Schwarzenbek. Es mangelt überall an Rettungsschwimmern. Jetzt macht die DLRG in der Europastadt Schwarzenbek ein attraktives Angebot.
Nach zwei Jahren Zwangspause bietet die Schwarzenbeker Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wieder eine Wachfreizeit in Scharbeutz an der Ostsee an. Vom 1. bis 9. Juli werden die Jugendlichen zwar nicht die eigentlicher Rettungsschwimmer am Ostseestrand ersetzen, aber ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Sie lernen die Abläufe und die Technik kennen, mit der die Rettungsschwimmer ausgestattet sind, die in den Sommermonaten ehrenamtlich die Strände überwachen: vom Funkgerät über die kleinen, geländegängigen Strandbuggys bis zu Erste-Hilfe-Material, Schlauchbooten und Rettungsbrettern.
Wo Jugendliche den Rettungsdienst hautnah erleben können
„Zwar waren Rettungsschwimmer auch in den vergangenen beiden Jahren auf Wache. Doch wegen der geforderten Abstände und Hygienemaßnahmen während der Pandemie da war kein Platz für eine Jugendgruppe“, erläutert Burkhard Wenzel, Vorsitzender der Schwarzenbeker Ortsgruppe. Für die Wachfreizeit müssen die Teilnehmer den Juniorretter-Schein sowie das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Bronze sowie eine Einverständniserklärung der Eltern mitbringen. Die Teilnahme kostet etwa 125 Euro, darin sind Unterkunft und Verpflegung enthalten. Und natürlich bedeutet die Wachfreizeit auch jede Menge Spaß, schließlich sind die Teilnehmer den ganzen Tag am Strand.
Mit der Freizeit will die DLRG natürlich auch Kinder und Jugendliche für die Arbeit als Rettungsschwimmer begeistern – und Nachwuchs braucht nicht nur die Schwarzenbeker Ortsgruppe ganz dringend. Deutschlandweit haben die Retter durch die Sperrung von Frei- und Hallenbädern während der Pandemie zahlreiche Mitglieder verloren. „Wir haben jetzt 260 Mitglieder, haben etwa 30 in den vergangenen zwei Jahren verloren“, sagt Wenzel. Das klingt zunächst nicht dramatisch – ist es aber: Gegangen sind nicht die passiven Mitglieder oder Senioren, die bei der DLRG Wassergymnastik machen, sondern vor allem die gerade ausgebildeten jungen Rettungsschwimmer. „Wir konnten ihnen zwei Jahre lang keine Angebote machen. Die sind jetzt weg, haben Studium oder Berufsausbildung begonnen oder die Sportart gewechselt“, sagt Wenzel. Die Folge: Für die Schwimmkurse gibt es lange Wartelisten.
Das Prekäre: Die Rettungsschwimmer werden jetzt auch benötigt, um neue Rettungsschwimmer auszubilden. Zudem hat der Verein drei Ausbilder von elf Übungsleitern verloren. Wenzel: „Das war Pech. Die sind aus persönlichen Gründen in den Westen Hamburg verzogen. In Pinneberg oder Elmshorn freuen sich die Vereine jetzt über gut ausgebildete Retter. Leider ist niemand von dort zu uns gezogen – vielleicht weil wir kein Hallenbad haben.“
Aus für Hallenbad-Pläne in Schwarzenbek ärgert DLRG-Chef
Der DLRG-Vorsitzende, 2017 für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hadert noch immer mit der Absage der Hallenbad-Pläne durch die Politik. 2002 war das alte Hallenbad geschlossen und abgerissen worden. 2018 gab es dann eine Initiative für einen Hallenbadneubau, die angesichts der Folgekosten auf Eis gelegt wurde und aktuell von Schwarzenbeks Politikern angesichts zahlreicher Bauinvestitionen in Schulen und Feuerwache gänzlich von der Prioritätenliste gestrichen wurde.
Ein Unding, findet Wenzel: Schließlich schreibt das Land Schleswig-Holstein vor, dass Schüler Schwimmen lernen sollen. „Wie soll das aber gehen ohne Schwimmbäder und vor allem ohne Ausbilder“, kritisiert der DLRG-Vorsitzende. Während man den Schwimmunterricht auf die Sommermonate und in die Freibäder verlegen könne, geht das bei der Ausbildung der Ausbilder nicht. „Die Ausbildung ist viel zu umfangreich, um sie nur auf die Sommermonate zu konzentrieren. Dann sind wir als Rettungsschwimmer an Seen und Gewässern gefordert, müssen für diese Aufgabe aber auch kontinuierlich trainieren können“, so Wenzel.
Laut DLRG-Bundesverband steht Wenzel mit seinen Problemen nicht allein da: Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass 59 Prozent der zehnjährigen Kinder keine sicheren Schwimmer sind, der Wert bei den Erwachsenen liegt mit 52 Prozent nur knapp darunter.