Wentorf. Bislang wirkt die Hauptstraße nicht besonders einladend – und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Erstmal werden Ideen gesammelt.
Derzeit ist Wentorfs Ortsmitte alles andere als vorzeigbar, glänzt sie vor allem durchs eins: viel Leerstand an der Hauptstraße. Doch das soll sich in absehbarer Zeit ändern. „Noch ein bisschen Geduld. Dann kann hier etwas Vorzeigbares entstehen“, ist Torsten Dreyer (Grüne), Vorsitzender des Planungs-und Umweltausschusses, überzeugt.
An interessanten Projekte mangelt es dabei nicht: Mehrere Investoren haben bereits ihre Ideen für eine Neubebauung des Rotklinkerensembles samt dem früheren Postgebäude an der Hauptstraße 6 in der Gemeinde vorgestellt. In Letzterem betreibt Bürgervorsteher Lutz Helmrich derzeit noch eines der verbliebenen Corona-Testzentren der Region. Die angrenzenden Gebäude stehen nach dem Auszug eines Weingroßhandels, einer Praxis, eines Supermarkts und einer Kung-Fu-Schule leer, werden von einem Makler für kurzfristige Vermietungen angeboten.
Wentorf plant die Ortsmitte neu – am besten alles aus einem Guss
Auch für das Gebäude gegenüber der Hauptstraße 5, wo derzeit die Bäckerei Knaack Brot und Kuchen verkauft, gibt es bereits Abriss- und Bebauungspläne. Zumal der hintere Teil, die einstige Backstube der Bäckerei Flindt, leer steht.
Die Umsetzung der Projekte aber hat die Politik bislang verhindert: „Unsere Ortsmitte ist zu wichtig, um Investorenpläne einfach so durchzuwinken“, sagt Dreyer. Denn allzu oft nutzen diese die vorhandenen Baufelder in Höhe und Breite maximal aus. Das ist für das Ortsbild nicht immer förderlich. Dem Einhalt zu bieten, ist derzeit aber schwierig, weil es für die Ortsmitte keinen Bebauungsplan gibt. Genau das soll sich jetzt ändern. Auch um zukünftige Bebauung in Wentorfs Ortsmitte wie aus einem Guss wirken zu lassen.
Für die Dauer von zwei Jahren muss alles so bleiben wie es ist
Die Politik hat aus diesem Grund eine Veränderungssperre über die rund 300 Meter an der Hauptstraße vom Kreisel bis zur Höhe des Rathauses verhängt. Mit der Dauer von zwei Jahren muss hier alles so bleiben, wie es ist, darf nichts abgerissen werden. „Die Zeit werden wir auch brauchen“, sagt Dreyer.
Dabei waren die Politiker bereits sehr fleißig und haben viele Ideen zusammengetragen. Überparteilich besteht Konsens, dass die Entwicklung der Ortsmitte mit der Verbesserung der Verkehrssituation einhergeht. Verkehrsströme sollen neu gelenkt werden, insbesondere die Situation von Fußgängern und Radfahrern muss verbessert werden.
So führt ein Fußweg hier als Verbindung zwischen der Berliner- und der Hamburger-Straße über den Parkplatz von Edeka, was eine Barriere darstellt. In diesem Zusammenhang soll auch eine Neuanordnung der Stellplätze auf dem Edeka-Parkplatz angestrebt werden. „Flächen gibt es grundsätzlich genug, sie müssen nur anders verteilt werden“, sagt Dreyer.
Die Aufenthaltsqualität an der Hauptstraße soll sich verbessern
Verbessert werden soll auch die Lebens- und Aufenthaltsqualität an der Hauptstraße durch das Aufstellen neuer Sitzgelegenheiten – das Pflanzen von Bäumen, Anlegen von Grünflächen oder Begrünen der Häuser soll vorangetrieben werden. Damit Regenwasser ablaufen, aber auch Hitze abziehen kann, sollen keine weiteren Flächen versiegelt, sondern möglichst wieder entsiegelt und begrünt werden. „Dann halten sich die Menschen hier gern auf und setzen sich in ein Café, gern mit Außengastronomie“, hofft Dreyer. Geregelt und vorgeschrieben werden soll, dass im Erdgeschoss Kleingewerbe, Büros oder Kultur einziehen, die Obergeschosse zum Wohnen genutzt werden. „Ein Drittel Sozialwohnungen wünschen wir uns“, sagt Dreyer.
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Fotovoltaik- oder Solarthermieanlagen sollen für die Investoren übrigens verpflichtend werden. „Wir haben hier die Chance, Wentorfs Ortsmitte ganz neu zu überdenken und so etwas wie einen Marktplatz zu schaffen“, sagt Dreyer. Denn der fehlt der Gemeinde ja bislang. Die jetzige Fläche ist seit Langem zum Parkplatz degradiert worden. Dem Wentorfer hat die Ideenentwicklung großen Spaß gemacht. Diese in konkrete Pläne umzusetzen, übernehmen jetzt Planungsbüros. „Nach den Sommerferien werden erste Ergebnisse vorliegen“, rechnet Dreyer. Dann beginnen die Diskussionen in den Fraktionen. Es wird noch dauern, bis die Ortsmitte wieder attraktiv ist.