Geesthacht. Mini-Orgel für Kinder und Jugendliche aus den Niederlanden hat weltweit Fans. Einer ist der Geesthachter Orgelbauer Tilmann Daewel.
Kinder, die eine echte Orgel bauen? Klingt ungewöhnlich, ist aber mit dem Projekt Orgelkids aus den Niederlanden möglich. Dort wurde die sogenannte Doe-Orgel speziell für Kinder und Schulklassen entwickelt, damit die bei dem angeleiteten Zusammenbau erleben, wie dieses Musikinstrument funktioniert und sie Interesse an der Technik bekommen.
Orgelbauer bringen das Konzept unter die kleinen Leute. Auch der Geesthachter Orgelbauer Tilmann Daewel hat drei von den voll funktionstüchtigen Miniaturinstrumenten gebaut.
Doe-Orgel für Kinder und Schulklassen konzipiert
Fast ebenso simpel wie der Name „Doe“ – was aus dem Niederländischen kommt und eine Ableitung von doen = tun ist – , ist auch der Zusammenbau der 128 Teile. In einer Schritt-für-Schritt-Anleitung können die Teile, unter der Aufsicht von geschulten Organisten oder Orgelbauern, in rund einer Stunde zusammengesetzt werden.
Die Doe-Orgel ist aber nicht nur eine schöne Unterrichtsbox, sie kann auch bespielt werden. Sie hat zwei Oktaven und zwei Register, also zwei Pfeifenreihen mit unterschiedlichem Klang, und bekommt Wind über einen manuell betätigten Magazinbalg, der an der hinteren Seite befestigt ist. Um das Instrument zu spielen, braucht man daher zwei Personen, eine die den Wind macht und eine die die Register zieht. 24 Tasten und 24 Ventile hat die Miniorgel. Eine Kirchenorgel hat 56 Tasten für jedes Register.
Die Doe-Orgeln erobern mittlerweile die Welt – und die Idee ist auch in Geesthacht bei Orgelbauer Tilmann Daewel angekommen, der drei Stück davon angefertigt hat. Das kleine Klangwunder hat er aus Pflaumen- Eichen- und Nussbaumholz gefertigt. Ein Fliegengewicht ist sie auch, etwa 15 Kilogramm bringt das hölzerne Instrument auf die Waage. Ein Vergleich: Eine Truhenorgel, die etwa so groß wie eine alte Wäschetruhe ist, wiegt etwa 100 Kilo.
Andere Orgeln bringen es wiederum auf die Größe eines Kleiderschranks oder sind so groß wie ein dreigeschossiges Haus und wiegen dann viele Tonnen. Die Doe-Orgel nimmt nur wenig Platz in Anspruch, sie ist etwa 60 Zentimeter breit, 50 Zentimeter tief und 80 Zentimeter hoch. „Es ist ein nettes Projekt, mit dem man Werbung für die Orgel macht“, sagt Tilmann Daewel.
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Die drei Orgeln, die Tilmann Daewel gebaut hat, sind nach Itzehoe, Bad Segeberg und an den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gegangen. Im Kirchenkreis kann sie für Orgelbaukurse mit Kinder- und Jugendgruppen, aber auch Erwachsenen genutzt werden. Gemeinsam mit Orgelnachwuchs-Ausbilder Michael Buffo wird das Mini-Instrument dann zusammengesetzt.
Er selbst hat sich schon früh für die Königin der Instrumente – so wie die Orgel genannt wird – begeistern können. „Es ist bei mir genetisch bedingt. Mein Vater war Pastor, die Mutter Organistin“, berichtet der Orgelbauer. 1998 hat er seine Ausbildung in Hamburg gemacht. Gearbeitet hat er in Hamburg sowie im norwegischen Bergen.
Seit sechs Jahren ist er in Geesthacht. Zunächst war er bei dem Geesthachter Orgelbauer Claus Sebastian angestellt. Als sich dieser mit 76 Jahren dann Ende letzten Jahres zur Ruhe setzte, übernahm Daewel die Werkstatt in der Hafenstraße 44 zum 1. Januar 2023.
Ob er eine Lieblingsorgel hat? Jede Epoche sei anders, sagt er. Orgeln aus dem Barock (1600 -1750) hätten beispielsweise einen ganz anderen Charakter als Instrumente, die in der Romantik (19. bis frühes 20. Jahrhundert) gebaut wurden. Instrumente, die zwischen 1960 bis 1980 gebaut wurden, gefielen ihm allerdings nicht so gut. „Die entsprechen nicht so ganz meiner Klangfarbe“, sagt der 46-Jährige.
Der Beruf Orgelbauer ist sehr vielfältig. Man braucht ein gutes Gehör und handwerklich ist die Arbeit eines Tischlers und die eines Metallbauers gefragt. Die Königin der Instrumente besteht aus mehreren Tausend Teilen. Zukunft sieht der Spezialist in seinem Handwerk. „Alternativen zur Orgel haben sich in den Kirchen nicht durchgesetzt“, sagt er.
Tilmann Daewel baut aber nicht nur Orgeln. Zu seinem Beruf gehört auch das Stimmen, Pflegen, Restaurieren und Warten der Instrumente. Sein derzeitiges primäres Arbeitsgebiet umfasst hauptsächlich den gesamten norddeutschen Raum