Lauenburg. Lauenburg ist vorbildlich in Sachen Mobilitätswende. Für ein Projekt gab es jetzt eine Auszeichnung. Es wird auch zur Dauereinrichtung.

Gehofft, gebangt und am Ende gewonnen. TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) hat den Deutschen Ingenieurpreis 2021 in der Kategorie „Neue Mobilität“ eingefahren. Damit setzte sich das Lauenburger Vorzeigeprojekt gegen zwei andere Nominierungen durch, die ebenfalls für zukunftsweisende Verkehrslösungen stehen.

Zum einen ein Projekt aus Karlsruhe, bei dem es um die Vernetzung einer ganzen Region geht sowie ein Mobilitätskonzept für ein Quartier in Berlin-Tegel. Verkündet wurde diese gute Nachricht am Freitagabend in Koblenz vor einem großen Fachpublikum. Der Deutsche Ingenieurpreis stand auch dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU).

In Lauenburg wird intensiv an der Mobilitätswende gearbeitet

Der autonom fahrende Bus in Lauenburg ist mittlerweile eine Touristenattraktion. 
Der autonom fahrende Bus in Lauenburg ist mittlerweile eine Touristenattraktion.  © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Seit 2018 ist das fahrerlose Shuttle auf Lauenburgs Straßen unterwegs. Eigentlich sollte das Projekt im November dieses Jahres beendet werden. Doch jetzt die Überraschung: Das fahrerlose Shuttle wird in Lauenburg in den regulären Linienbetrieb überführt. Möglich wird das durch eine Förderung des Bundes für den öffentlichen Personennahverkehr des Kreises in Höhe von 18 Millionen Euro.

Es dürfte wohl die letzte gute Nachricht sein, die der Lauenburger Bundestagsabgeordnete der CDU, Norbert Brackmann, für seinen Wahlkreis verkünden kann, denn zur Bundestagswahl am kommenden Sonntag, 26. September, tritt er nicht mehr an.

Forschungsprojekt des autonomen Fahrens geht in die nächste Runde

„Zu meiner großen Freude wurde ich kurz vor dem Ende meiner zwölfjährigen Zugehörigkeit zum Deutschen Bundestag über den Millionenbetrag für den ÖPNV im Kreis Herzogtum Lauenburg informiert“, sagt er. Dieser Zuwendung aus dem Programm „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ seien zahlreiche Gespräche vorausgegangen, die er mit Entscheidungsträgern im Bundesverkehrsministerium geführt habe.

Dass die Zeit des fahrerlosen Shuttles in Lauenburg zu Jahresende nicht ausläuft, dürfte vor allem diejenigen freuen, denen der Fußweg zwischen Unter- und Oberstadt zu beschwerlich ist. Darüber hinaus ist TaBuLa mittlerweile eine beliebte Touristenattraktion geworden. Schwerpunkt des Modellversuches bleibt allerdings die Erforschung von Möglichkeiten, die mit dem autonomen Fahren verbunden sind.

Lauenburger Bus wird Ankerprojekt eines internationalen Kongresses

Mittlerweile konzentrieren sich die Projektbetreuer der Technischen Universität Hamburg (TUHH) vor allem auf die Frage, welche Rolle autonom fahrende Transportroboter in Zukunft spielen könnten. Auch das wird gerade in Lauenburg erforscht. Derzeit ist es die interne Verwaltungspost die „Laura“ derzeit im Stadtgebiet transportiert. „Laura“ steht für „Lauenburgs Roboter Auslieferung“. Der kleine Roboter fährt zeitweise im autonomen Shuttle mit und „lernt“ die Strecken. Ausgereift wird „Laura“ in den Shuttle selbstständig zu- und aussteigen und dazwischen Wege selbstständig zurücklegen.

Diese komplexe Forschungsarbeit beeindruckte in diesem Jahr nicht nur die Juroren für den Deutschen Ingenieurpreis. Im nächsten Monat richtet Hamburg einen Weltkongress für intelligente Transportsysteme (ITS World Congress) aus. Rund 10.000 Experten aus der ganzen Welt werden vom 11. bis 15. Oktober in der Hansestadt erwartet. Das Lauenburger Projekt TaBuLa und die Weiterentwicklung TaBuLa-log mit „Laura“ werden die Ankerprojekte des Kongresses sein.

Schnellbus 31 fällt zum Jahresende weg – aber alle Haltestellen bleiben

Die Schnellbuslinie 31 fällt zu Jahresende weg. Es gibt allerdings keine negativen Auswirkungen auf Lauenburger Pendler.
Die Schnellbuslinie 31 fällt zu Jahresende weg. Es gibt allerdings keine negativen Auswirkungen auf Lauenburger Pendler. © Elke Richel | Elke Richel

Von der millionenschweren Bundesförderung des ÖPNV profitiert Lauenburg gleich doppelt: Zum einen bleibt das fahrerlose Shuttle in der Stadt, zum anderen gibt es gute Nachrichten für alle, die bisher den teuren Schnellbus 31 genutzt haben, um ins Hamburger Stadtzentrum zu fahren. Diese Tour wird künftig deutlich günstiger. Einen Teil der Fördermittel will der Kreis nämlich nutzen, um die Expressbuslinien weiter auszubauen.

Die Fahrt mit dem Bus 31 von Lauenburg in das Hamburger Stadtzentrum ist eigentlich recht komfortabel. Allerdings ist die knapp eineinhalbstündige Tour zum Preis von 7,17 Euro nicht ganz billig. In dem Fahrtpreis steckt nämlich noch ein Schnellbuszuschlag in Höhe von 2,20 Euro. Der soll künftig wegfallen. Ab Dezember diesen Jahres wird diese Linie eingestellt.

Lauenburger fürchteten um ihre Bushaltestellen

Der Schnellbus 31 fährt zwischen Lauenburg und Großer Burstah. Er gehört zu den letzten seiner Art. Seit vergangenem Jahr setzt der Hamburger Verkehrsverbund immer mehr der sogenannten XpressBusse ein. Das Prinzip: Die wichtigsten Haltestellen schnell und auf direktem Wege miteinander verbinden – ohne Zuschlag auf den Fahrpreis. Das soll mehr Pendler motivieren, das Autos stehen zu lassen. Die Kehrseite der Medaille: Weniger genutzte Haltestellen werden nicht mehr angefahren.

Das war auch die Befürchtung vieler Lauenburger, die bisher die Direktverbindung nutzen. Welche Haltestellen würden nicht mehr bedient werden? Und wird es weiterhin möglich sein, ohne Umsteigen in die Hamburger City zu fahren?

Stadtvertretung verabschiedete Resolution zum Erhalt der Haltestellen

Ende vergangenen Jahres brachte die Stadtvertretung sogar eine entsprechende Resolution auf den Weg. Jetzt gibt es Entwarnung vonseiten des Kreises: „Der Expressbus wird alle Haltestellen bedienen, die auch der Bus 31 angefahren hat“, versichert Kreissprecher Karsten Steffen.