Lauenburg. Die Fördermittel für den Beteiligungsprozess sind freigegeben. Wohnhäuser, Begegnungsstätten und Ausstellungsflächen sind geplant.

Die Idee ist faszinierend: Auf dem Gelände des nahezu leer stehenden Gebäudeensembles der Lauenburger Hitzler-Werft an der Bahnhofstraße und den abgewirtschafteten Häusern nebenan soll ein Werft- und Hafenquartier entstehen. Die Stadt und die Hitzler-Werft ziehen dabei an einem Strang. Das gemeinsame Ziel: Die Schaffung von modernem Wohnraum mit Elbblick, dazu urbane Begegnungsstätten, Arbeitsräume und Ausstellungsflächen. Die Planung des Projektes soll nicht nur am Computer entstehen, sondern in einem breit angelegten Beteiligungsprojekt mit den Lauenburgern. Der Vertrag mit der Stadt ist zwar noch nicht unterschrieben, aber für die Steuerung der Bürgerbeteiligung an dem Projekt ist das Hamburger Büro PlanBude vorgesehen. Federführend wird das Lauenburger Künstlerhaus sein.

In Lauenburg soll ein neues Werft- und Hafenquartier entstehen

Margit Czenki und Christoph Schäfer aus der PlanBude kennen sich damit aus, Anwohner und andere Interessierte ins Boot zu holen, wenn es um Stadtplanung geht. Als 2014 der Abriss der sogenannten Esso-Häuser am Spielbudenplatz in Hamburg beschlossene Sache war, fand sich eine unabhängige Stadtteilversammlung in St. Pauli zusammen.

Im Zuge der Versammlung wurde eine Resolution verfasst, die festhielt, man wolle die Planung des neuen Geländes nun in die eigenen Hände nehmen. Aus diesem Moment heraus bildete sich die PlanBude als interdisziplinäre Gruppe aus Stadtplanern, Künstlern und Architekten sowie Experten aus den Bereichen kultureller und sozialer Arbeit. Der PlanBude ist es gelungen, durch einen Beteiligungsprozess alle Bevölkerungsgruppen anzusprechen und dadurch mehr als 2300 Beiträge einzuholen. Mittlerweile hat die PlanBude bundesweit mit ihren kreativen Beteiligungsprozessen für Aufsehen gesorgt.

Büro PlanBude ist bundesweit bei Beteiligungsprozessen aktiv

Das Lauenburger Projekt Werft- und Hafenquartier musste zunächst in die Warteschleife. Im ersten Anlauf konnte sich Lauenburg bei der Expertenjury für das Bundesförderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ nämlich nicht durchsetzen. In dieser Ideenskizze waren 19 Millionen Euro veranschlagt gewesen. So viel war aber nicht mal in für ganz Schleswig-Holstein vorgesehen. Dann hatte die Stadt das Projekt noch einmal modifiziert. Inhaltlich passt das Werft- und Hafenquartier nämlich perfekt in die Bedingungen für das Förderprogramm. Die eingereichten Projekte sollten die großen Herausforderungen deutlich machen, vor denen Städte und Gemeinden derzeit in Deutschland stehen. Das betrifft unter anderem den Bestandserhalt und die nachhaltige Quartiersentwicklung. Die Projekte können Bestandteil einer städtebaulichen Gesamtmaßnahme sein.

Ende Juni vergangenen Jahres stand endlich fest: Mit dem deutlich abgespeckten Projekt konnte sich Lauenburg bei der Jury durchsetzen. Das Werft- und Hafenquartier wird mit insgesamt 3,6 Millionen Euro gefördert. Die Stadt muss einen Eigenanteil von zehn Prozent tragen. Ein Dreh- und Angelpunkt des Werft- und Hafenquartiers soll ein neues Gebäude für das europaweit anerkannte Lauenburger Elbschifffahrtsarchiv werden. Die wertvollen Exponate stapeln sich in dem derzeitigen Gebäude an der Elbstraße 141 auf drei Etagen bis unter die Decke. Im August 2018 beschloss die Politik die Aufstellung eines Masterplanes, um dem Archiv künftig einen angemessenen Rahmen zu geben. Der geplante Wohnungsbau im Werft- und Hafenquartier soll dagegen unter privatwirtschaftlichem Dach realisiert werden.

Ensemble aus Werft und Altstadt ist städtebauliche Herausforderung

Die Zusammenarbeit zwischen der PlanBude aus Hamburg und dem Lauenburger Künstlerhaus begann im April vergangenen Jahres, als das Team des Künstlerhauses zur Podiumsdiskussion „Lauenburg im Wandel“ eingeladen hatte. Der Künstler und Stadtplaner Christoph Schäfer berichtete vor etwa 60 Interessierten über seine Erfahrungen aus dem Beteiligungsverfahren in St. Pauli. Das Gebiet des künftigen Werft- und Hafenzentrums in Lauenburg haben sich Christoph Schäfer und Margit Czenki natürlich längst angesehen.

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Die Hamburger Konzeptkünstlerin ist begeistert: „Das Gebiet rund um die Werft und die Altstadt ist ein magischer Ort. Wo sonst kann man Arbeit und Häuser aus Jahrhunderten in so einer Nähe und Dichte so intensiv erleben?“, fragt sie. Und auch Christoph Schäfer findet: „Das ist ein ganz besonderer Ort, der sensible Planung und Architektur erfordert. Wir freuen uns auf die Aufgabe, dieses Gefüge zusammen mit der Stadt und den Lauenburgern nach vorn zu denken.“

Form der Beteiligung in Lauenburg steht noch nicht fest

In welcher Form die Bürgerbeteiligung ablaufen wird, steht noch nicht fest. „Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie entwickeln“, sagt der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Reinhard Nieberg. „Wir sind jetzt gespannt auf das Konzept des Künstlerhauses“, sagt Nieberg. Viel Zeit soll jedenfalls nicht mehr vergehen, bis die Bürger bei der Gestaltung des Werft- und Hafenquartiers ein Wörtchen mitreden dürfen. Der Beteiligungsprozess soll noch in diesem Jahr anlaufen. In der vergangenen Woche gab es dafür grünes Licht von den Fördermittelgebern.