Lauenburg. Lauenburg. Der automatisiert fahrende Bus erobert Lauenburg – und die Aufmerksamkeit der Bewohner.
Da hilft kein Fragen und Bitten – auch die Presse darf noch nicht mit an Bord, wenn der automatisierte Bus auf Lauenburgs Straßen den Streckenverlauf „lernt“. Erst wenn alles klappt und der Kleinbus seine Teststrecke zwischen ZOB und Fürstengarten fehlerfrei bewältigt, dürfen auch Fahrgäste zusteigen. Für Aufsehen sorgt das blau-weiße Fahrzeug aber auch heute schon, wenn es in gemächlichem Tempo entlang der gelben Linien auf dem Askanierring auf und ab fährt. Das Projekt heißt Testzentrum für automatisiert fahrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa).
Francois Pollet hat den kleinen Monitor im Bus immer im Blick. Der Ingenieur des französischen Herstellers Navya ist seit Montagabend in Lauenburg und bringt „seinem“ Bus bei, wie er sich hier auf den Straßen bewegen soll. Ab und zu touchiert der Bus einen Bordstein oder fährt noch im falschen Winkel in die Parkposition. „Das ist normal, wir sind ja noch ganz am Anfang des Testbetriebes. Der Bus muss Zentimeter für Zentimeter lernen, sich auf der Straße zurechtzufinden“, sagt Projektbetreuer Tyll Diebold von der Technischen Universität Hamburg.
Passanten zwischen Interesse, Neugier und Skepsis
Immer wieder beantwortet der junge Wissenschaftler Fragen der Passanten, die neugierig stehen bleiben. „Was bringt uns denn so ein Bus ohne Fahrer“, will ein Mann mittleren Alters wissen. Diebold hört diese Frage immer wieder und kann die Antwort schon aus dem Ärmel schütteln. „Fahrzeuge dieser Art werden in Zukunft dafür sorgen, dass Lücken im öffentlichen Nahverkehr geschlossen werden können“, erklärt er. Die meisten folgen seinen Ausführungen interessiert, andere schütteln nur verständlichlos den Kopf. Auch darum geht es in dem Projekt: Sind die Menschen bereit in einen Bus zu steigen, der zwar mit einem Begleiter fährt, der jederzeit eingreifen kann, der aber das Fahrzeug nicht selbst steuert?
Ein paar Genehmigungen stehen noch aus
Im Spätsommer, wenn das Projekt in die nächste Phase geht, fährt der Bus auf die viel befahrene Berliner Straße und später in die Altstadt. Dann dürfen auch Fahrgäste kostenfrei zusteigen. Zunächst stehen aber noch ein paar Genehmigungen aus. „In der nächsten Woche nimmt der TÜV das Fahrzeug ab, dann sind wir einen großen Schritt weiter“, sagt Diebold.
Lauenburg mit seinen engen Gassen in der Altstadt, Kopfsteinpflaster und dem steilen Elbhang gilt als ideal, um Potenziale und Hindernisse eines autonomen Fahrzeugs zu erproben. Das Projekt TaBuLa soll – so die Planung – bis Ende Juni 2020 laufen. Es kostet insgesamt 2,25 Millionen Euro – finanziert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.