandenen Freiflächen soll klimaresistenter Wald entstehen. Die Kreisforsten investieren in dieser Pflanzsaison 445.000 Euro in neue Bäume. Die „Stiftung Wald“ steuert weitere gut 100.000 Euro bei, um auf den Schadflächen etwa 40.000 Setzlinge zu pflanzen. Überdies betreiben die Forstwirte sogenannten Voranbau, in dem sie etwa unter noch stehende Fichten kleine Buchen pflanzen.
„Wir laufen der Zeit hinterher. Wo wir eingreifen müssen, zeigen uns Stürme und der Borkenkäfer“, sagt Koopmann. Wenn Windwürfe abgearbeitet werden müssen, bleiben andere Arbeiten liegen. Teilweise liegt es daran, dass sich keine Firmen auf Ausschreibungen melden. So bleiben etwa die Jungwuchspflege und die Herstellung von Wegen liegen. „Wir können und nicht um alles kümmern“, entschuldigt sich Koopmann.
Sturmschäden am Elberadweg immer noch nicht beseitigt
So liegen rund 70 Tonnen Tragschicht für den Elberadweg seit Weihnachten in einem riesigen Haufen auf einem Parkplatz an der B 5. Eigentlich sollte der Weg, auf dem 2022 zwischen Grünhof und Schnakenbek eine Umleitung eingerichtet werden musste, schon im Herbst wieder hergestellt sein. Nun ist Ostern anvisiert. Der Elberadweg kann zwar auch aktuell befahren werden, ist aber ähnlich matschig wie die Wege in der Avendorfer Heide. „Wenn sie immer nur mit Gummistiefeln in den Wald können und alles matschig ist, ist das belastend für Waldbesucher“, weiß Hannes Koopmann.
Dieses Waldstück ist eines von zwei Pilotprojekten im Kreis Herzogtum Lauenburg, wo getestet wird, ob sich die nicht heimische Weißtanne besser für den Klimawandel eignet. 2022 hatte etwa Dr. Klaus von Oertzen, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht, 1000 Exemplare gestiftet.
Die Hoffnung: Weißtannen können Fichten ersetzen
Auch die „Stiftung Wald“ hat Weißtannen gepflanzt. Dias zeigt Förster Hannes Koopmann in einem anderen Bereich der Avendorfer Heide, wo noch etwa 50 Jahr alte Fichten stehen. Am Boden hat sich dort bereits die nächste Generation Fichten ausgesät. Diese etwa 20 Zentimeter hohen Ableger „hocken“ aktuell, wie Förster sagen. Das heißt, der Höhentrieb ist niedriger als der Seitentrieb lang ist – ein Zeichen von Lichtmangel.
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Wenn allerdings die großen Fichten sterben und umfallen, schießen die jungen Fichten in die Höhe. Diese wiederum würden aber gar nicht groß werden, sondern wegen der Trockenheit eingehen. Weißtannen benötigen hingegen weniger Licht fürs Wachstum. Die Hoffnung ist, dass sie sich gegen die Fichten durchsetzen.