Lauenburg/Büchen. Privater Bahnanbieter hat Strecken gerade erst übernommen und zieht schon die Notbremse. Probleme bis Anfang Februar?
Der private Bahnbetreiber Erixx Holstein zieht die Notbremse. Das Unternehmen hat massive Probleme, die Bahnverbindungen Kiel – Lübeck sowie den Regionalexpress 83 (RE83) auf der Linie Lübeck – Büchen – Lauenburg – Lüneburg zu bedienen. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember hatte die 100-Prozent-Tochter der Osthannoverschen Eisenbahnen AG die Routen von DB Regio übernommen. Seitdem fuhren viele Züge mit teils erheblichen Verspätungen. Andere fielen ganz aus.
Erixx streicht wochentags elf Zugverbindungen
Jetzt streicht Erixx Holstein den Fahrplan kräftig zusammen. Wochentags sollen im Schnitt elf Verbindungen entfallen, am Wochenende sogar zwölf. Dies hat das Unternehmen Sonnabend, 17. Dezember, mitgeteilt. Die jetzt verkündeten Kürzungen sollen von Montag, 19. Dezember, an gelten. Sie werden auch Auswirkungen auf den Weihnachtsverkehr haben. Vorerst sind diese Beschränkungen bis Sonntag, 25, Dezember, geplant.
Das Beheben der bestehenden Probleme wird jedoch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, teilt die Erixx-Holstein-Zentrale mit Sitz in Lübeck mit. „Mindestens bis 5. Februar“ sei ein „angepasstes Betriebskonzept“ notwendig.
Fahrplankürzungen noch bis mindestens Anfang Februar
Das Ziel: „Den Betrieb weiterhin planbar und zuverlässig für die Reisenden anbieten zu können.“ Die Begriffe planbar und zuverlässig dürfte manchen genervten Erixx-Kunden in den Ohren klingen. Die aktuellen Kürzungen im Fahrplan bedeuten, dass auf den Linien RE83 und RB84 „auf allen Streckenabschnitten mehrere Züge täglich komplett ausfallen“, teilt das Unternehmen mit.
Es gibt keinen Schienenersatzverkehr
Und: „Für die entfallenden Zugleistungen wird kein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen eingerichtet.“ Der wäre angesichts der Entfernungen für die Gesamtstrecke zwischen Kiel/Lübeck und Lüneburg auch kaum zu realisieren.
Erixx Holstein rät den Kunden, sich „tagesaktuell“ auf der eigenen Homepage unter www.erixx.de zu informieren und auf die weiter verkehrenden Züge auszuweichen. Funktionieren soll nun auch der Zugriff auf die digitale Fahrplanauskunft der Bahn: www.bahn.de. Neben Verspätungen und Zugausfällen hatten auch die nicht funktionierende Kommunikation für viel Ärger gesorgt.
Erixx empfiehlt Kunden, sich tagesaktuell zu informieren
Tagelang funktionierten weder die Anzeigetafeln auf den Bahnhöfen noch Lautsprecherdurchsagen auf Bahnsteigen. Hinzu kamen heftige Problem mit der Erreichbarkeit der Erixx-Telefonhotline wie auch mit dem Online-Auftritt: Der von Erixx Holstein war phasenweise nicht zu erreichen, nur der von Erixx Niedersachsen.
Während der für den südlichen Nachbarn vereinzelte Probleme, aber ansonsten einen regulären Zugverkehr vermeldete, mutmaßte manch genervter Kunde in Schleswig-Holstein, die Verantwortlichen im Norden hätten den Betreiberwechsel möglicherweise verschlafen. Oder ihn falsch terminiert.
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Als Gründe für die Probleme gesteht Erixx Holstein inzwischen Personalknappheit zum Start des neuen Angebotes ein. Verschärft wird diese noch durch eine grassierende Erkältungs- und Grippewelle. Die bereitet auch anderen Anbietern im öffentlichen Personenverkehr wachsende Probleme.
Nur 17 von 25 Loks sind einsatzbereit
Nach Auskunft des privaten Bahnbetreibers trägt auch DB Regio Mitverantwortung an der aktuellen Situation: Die Bahntochter habe zum 11. Dezember nur 22 der geplanten 25 Dieselloks an Erixx übergeben. Von diesen seien derzeit „aufgrund erforderlicher Reparaturarbeiten lediglich 17 Fahrzeuge einsatzbereit“.