Büchen/Lauenburg. Fahrplan zwischen Lüneburg und Lübeck soll wieder erfüllt werden. Dafür kürzt Erixx den Fahrplan zwischen Kiel und Lübeck deutlich.

Das Bahnunternehmen Erixx bekommt seine Probleme weiter nicht in den Griff: Nach dem Stotterstart Anfang Dezember soll zwar der regionale Bahnverkehr zwischen Lübeck über Büchen und Lauenburg bis Lüneburg wieder ohne Einschränkungen fahren – dafür lässt der neue Streckenbetreiber nun wochenlang Züge zwischen Kiel und Lübeck ausfallen.

Unzufrieden mit der Situation auf der Strecke ist Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos). „Ich habe die Erwartungshaltung, dass erixx von anderen Orten, aus anderen Regionen Leute holt“, sagte Madsen der Deutschen Presse-Agentur. „Sie müssen sich Springer besorgen und alles tun, was möglich ist.“ Das Bahnunternehmen stehe unter maximalem Druck.

ÖPNV: Erixx sorgt für großen Ärger in Kiel und Lübeck

Der Ärger ist auch in Kiel und Lübeck groß. Betroffene, Berufspendler wie auch die beiden Bürgermeister fordern Konsequenzen für den privaten Bahnanbieter, der die Strecken erst Anfang Dezember übernommen hatte. Und Änderungen für das Vergabeverfahren. Doch zunächst einmal gilt der Vertrag mit Erixx Holstein bis 2035. Es sei denn, es stellt sich heraus, dass Erixx sich dauerhaft außer Stande zeigt, seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen.

„Der Grundsatz ist: Was nicht fährt, wird nicht bezahlt“, sagte Madsen. Das Unternehmen habe also schon einen starken wirtschaftlichen Anreiz, die Züge wie vereinbart fahren zu lassen. „Strafen bringen uns nicht so richtig weiter.“ Jede Übergabe einer Strecke an einen anderen Betreiber beinhaltet eine gewisse Unruhe. „Die grundsätzlichen Personalengpässe werden durch ein extremes Krankheitsbild erschwert.“

"Erixx muss die Anlaufprobleme endlich in den Griff bekommen"

Nah.SH wie auch der Fahrgastverband ProBahn sehen in den angekündigten Veränderungen Verbesserungen, nicht nur für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Obwohl im Norden die Zahl der Zugverbindungen gegenüber dem Ursprungsfahrplan deutlich zusammengekürzt werden soll, sei dies ein Fortschritt: Die Kunden könnten besser mit verlässlichen Fahrplänen und weniger Verbindungen planen als mit Plänen, die mehr Züge vorsehen, die aber nicht oder nur mit erheblichen Verspätungen fahren, meinen ProBahn-Vertreter wie Karl-Peter Neumann.

Auch Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU) sieht den neuen Ersatzfahrplan unter den gegebenen Bedingungen als leichte Verbesserung, weil er für die Fahrgäste zumindest verlässlich und verständlich sei. „Klar ist aber auch, dass erixx die Anlaufprobleme endlich in den Griff bekommen und vor allem die Personalprobleme lösen muss.“ Das Ministerium spreche regelmäßig mit der Geschäftsleitung, um den Druck hochzuhalten. „Unser Ziel und unsere Erwartungshaltung ist dabei ganz klar, dass erixx das auf die Schiene bringt, was wir bestellt und vereinbart haben.“

Kritik an privatem Bahnanbieter hält an

Manche Politiker und Bürgermeister wollen sich mit der Entwicklung nicht abfinden. So hatte Büchens Bürgermeister frühzeitig den Ärger kanalisiert. Uwe Möller hatte Beschwerden genervter Erixx-Kunden gesammelt und an Nah.SH beziehungsweise das Landesverkehrsministerium weitergegeben. Noch im alten Jahr hatte Uwe Möller Gelegenheit erhalten, sich mit Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck über die Probleme auszutauschen.

„Erixx muss die Probleme schnell in den Griff bekommen. Die Pendlerinnen und Pendler erwarten zurecht einen verlässlichen Bahnverkehr“, so Möller. „Es ist gut, dass Nah.SH den Druck auf Erixx hoch hält und das Unternehmen an seine Verantwortung gegenüber Land und Fahrgästen erinnert.“

Das reicht der Opposition im Land nicht. Landtagsabgeordnete wie Niclas Dürbrook (SPD) äußern harsche Kritik an den Verantwortlichen. Auf drohende Personalprobleme bei Erixx-Holstein sei frühzeitig hingewiesen worden, doch diese Bedenken seien von Landesregierung und Nah.SH noch im November vom Tisch gewischt worden.

ÖPNV: Hälfte der Expressverbindungen Kiel-Lübeck entfällt

Ab dem 9. Januar und voraussichtlich bis zum 5. Februar entfallen die Hälfte der Expressverbindungen zwischen Kiel und Lübeck, betroffen sind alle Züge der Linie RE83, die zur ungeraden Stunde abfahren würden. Des weiteren müssen Fahrgäste die von Lüneburg nach Kiel (oder umgekehrt) wollen, vorübergehend in Lübeck umsteigen.

Kommunikation bleibt für Erixx weiterhin eine Aufgabe. Auch gegenüber der Presse. Fragen zur aktuell weiterhin angespannten Personalsituation, zum Fahrzeugpark, der in Teilen nicht fahrbereit von DB Regio übergeben worden war, und zu einigem mehr konnte oder wollte Erixx bis zum Redaktionsschluss am Freitag nicht beantworten.