Lauenburg. Die Planungen für die Lauenburger Ortsumgehung laufen an. Fünf Varianten für eine mögliche Trassenführung stehen jetzt zur Diskussion.
Punkt 19 Uhr im Foyer der Albinus-Gemeinschaftsschule in Lauenburg: Knapp 50 Gäste sitzen dicht an dicht und schauen gespannt auf eine große Wand. Davor sitzen fünf Vertreter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV). Gleich sollen die ersten Ergebnisse der Voruntersuchung für die geplante Ortsumgehung der B 209 im Osten Lauenburgs vorgestellt werden. Der LBV ist 2018 mit der Planung des Projekts vom zuständigen Ministerium beauftragt worden.
Ortsumgehung bereits vor 2030?
Oliver Pump vom Regionaldezernat Ost ergreift das Mikrofon und führt in die Veranstaltung ein. Er sagt: „Ziel der Maßnahme ist es laut Bundesverkehrswegeplan 2030, dass die beengte Ortsdurchfahrt beziehungsweise die Hafenstraße entlastet und das Gewerbegebiet besser angebunden wird.“ Derzeit befinde man sich in der Vorplanung. „In dieser Phase sind wir dabei, mehrere Varianten einer Ortsumgehung zu entwickeln. Am Ende werden wir eine davon dem Bund vorstellen.“
Um eine Vorzugsvariante ermitteln zu können, gibt es drei planungsrelevante Hauptkriterien. „Das ist einmal der Verkehr. Wie stark wird die Hafenstraße bei der jeweiligen Variante entlastet?“, erklärt Pump. Als nächstes der Punkt Wirtschaftlichkeit. Wie hoch sind die Kosten für die jeweilige Variante? Und zudem geht es um die Umwelt. „Welchen Einfluss nimmt die Trasse auf Mensch und Umwelt? Ein sehr wichtiges Kriterium“, betont der LBV-Mitarbeiter.
Schutz für Biber, Moorfrosch und Federlibelle
Nächster Redner ist Sören Doll, der beim LBV für den Bereich Straßenplanung zuständig ist. Er verweist auf eine Besprechung (Scoping-Termin) im Oktober 2018. „Da waren Vertreter des BUND und des Bürgeraktionsbündnisses anwesend“, so Doll. Man habe deren Varianten für eine Ortsumgehung mit in die Planungen aufgenommen. 2019 wurden dann Flora und Fauna kartiert. Dabei seien zum Beispiel der Biber an der Palmschleuse, der Moorfrosch am Standgewässer und die Blaue Federlibelle entdeckt worden. Ebenso die Rote Brenndolde, die vom Aussterben bedroht ist und auf der Roten Liste in der Gefährdungsklasse 1 (stark gefährdet) steht.
Fünf Varianten für die Trassenführung der Ortsumgehung gibt es.
Variante 1
Die Variante 1 stammt aus dem Bundesverkehrswegeplan und startet beim Bahnhof östlich der Elbbrücke, führt zunächst knapp 200 Meter parallel an den Bahngleisen entlang, überquert sie und knickt dann nach Osten hin ab. Die Trasse führt um das Gewerbegebiet herum und schließt neben der Firma Mewa an die Bundesstraße 5 östlich der Palmschleuse an. Durch den Bau dieser Variante könnten nach den Berechnungen der Planer etwa 10.000 Fahrzeuge (pro 24 Stunden) von der Hafenstraße verlagert werden. Östlich der Hafenstraße wären nur noch 2200 Fahrzeuge unterwegs. Aktuell fahren dort werktags etwa 11.000 Autos.
Variante 2
Diese Trasse beginnt ebenfalls beim Bahnhof östlich der Elbbrücke und führt auch parallel an den Bahngleisen entlang, allerdings etwa 600 Meter. Sie quert dann die Schienenstrecke, um nördlich auf die Industriestraße zu treffen und letztlich auch östlich der Palmschleuse an die B 5 anzuschließen. Die Hafenstraße würde dadurch östlich nur noch mit rund 5900 Autos befahren werden.
Variante 3
Die dritte Variante beginnt ebenfalls im Bereich des Bahnhofs und verläuft ziemlich lange parallel an den Bahnschienen entlang, bis sie in der Nähe der Schleuse die Bahngleise quert und den Verlauf der bestehenden Industriegleise aufnimmt. Weiter geht es östlich an der Firma Mewa vorbei zur B 5. Dadurch würden laut Prognose nur noch 1200 Fahrzeuge im östlichen Bereich der Hafenstraße fahren.
Variante 4
Diese Trasse ist ein Vorschlag der BAB und würden beim Bahnhof starten, etwa 600 Meter parallel zu den Bahngleisen verlaufen und diese dann queren, um frühzeitig die Linie der Industriegleise aufzunehmen. Die Variante 4 geht dann in die Variante 3 über. Bei dieser Option würden nur noch 1200 Autos im Osten der Hafenstraße unterwegs sein.
Variante 5
Diese Variante stammt vom BUND und startet beim Bahnhof, verläuft dann leicht parallel zu den Bahnschienen. Dann kommt es zu einer Überquerung des Elbe-Lübeck-Kanals durch eine Überführung und zum Anschluss an die Hafenstraße (B 209). Bei dieser Variante kann die Hafenstraße nur im westlichen Teil entlastet werden.
Entscheidung wird nicht einfach werden
Schon während der Vorstellung der einzelnen Varianten stellt sich heraus: Diese Entscheidung wird nicht einfach werden. Besonders viel Kritik gibt es an Variante 5: „Wir wollen keine zweite Köhlbrandbrücke“, heißt es mehrfach von den Bürgern. Zudem sei bei dieser Trasse die Hafenstraße nicht mehr durchgängig befahrbar.
Auch Bürgermeister Andreas Thiede kann der Idee des BUND nichts abgewinnen. „Was für eine Schockvariante“, sagt er. „Solch eine gigantische Brücke, hinzu würden noch Lärmschutzwände kommen.“ Thiede präferiere die erste Version. Die könne man vermutlich am besten realisieren. „Noch besser wäre es, wenn es statt einer Über- eine Unterführung gäbe“, sagt er.
Auch das wird geprüft, heißt es. Die nächste Infoveranstaltung des LBV ist für August geplant.