Lauenburg. Bund und Land planen eine neue Elbquerung nur für den Straßenverkehr. Bahn muss alte sanieren. Die Ortsumfahrung verzögert sich weiter.
Wie oft sie in den vergangenen Jahren auf der Lauenburger Elbbrücke wegen Bauarbeiten im Stau gestanden haben, können viele Autofahrer nicht mehr zählen. Fest steht: Alle diese Baumaßnahmen waren Flickwerk. Jetzt die Riesenüberraschung: Es wird eine neue Lauenburger Elbbrücke geben – und zwar nur für den Straßenverkehr.
Bereits vor zwölf Jahren hatte ein Gutachten dem 1951 errichteten Bauwerk erhebliche Mängel bescheinigt. Doch die ursprünglich geplante Erneuerung platzte ebenso wie die später angekündigte Sanierung. Ein neues Gutachten hatte nämlich dem Bauwerk überraschend doch noch Haltbarkeit bescheinigt. Rolle rückwärts dann im August vergangenen Jahres: Nun sollte es doch eine grundlegende Sanierung geben – und zwar vonseiten der Bahn.
Es gibt nämlich eine Besonderheit der Lauenburger Elbbrücke: Für die Tragwerkskonstruktion ist die Deutsche Bahn verantwortlich . Für den Belag der Straße und des Gehweges der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr. Und in Sachen Abstimmung knirschte es bei den Reparaturen immer mal wieder im Getriebe.
Neue Elbbrücke in Lauenburg nur für Straßenverkehr im Gespräch
Jetzt aber gibt es Neuigkeiten in Sachen Elbquerung: Der Bund, die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie die Deutsche Bahn haben sich darauf verständigt, dass das Bestandsbauwerk nur für die Schienennutzung saniert wird. Für den Straßenverkehr ist ein Neubau im Gespräch.
„Der Zustand der Elbbrücke Lauenburg ist leider von einer Vielzahl von Schäden gekennzeichnet, die einen großen Erhaltungsbedarf erfordern“, erläutert Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz. Dafür wurde in einem ersten Schritt ein umgehendes Instandsetzungsprogramm erstellt und in die Umsetzung gegeben. In einem zweiten Schritt soll die langfristige Nutzung der Brücke untersucht werden. Ergebnisse dazu liegen voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres vor.
Neubau für Schiene und Straße schwer zu realisieren
Wie aber kommt es nun zu den Planungen für einen Neubau? Buchholz: „Erfahrungen von Vergleichsobjekten zeigen, dass Verstärkungsmaßnahmen für eine langfristige Weiternutzung als kombinierte Straßen- und Schienenbrücke nicht wirtschaftlich sein könnten.“ Fakt ist auch: Ein gemeinsamer Neubau für Schiene und Straße wäre schwer zu realisieren, ohne den Verkehrsfluss stark zu beeinträchtigen.
„Der Verkehr muss weiter laufen, darf nicht beschränkt werden“, sagt Buchholz. Darüber hinaus müssten die Baumaßnahmen für die beiden Elbbrücken im Zuge der B 404 in Geesthacht und der B 209 in Lauenburg abgestimmt werden. Das sei ein zentraler Punkt für die Straßenbauverwaltungen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, stellt Buchholz klar.
Elbbrücken dürfen nicht zeitgleich gesperrt werden
Die fast zeitgleich geplanten Sanierungen der Elbbrücken in Lauenburg und Geesthacht hatten insbesondere den regionalen Unternehmern Sorgen bereitet. Notgedrungen wäre es während der Sanierungsarbeiten immer wieder zu Sperrungen beider Brücken gekommen. Sollten die temporär erforderlichen Sperrungen zeitgleich erfolgen , wäre das Chaos perfekt. Dagegen hatte sich auch auf der anderen Elbseite massiver Widerstand geregt: Die SPD-Fraktion im Rat der Samtgemeinde Elbmarsch hatte sogar eine Unterschriftenaktion gegen eine Sperrung der B 404 und der Elbbrücke initiiert.
Schleswig-Holstein befindet sich derzeit in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium, der DB Netz AG und dem Land Niedersachsen, um gemeinsam zu entscheiden, ob nicht rasch die Planungen für eine neue Straßenbrücken aufgenommen werden sollen.
Die Deutsche Bahn plant derweil weiter, die alte Brücke zu sanieren „Es ist angedacht, die Randwege, die Entwässerung sowie Stahlteile der Brücke Instand zu setzen“, teilt eine Bahnsprecherin auf Anfrage mit. Die dazu erforderlichen Entwurfsplanungen sollen Anfang nächsten Jahres beginnen, die Realisierung spätestens Anfang 2022.
Bahn hält an Sanierung der alten Elbbrücke fest
Solang will Kiel nicht warten, sondern ohne Zeitverzug in die Verkehrsuntersuchung einsteigen. Wo die neue Straßenbrücke die Elbe queren und wie sie aussehen könnte, steht noch nicht fest. Allerdings wird der Standort die Pläne für die geplante Umgehungsstraße Lauenburgs maßgeblich beeinflussen.
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Eigentlich schienen die Planungen für die Ortsumfahrung der B 209 auf dem Weg: Die Verkehrszählung ist mittlerweile ebenso erfolgt wie die Vergabe der Untersuchungen des Baugrundes. Ein entsprechendes Lärmschutzgutachten ist auch bereits abgeschlossen. Wie berichtet, sollte schon Ende dieses Jahres feststehen, welche Trassenführung für die Umgehungsstraße am sinnvollsten ist.
Neue Pläne schicken Ortsumfahrung in die Warteschleife
„Wir sind über die Neubaupläne für die Brücke sehr froh“, stellt Lauenburgs Bauamtsleiter Reinhard Nieberg klar. Er hofft aber, dass die alte Brücke weiterhin auch für Radfahrer und Fußgängernutzbar bleibt – und dass der Neubau nicht dazu führt, dass die Umgehungsstraße für Lauenburg weiter auf die lange Bank geschoben werde.
„Der Planungsprozess für die Ortsumgehung im Zuge der B 209 ist nur unterbrochen, da der Planungsprozess im Zusammenhang mit der Elbbrücke neu zu bewerten ist“, versichert Harald Haase, Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums.. Bislang seien fünf Varianten für die Straßentrasse vorgestellt worden. Eine Ersatzbrücke für den Straßenverkehr böte die Möglichkeit, weitere Varianten für eine Ortsumgehung Lauenburgs zu betrachten.