Lauenburg. In den ersten zwei Wochen des Testbetriebs haben fast 700 Fahrgäste die Gelegenheit, in Lauenburg den autonom fahrenden Bus zu testen.
Manja Naumann will ihren Augen nicht trauen: Da biegt doch am ZOB ein Kleinbus um die Ecke, der wie von Geisterhand gesteuert genau an der Haltestelle hält. Die Dresdnerin ist bei ihrer Tochter in Lauenburg zu Besuch und sieht einen selbstfahrenden Bus zum ersten Mal. „Wie teuer ist es, da mal mitzufahren?“, will sie wissen.
Diese Frage hört Alparslan Barcin mehrfach am Tag. Der 41-Jährige ist einer der beiden VHH-Mitarbeiter, die den Bus auf seinen Touren durch die Lauenburger Oberstadt begleiten. „Apo“ steht auf seinem Namensschild. „Steigen Sie ein. Die Fahrt ist kostenlos“, lädt er die Frau aus Sachsen ein. Sie zögert zunächst. Erst als sie sieht, dass Apo einen Joystick in der Hand hat und jederzeit eingreifen kann, lässt sie sich auf das Abenteuer ein: Der Bus fährt mit 18 Kilometern pro Stunde auf die B 5 und dreht seine Runde über den Fürstengarten zurück bis zum ZOB. Da warten schon die nächsten Fahrgäste und Apo wird auch ihnen geduldig erklären, was es mit dem Bus auf sich hat und wie das Ganze funktioniert.
700 Fahrgäste in zwei Wochen
Fast 700 Fahrgäste haben in den ersten beiden Wochen des Testbetriebes das kostenlose Shuttle ohne Fahrer ausprobiert. Alparslan Barcin und sein Kollege Ferenc Farcas haben nicht nur die Aufgabe, die Fahrgäste zu zählen, sondern jede Auffälligkeit zu protokollieren. Schließlich ist das Ganze ein Forschungsprojekt, das noch in den Kinderschuhen steckt. Das Projekt der Technischen Universität Hamburg heißt Testzentrum für automatisiert fahrende Busse in Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa). Wie berichtet eignet sich Lauenburg mit seinen engen Gassen in der Altstadt, Kopfsteinpflaster und dem steilen Elbhang ideal, um Potenziale und Hindernisse eines autonomen Fahrzeugs zu erproben.
Testbetrieb bis Ende November unterbrochen
Wer selbst einmal mitfahren möchte, hat dazu vorerst nur bis morgen Gelegenheit. Heute verkehrt der Bus zwischen 8 bis 11 Uhr und von 14 bis 17 Uhr vom ZOB aus. Morgen ist er zwischen 8 und 14 Uhr unterwegs. Danach ist bis voraussichtlich 26. November erst einmal Schluss. Das fahrerlose Shuttle stellt für eine Wartungspause seinen Betrieb ein. „In dieser Zeit nehmen die Projektbetreuer ein Software-Update vor. Außerdem sind weitere Einmessfahrten geplant“, teilt die Pressesprecherin der VHH, Anja Gierke, mit. Wenn der Bus Ende November wieder in Betrieb geht, soll er „gelernt“ haben, die Farben der Ampel zu erkennen. Die Lösung: An den Ampeln, die auf seiner Route liegen, werden sogenannte Road Side Units (RSU) installiert. Mit deren Hilfe wird eine drahtlose Kommunikation mit dem Bus hergestellt. So „weiß“ dieser, wann er anhalten muss. Auch die verbleibende Zeit der Grün- und Rotphasen wird dabei übertragen.