Geesthacht. Seit knapp zwei Monaten ist Arne Ertelt im Amt. Aktuell hat er mit Jubiläen zu tun. Was nach der politischen Sommerpause kommt.

Knapp zwei Monate ist Arne Ertelt nun als neuer Bürgervorsteher in Geesthacht im Amt. „Mich kennen ja viele eher aus der CDU, und nicht jedem ist klar, was ich da nun eigentlich so mache“, sagt er und lacht. „Was ist das eigentlich für ein Job?“, habe ihn erst kürzlich wieder jemand gefragt, erzählt Arne Ertelt. Nun, „der Job“ ist ehrenamtlich, was zu tun ist wird vornehmlich bestimmt durch die Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein, und er ist zu finden in Gemeinden, in denen ein hauptamtlicher Bürgermeister anzutreffen ist.

Das Tätigkeitsfeld umfasst unter anderem den Vorsitz des Ältestenrates mit Vertretern aus Stadtverwaltung und Fraktionsvorsitzenden, die Leitung der Ratsversammlung und die Repräsentation seiner Heimatstadt. Noch ist politisch Sommerpause, und da liegt der Schwerpunkt vor allem auf den Besuchen von Jubilaren. Beehrt werden Hochzeitspaare von der goldenen Hochzeit aufwärts und Geburtstagskinder im Alter von 90, 95 und ab 100 Jahren aufwärts. Und das auch am Wochenende.

Geesthacht: Was der neue Bürgervorsteher Arne Ertelt für Aufgaben hat

„Im Namen der Stadt Geesthacht möchten wir zur Vollendung Ihres – die Zahl wird individuell eingesetzt – Geburtstages herzlich gratulieren“, so fangen zum Beispiel diese Glückwunschtexte für betagte Geburtstagskinder an, die Arne Ertelt in offizieller Mission überbringt. Nach dem Verlesen wird eine Urkunde überreicht.

Bei 100-Jährigen gratuliert zudem Schleswig-Holsteins Ministerpräsident mit einem Schreiben des Landes gleich mit. Als ersten Termin besuchte Arne Ertelt am 4. Juli ein diamantenes Hochzeitspaar (60 Jahre verheiratet), Anfang August wurden Glückwunsche an Irene Kaul überbracht. Sie ist mit 102 Jahren bisher die älteste Jubilarin in Arne Ertelts Amtszeit. Sie feierte im städtischen Seniorenheim am Katzberg. An eisernen Hochzeiten (65 Jahre verheiratet) gab es schon drei, „sie sind gar nicht so selten, wie man glaubt“, findet Arne Ertelt.

Manche Telefonnummern sind nicht herauszubekommen

Ehrenamtliche Unterstützung gibt es durch die zwei Stellvertreter Samuel Walter Bauer (SPD) und Jens Kalke (Grüne). Aber die Hauptlast liegt bei Arne Ertelt. „Zu etwa 90 Prozent“, schätzt er. Bisher hat er 25 Termine absolviert. Die Liste mit den Namen bekommt er monatlich von der Stadtverwaltung, die durchaus zeitaufwendige restliche Arbeit inklusive des Kaufs der Blumen erledigt Arne Ertelt selbst. „Als erstes wird die Telefonnummer für die Kontaktaufnahme ausfindig gemacht, wenn ich keine ermitteln kann, dann schreibt die Stadt die Jubilare an“, erklärt er das Vorgehen.

„Ich rufe circa eine Woche vor dem Termin an“, sagt Arne Ertelt. Bei Besuchen in Pflegeheimen erkundigt er sich, ob Blumen angebracht sind wegen des Gesundheitszustandes des Jubilars. Manchmal wird ein Besuch abgelehnt oder Telefonnummern sind partout nicht ausfindig zu machen. Dann gibt er den Ball des Handelns zurück an die Stadtverwaltung, und die Gratulationen werden mit der Post verschickt.

Besuche sind vormittags, nachmittags sind die Feiern

Die Besuche finden meist vormittags statt, damit er nicht in eine Feier platzt, die in der Regel nachmittags seien. „Die meisten Termine haben Spaß gebracht, ich habe teilweise eine Stunde dort verbracht“, erzählt Arne Ertelt. Dabei höre er so manche Lebensgeschichte.

Und manchmal gehe es auch herzzerreißend zu. Oft sei die Gesundheit nicht mehr die beste, der Lebensoptimismus verflogen. Dann sorgt Arne Ertelt für aufmunternde Worte. Aber nicht mit solchen, die er sich für solche Fälle aus Büchern bereitgelegt hätte, erzählt er. „Ich baue da ganz auf meine Lebenserfahrung und finde den richtigen Ton. Ich weiß auch, wo man nicht mehr nachbohren sollte.“

Links geht es zum Bürgermeister, rechts zum Bürgervorsteher

Aber so ganz politiklos ist auch die Sommerpause nicht. Am Montag, 28. August, startet mit der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Energie die neue Sitzungsperiode, und der Bürgervorsteher ist natürlich weit mehr als nur ein Glückwünscheüberbringer. Er hat auch ein Büro im Rathaus. „Links vom Vorzimmer geht es zum Bürgermeister, und rechts zu mir“, sagt Arne Ertelt.

Erst vor Kurzem gab es eine Besprechung mit Ertelt, Verwaltung und Seniorenbeirat über ein Anliegen der Altenvertretung. Zudem steht zum Herbst ein wichtiges Vorhaben an. „Ich will alle sieben Ausschüsse besuchen“, sagt Arne Ertelt, der früher den Hauptausschuss leitete. Er nimmt die Vorsitzenden ins Visier. Bei der Leitung habe es zuletzt eine zu große stilistische Bandbreite gegeben. Sie solle einheitlicher werden. Geplant ist ein runder Tisch mit den Vorsitzenden.