Lauenburg. Vor der Bürgermeisterwahl am 6. November fühlen wir den Bewerbern auf den Zahn. Heute geht es ums Thema Lebensqualität in Lauenburg.
Am Sonntag, 6. November dürfen etwa 9000 Wahlberechtigte entscheiden, wer am 1. April 2023 auf dem Bürgermeisterstuhl im Lauenburger Schloss Platz nehmen wird. Die Erwartungen an die Kandidaten Thorben Brackmann (CDU), Anne-Marie Hovingh (SPD) und Einzelkandidat Patric Hoffmann sind hoch.
In Lauenburg leben derzeit rund 12.000 Menschen – nicht alle in Wohnungen, die ihrer derzeitigen Lebenssituation entsprechen. Einige Bauprojekte sind in der Planung. Aber reicht das, und entsprechen diese Vorhaben dem dringlichsten Bedarf? Gibt es ausreichend Kitaplätze und wie steht es um die Ausstattung der Schulen? Und nicht zuletzt: Lauenburg lebt auch von alten Traditionen und ehrenamtlichen Engagement. Doch viele Vereine bangen um ihre traditionellen Veranstaltungen. In der dritten Folge unserer Interviewreihe widmen wir uns dem Thema: Was braucht es, um gut zu leben in Lauenburg?
Für die Bürgermeisterwahl ist auch das Thema Wohnen zentral
Nach dem Wohnbaugebiet Birnbaumkamp sind die baurechtlichen Voraussetzungen für weitere Baugebiete geschaffen worden. Dabei geht es meist um Wohneigentum. Was ist zu tun, um dem hohen Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen in Lauenburg zu entsprechen?
Thorben Brackmann: Es entsteht in Lauenburg nicht nur Wohneigentum. Auch zahlreiche Mietwohnungen sind in Planung (z.B. Berliner Straße 57, Fischerkoppel), zum Teil sind diese öffentlich gefördert. Diese Entwicklung gilt es als Stadt weiter zu verfolgen. Wir brauchen einen gesunden Mix, um sowohl bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, aber auch Stück für Stück die Kaufkraft in der Stadt zu erhöhen.
Anne-Marie Hovingh: Als Bürgermeisterin werde ich mich für eine eigene Wohnungsbaugesellschaft einsetzen. Ich bin überzeugt, dass wir selber bauen müssen, um Lösungen für Lauenburg zu schaffen, die auch passen. Zuzug von außerhalb ist richtig und wichtig, aber auch für die Menschen vor Ort muss Wohnen bezahlbar sein. Es kann nicht sein, dass etwa Auszubildende in der eigenen Stadt keinen passenden Wohnraum finden.
Patric Hoffmann: Generell ist es erstmal gut, dass in Lauenburg überhaupt Wohnraum geschaffen wird. Eigentum kann sich aber nicht jeder leisten. In Lauenburg fehlen bezahlbare Wohnungen für Familien, aber auch für Senioren. Das müssen wir einen Schwerpunkt setzen. Auch neue Wohnformen, wie Mehrgenerationenhäuser halte ich für zukunftsträchtig.
Kitaplätze und Schulen sind wichtig für die Menschen in Lauenburg
Junge Familien brauchen nicht nur Wohnraum, sondern auch Kitaplätze und eine gute Ausstattung der Schulen. Wo würden Sie im Fall Ihrer Wahl Prioritäten setzen?
Thorben Brackmann: Wir brauchen sowohl mehr Kitaplätze als auch eine Erweiterung der Weingarten-Schule. Die Wabe-Kita wird von einem Investor finanziert, sodass nach Fertigstellung des Medienzentrums unverzüglich die Erweiterung der Weingartenschule in Angriff genommen werden kann. Insoweit gibt es keine Konkurrenz der Projekte und damit ist eine Priorisierung hier auch nicht notwendig.
Anne-Marie Hovingh: Ich möchte die unterschiedlichen Bedürfnisse nicht gegeneinander ausspielen. Jede Familie, die einen Kitaplatz benötigt, muss auch einen erhalten – dafür gibt es auch den gesetzlichen Rechtsanspruch. Gute Bildung benötigt gute Lehrkräfte. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Lehrkräfte gezielt an den Universitäten und darüber hinaus angeworben werden. Dazu gehören dann auch unter anderem gute Arbeitsbedingungen durch gute Ausstattung.
Patric Hoffmann: Was die Kitaplanung betrifft, ist Lauenburg ja auf einem guten Weg. Die Bauarbeiten am Glüsinger Weg beginnen in Kürze, am nördlichen Stadtrand ist auch eine Kita vorgesehen. Der Umbau und die Erweiterung der Weingartenschule ist planerisch ebenfalls auf den Weg gebracht. Ich würde mir wünschen, das Augenmerk noch mehr auf die Ausstattung der Albinus-Gemeinschaftsschule zu legen. Ich habe zu vielen Eltern und Lehrern der Schule Kontakt. Vor allem möchte ich die Kommunikation zwischen der Schule und der Stadtverwaltung intensivieren.
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Kultur, Treffpunkte, Sport – ein großer Raum fehlt in Lauenburg
Zur Lebensqualität in einer Stadt gehört auch das kulturelle Leben. Nachdem das Mosaik nicht mehr zur Verfügung steht, gibt es keinen Veranstaltungssaal mehr. Nicht nur der Seniorenbeirat, sondern viele Vereine beklagen das. Andererseits soll die alte Sporthalle am Hasenberg nach Errichtung des Neubaus abgerissen werden. Was halten Sie von der Idee, diese als Bürgerhalle zu erhalten?
Thorben Brackmann: Diese Idee finde ich klasse. Auch die Handballer hängen an der Hasenberg-Halle. Bei der Diskussion müssen wir aber auch ehrlich über die Kosten und deren Aufteilung reden. Ich bin offen, bei der Sporthalle über kreative Finanzierungskonzepte zu reden. Zur Lösung des Problems „Bürgersaal“ werde ich aber auch das Gespräch mit dem Betreiber des Mosaiks suchen.
Anne-Marie Hovingh: Die Idee ist reizvoll, es muss aber abgeklärt werden, ob dies mit den Förderrichtlinien zum Neubau der Halle zu vereinbaren ist. Und auch wenn die Halle genutzt werden darf, muss investiert werden. Insgesamt muss das Raumproblem zentral angegangen, so benötigt ja auch die Volkshochschule dringend Räume. Sollte die Stadt das Rossmann-Gebäude kaufen, könnte man eventuell den großen Geschäftsraum im Erdgeschoss zwischenzeitig nutzen.
Patric Hoffmann: Man muss prüfen, ob sich die alte Sporthalle unter den derzeitigen Förderbedingungen halten lässt und ob eine Sanierung wirtschaftlich vernünftig ist. Das wäre auf jeden Fall erfreulich. Eventuell müssen wir die Sache aber auch größer denken und einen Neubau planen, der sowohl sportlich, als auch kulturell genutzt werden könnte. Als Standort schwebt mir der Platz zwischen dem Rasen-- und dem Kunstrasenplatz am Glüsinger Weg vor. Mit einem durchdachten Konzept ist es sicher mittelfristig möglich, dafür Fördermittel einzuwerben.