Lauenburg. Wo wird die zweite Brücke in Lauenburg über die Elbe führen? Elf Varianten werden geprüft – sehr zum Leidwesen einer Bürgerinitiative.
Die Planungen für den Standort einer zweiten Elbbrücke in Lauenburg sind mittlerweile angelaufen. Wie berichtet, hängt davon auch die Trassenführung für die geplante Ortsumfahrung der Hafenstraße (B 209) ab.
Dieses Thema hat sich das Bürgeraktionsbündnis (BAB) „Lauenburg reicht’s!“ seit Jahren auf die Fahne geschrieben – und sich durch Hartnäckigkeit und Sachverstand beim Landesverkehrsministerium immer wieder Gehör verschafft. An der Anfang Dezember von Landesverkehrsminister Bernd Buchholz (CDU) einberufenen Videokonferenz zu möglichen Varianten der Brücke waren deshalb auch Vertreter des BAB geladen.
Aktuell werden elf Standortvarianten einer neuen Querung geprüft, sieben sind bereits präsentiert worden, mindestens drei verlaufen westlich der Stadt zwischen Artlenburg und Hohnstorf auf niedersächsischer Seite sowie Glüsing und Lauenburg/Höhe Kuhgrund auf der Seite Schleswig-Holsteins. Diese Varianten würden an eine Nordumfahrung anschließen.
Nordumfahrung in Lauenburg hat bisher keine hohe Priorität
Inzwischen haben sich die Akteure des BAB intensiv mit den Vorschlägen des Ministeriums auseinandergesetzt. Dabei sind sie zu einem aus ihrer Sicht eindeutigen Ergebnis gekommen. Was absolut unakzeptabel sei: Die neue Elbbrücke wird an die nördliche Verlegung der Bundesstraße 5 gekoppelt. Dieser zweiten Lauenburger Ortsumfahrung wird planungsseitig bisher nämlich keine große Priorität eingeräumt. „Bedenkt man den Zeithorizont für Vorplanung, Genehmigung und Detailplanung müssten wir dann wohl davon ausgehen, dass mit einer Realisierung frühestens in 25 oder 30 Jahren gerechnet werden kann“, sagt BAB-Sprecher Heinz Victor.
Außerdem rechnet er damit, dass die Nordumgehung von den Bürgern nicht ohne Widerstand akzeptiert werden würde. Schließlich müsste dafür eine große Fläche neu bebaut werden. Das hatte schon im Vorfeld zu Protesten von Umweltschützern geführt. Gleich drei der vom Ministerium vorgestellten möglichen Trassenführungen würden aber darauf aufbauen.
Bürgeraktionsbündnis favorisiert Trassenführung durch das Industriegebiet
Eine weitere Variante ist für Victor und seine Mitstreiter ebenfalls nicht akzeptabel: eine neue Straßenbrücke direkt westlich neben der jetzigen Elbquerung gelegen. Die B 209 würde in diesem Fall als Hochbrücke über das Gelände der Hitzler-Werft geführt und dann in die Hafenstraße einmünden. „In diesem Fall würde die Hafenstraße nur in einem kleinen Bereich entlastet“, meint Victor. Zwei weitere der vorgestellten Varianten scheiden aus seiner Sicht unter anderem wegen zu hoher Kosten aus.
Womit sich das Bürgeraktionsbündnis am meisten identifizieren kann, ist eine Variante, in der die neue Brücke östlich der jetzigen Elbquerung liegt. In diesem Fall würde die B 209 künftig durch das Lauenburger Industriegebiet führen. Diese Idee vertritt das Aktionsbündnis seit Jahren. Dadurch würde die Hafenstraße komplett entlastet werden. Um Verzögerungen zu vermeiden, sollten die anderen Varianten nicht weiter verfolgt werden. Diesen Standpunkt haben Victor und seine Mitstreiter in einem Positionspapier formuliert und dem Ministerium zugeleitet.
Land will alle Varianten der neuen Trasse im Rennen lassen
Mittlerweile liegt die Antwort von Bernd Buchholz vor. Dem Vorschlag, nur noch eine Variante im Auge zu behalten, erteilt der Minister eine Absage. Eine Gesamtentlastung würde für Lauenburg erst mit der Nordumfahrung entstehen. Außerdem würde eine Eingrenzung der Betrachtung einen Abwägungsfehler bedeuten, der das gesamte Projekt gefährden könnte.
Eine gute Nachricht hat Buchholz aber doch: „Die Verbesserung der Verkehrssituation in der Hafenstraße ist ein wichtiges Vorhaben der Landesregierung“, versichert er. Außerdem würden die Argumente des BAB in die Betrachtung der Trassenvarianten einfließen.