Lauenburg. Wenn beim Neujahrsschwimmen die Oberelbe-Retter in den Fluss steigen, ist das mehr als eine Gaudi. Was dahintersteckt.
Sonnenschein und milde 14 Grad – selten gab es so frühlingshaftes Wetter beim Neujahrsschwimmen der DLRG in der Elbe bei Lauenburg. Doch beim Anblick der 16 Wasserretter, die sich in das etwa fünf Grad kalte Wasser wagten, schlotterten vielen Neugierigen dann doch die Knie. Dazu frischte der Wind immer wieder auf und der Fluss zeigte sich von seiner wilden Seite. Doch die nasskalte Tradition dient nicht nur dem Vergnügen der Schaulustigen, sondern soll zeigen, dass die Rettungsschwimmer der DLRG bei jedem Wetter einsatzbereit sind.
Punkt 14 Uhr ging es unterhalb des Ruferplatzes in die Elbe. Ziel war das etwa einen Kilometer entfernte Bootshaus am Kuhgrund. Passieren konnte den DLRG-Schwimmern aus Lauenburg, Ratzeburg und Büchen nichts. Die Besatzungen von vier Rettungsbooten hatten immer ein waches Auge auf die Schwimmer.
Bürgermeister Andreas Thiede ist zum letzte Mal dabei
Traditionell ist auch Bürgermeister Andreas Thiede beim Neujahrsschwimmen dabei – zum letzten Mal, denn am 1. April macht er seinen Stuhl für seinen Nachfolger Thorben Brackmann frei. „Ich wollte mir das nicht nehmen lassen. Auch wenn man zugeben muss, dass ich in meinem Trockenanzug sicher in den Seilen hänge und mich ziehen lasse. Eine Heldentat ist das nicht“, winkt er ab. Hochachtung hätte er dagegen vor den Wasserrettern der DLRG.
Tatsächlich kann sich deren Bilanz des vergangenen Jahres sehen lassen. Jan Wiegers, der stellvertretende Vorsitzende der DLRG Oberelbe, hatte die Zahlen parat: Insgesamt 368 Mitglieder zählt die Gesellschaft derzeit. Besonders viel Wert hat die DLRG wieder auf die Schwimmausbildung gelegt. 151 ehemalige Nichtschwimmer können sich jetzt sicher im Wasser bewegen. Dazu kamen zahlreiche Ausbildungsstunden im Bereich Erste Hilfe. Im vergangenen Jahr war die DLRG Oberelbe an 1703 Rettungseinsätzen beteiligt. In 102 Fällen ging es dabei um die Rettung von Menschenleben.
Nachwuchsarbeit der DLRG trägt Früchte
Auf den Nachwuchs setzen die Retter der DLRG seit vielen Jahren. Allein im Bezirk Oberelbe haben derzeit 88 Kinder und Jugendliche einen Mitgliedsausweis. Meist steckt die Begeisterung der Eltern an, und die Sprösslinge bleiben dann dabei. Am Neujahrstag sah man viele Kinder in DLRG-Kleidung an der Hand von Mama oder Papa.
So war es vor vielen Jahren auch bei Maleen Heß aus Büchen. Die 21-Jährige versichert, dass sie schon im Kleinkindalter im DLRG-Anzug steckte. „Mit zehn war ich das erste Mal beim Neujahrsschwimmen in Lauenburg dabei. Ich habe damals zwar nur die halbe Stecke geschafft, aber ich war mächtig stolz“, erinnert sie sich.
Glühwein, Kakao und Erbsensuppe gegen die Kälte
Ähnlich geht es Tobias Zitzewitz, der ebenfalls Mitglied in der DLRG Büchen ist. Er war schon bei mehreren Rettungseinsätzen dabei, bei denen es um Leben oder Tod gegangen sei. Auf das Neujahrsschwimmen freut sich der 24-Jährige immer besonders, vor allem, wenn es so richtig knackig kalt ist. Gestern trug er einen normalen Neoprenanzug, in den das Wasser dringt und durch die Körpertemperatur erwärmt wird.
Friert man da nicht im eisigen Wind? „Ich kann mich nicht erinnern, dass es beim Neujahrsschwimmen schon mal so warm gewesen ist“, sagt er lachend, als er aus dem Wasser kommt. Die meisten Schaulustigen bibbern dennoch schon beim bloßen Anblick. Doch auch daran hat die DLRG gedacht: Vor dem Bootshaus gibt es Glühwein, Kakao und Erbsensuppe.