Lauenburg. 26 Monate fuhren die autonomen Busse durch Lauenburg. Fazit der Forscher: Wirtschaftlich ist diese Technik noch lange nicht.

Nervendes Verkehrshindernis oder Symbol des technischen Fortschritts – die beiden fahrerlosen Busse in Lauenburg polarisierten. Und doch gehörten sie für die meisten Bewohner der Schifferstadt bald irgendwie zum Stadtbild dazu.

Die überwiegende Akzeptanz ist übrigens belegt. Bevor TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) ab Januar 2018 in Lauenburg seine Runden drehte, starteten die Projektbetreuer der Tech­nischen Universität Hamburg (TUHH) eine Umfrage zu den Erwartungen an die tech­nische Neuheit. Damals verbanden die meisten der befragten Lauenburger mit dem Projekt die Hoffnung, dass sich in Zukunft durch automatisierte Shuttles das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs verbessere. Bei der zweiten Befragung im Dezember 2020 standen immerhin 80 Prozent dem Projekt aufgeschlossen gegenüber.

Autonom fahrende Busse im ÖPNV noch nicht interessant

Eine Hoffnung vieler der befragten Lauenburger erfüllte sich nicht: Sie hatten sich gewünscht, dass die Shuttles auch nach Projektende in Lauenburg im Linienverkehr die Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt halten könnten. Diese topographisch anspruchsvolle Situation hatte schließlich dazu geführt, dass die Stadt Lauenburg für dieses vom Bund geförderte Forschungsprojekt überhaupt ausgewählt wurde.

Mittlerweile liegt der Abschlussbericht des Projektes TaBuLa vor. Fazit: Derzeit sind die Shuttles ohne Fahrer noch keine wirtschaftlich akzeptable Alternative zu herkömmlichen Bussen. „Die Anschaffung sowie der Kostenaufwand zur Inbetriebnahme eines jeweiligen Shuttles sind sehr hoch und nicht wirtschaftlich. Die Kosten betragen pro Fahrplankilometer im Rahmendes aktuellen anspruchsvollen Projektes mit den aktuellen Randbedingungen ungefähr das 10-fache eines regulären Busbetriebes eines 12-Meter- Standardbusses“, heißt es im Projektbericht.

Nicht unerheblich sei dabei, dass die Busse nach heutigem Stadt der Technik nicht ohne Personal unterwegs sein können. Ein speziell ausgebildeter Operator der VHH war jederzeit an Bord und konnte per Joystick in das Geschehen eingreifen. Das war auch gut so: „Die Verlässlichkeit automatisiert fahrender Shuttles kann nicht bestätigt werden, da es im bisherigen Projektverlauf immer wieder zu unvorhergesehenen Ausfällen aufgrund der Technik und der Sensoren gekommen ist“, schreiben die Projektbetreuer der TUHH.

Gesetzlicher Rahmen für automatisiertes Fahren fehlt

Dazu kommt der Faktor Zeit. In Lauenburg sind die Shuttles zum Schluss von der Oberstadt und der Unterstadt aus gependelt. Damit sind sie die gleiche Strecke wie der Altstadtbus der Linie 338 gefahren. Doch während dieser für eine Runde 14 Minuten benötigt, brauchte das Shuttle, das mit maximal 18 Kilometern pro Stunde unterwegs war, für die Strecke 26 Minuten.

„Theoretisch ist es vorstellbar, die Erfahrungen auf eine oder mehrere Strecken einer klassischen Buslinie zu übertragen und einen konventionellen Bus mit einem automatisiert fahrenden Shuttle zu ergänzen oder zu ersetzen. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Anschaffung des Fahrzeugs sowie der Betrieb selbst zum heutigen Zeitpunkt sehr aufwendig und wirtschaftlich nicht sinnvoll ist“, schreiben die Wissenschaftler. Darüber hinaus fehle ein gesetzlicher Rahmen. Die Versicherungskosten sind höher als die eines herkömmlich betriebenen Busses.

Projekt TaBuLa in Lauenburg war trotzdem ein Erfolg

Auch wenn ein autonomer Personenverkehr noch in den Kinderschuhen steckt, ist die Entwicklung unaufhaltsam. Spätestens, so die Projektbetreuer, werde die Marktreife 2040 erreicht.

In Lauenburg werden die beiden Shuttles in Erinnerung bleiben. Ihr Einsatz in Zahlen: Insgesamt haben die beiden fahrerlosen Busse innerhalb von 26 Monaten fast 7500 Kilometer zurückgelegt. 4700 Fahrgäste wollten sich die kostenlose Mitfahrt durch die Stadt nicht entgehen lassen.

Der Erfolg eines Projektes liegt auch in dessen realistischer Bewertung. „Auch wenn die Anforderungen im Projekt hoch waren und durch immerwährende Justierungen durchaus Fortschritte erzielt werden konnten, so legt eine gedankliche Transferleistung in den ländlichen Raum nahe, dass die dortigen Anforderungen mit dem aktuellen Stand der Technik nicht zu bewältigen sind“, heißt es im Projektbericht.