Geesthacht. Vor 25 Jahren wurde der Gas- und Wärmedienst Börnsen gegründet. Ziel war die Unabhängigkeit vom Atomstrom. Das Jubiläum wird gefeiert.
Der Schock saß tief – nicht nur in Börnsen vor 30 Jahren. Ein nächtlicher ABC-Alarm hatte den Großraum Hamburg aufgeschreckt, niemand wusste für eine quälend lange Zeitspanne, was genau passiert ist. Auch wenn sich das Sirenengeheul letztendlich nur als Fehlalarm herausstellte – in Börnsen ging man danach nicht wieder zur Tagesordnung über.
Der vermeintliche Strahlenunfall im nur gut zwölf Kilometer Luftlinie entfernten Atomkraftwerk Krümmel – an den damals hier fast alle sofort dachten – führte zur Bildung eines Energiekreises von Bürgern in der Gemeinde, die die Gründung des Gas- und Wärmedienstes Börnsen (GWB) am 19. Dezember 1996 einleiteten. Mit der Idee der Kraft-Wärme-Kopplung sollte Atomkraft langfristig entbehrlich gemacht werden. Der Gesellschaftervertrag der GWB verpflichtet das Unternehmen ausdrücklich zum Klima- und Umweltschutz. Der Energieversorger – immer noch zu 100 Prozent eine Tochter der Gemeinde – feiert nun sein 25. Jubiläum als Sommerfest am 11. Juni von 10 bis 16 Uhr mit einem Tag der offenen Tür.
GWB empfiehlt dringend, Geld zurückzulegen
Auf dem Gelände Zwischen den Kreiseln 1 gibt es nach dem Grußwort von Bürgermeister Klaus Tormählen Führungen durch die technischen Anlagen mit Heiz- und Wasserwerk, Fachfirmen stellen EFH-Heiztechnik, Rohrleitungsbau mittels Saugbaggern und Ladelösungen in Sachen Elektromobilität vor. Zudem gibt es Tipps für Verbraucher, wie sich in Zeiten „explodierender Energiepreise“, so GWB-Geschäftsführer Joachim P. Franzke, Energie und somit viel Geld sparen lässt. Auch Klimaschutzmanagerin Maike Hesse vom Amt Hohe Elbgeest hält einen Vortrag.
„Wir schicken unseren Kunden Schreiben, in dem wir dringend empfehlen, Geld zurückzulegen oder die Abschläge anzupassen“, berichtet Joachim P. Franzke. Um zu ermitteln, wie teuer es werden könnte, sollte man den Durchschnitt der Rechnungen der vergangenen drei Jahre bilden und verdoppeln. Damit Fragen zum Energiesparen besser und nicht nur pauschal beantwortet werden können, sollten sich Hausbesitzer gut zu ihren speziellen Wohngegebenheiten vorbereiten, rät Joachim P. Franzke.
Sparen lässt sich auch mit den Jubiläumskalendern des GWB, die Monat für Monat mit Rabatt-Gutscheinen bestückt sind. Zur Unterhaltung warten beim Sommerfest zudem ein Energiequiz und eine Tombola. Für das leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt.
GWB betreibt auch das Erdgas- und Wassernetz
Eine Pflanzung des nächsten „Klimaschutzbaumes“ um 9.30 Uhr mit Bürgermeister Thormählen auf der Streuobstwiese Richtung Escheburg, die seit dem 20. GWB-Geburtstag jährlich stattfindet, rundet die Veranstaltung ab.
„Das war Klimaschutz von Anfang an. Die Gründer haben sich mit Klimaschutz schon beschäftigt, da war ganz Deutschland noch nicht so weit“, sagt Geschäftsführer Joachim P. Franzke im Rückblick auf die Geburtsstunde. Die GWB hat mittlerweile zwölf Mitarbeiter und betreibt neben dem Wärmenetz vor Ort auch das Erdgas- und Wassernetz. 1998 erfolgte der Bau des ersten Heizkraftwerkes an der Straße Zum alten Elbufer, mittlerweile werden auch die Neubaugebiete, die nach 1996 entstanden sind, mit Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen beliefert.
So bestehen nun drei Wärmenetze mit erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken in Börnsen. Und 60 Prozent der Börnsener Haushalte beziehen mittlerweile den GWB-Strom, produziert aus Erdgas und der Fernwärme in den Blockheizkraftwerken. Das Wasserwerk auf dem Grundstück komplettiert seit 2005 das Angebot.
Erdgasverbrauch soll massiv reduziert werden
Joachim P. Franzke muss sich nun im Jubiläumsjahr ganz neuen Herausforderungen stellen. Wie teuer wird es am Ende angesichts steigender Preise eigentlich? Hinzu kommen ebenfalls oft unberechenbare Lieferengpässe. Franzke: „Die Situation zurzeit ist schon sehr speziell und sehr, sehr herausfordernd. Man hat keine Vorstellung, wo es hingeht.“
Abhilfe soll Fotovoltaik und vor allem eine Solarthermieanlage für die Fernwärme auf einem Hektar Fläche liefern. Per Ringleitung werden auch die anderen Kraftwerke angeschlossen. Die Planungen sind weit fortgeschritten. „Wenn es anläuft, kann es in drei Jahren realisiert werden. Die errechneten Kosten liegen bei etwa 1,5 Millionen Euro“, sagt Joachim P. Franzke. Ziel: Der Erdgasverbrauch wird massiv reduziert, die Fernwärmepreise werden dann wieder moderater. „Wenn sie erst mal eine Anlage stehen haben, dann ist der Preis fix. Nach den Anlagekosten kommt dann nichts mehr“, erklärt Joachim P. Franzke.