Grünhof. Dirk und Carsten Engelbrecht aus Grünhof engagieren sich gefühlt schon immer ehrenamtlich. Was treibt die beiden Brüder an?

Als ihr alter Bolzplatz am Ludwig-Uhland-Weg im Geesthachter Ortsteil Grünhof für Wohnbebauung weichen musste, hat sich Carsten Engelbrecht das erste Mal in seinem Leben ehrenamtlich engagiert. „Ich habe Unterschriften bei Kindern und Eltern gesammelt, damit die Stadt die Sportplätze tagsüber freigibt und wir dort kicken können. Ich habe auch Hausmeister Kalle Liedtke ins Boot geholt. Das hat dann geklappt“, erinnert sich der heute 62-jährige an die Begebenheit aus den 1970er-Jahren.

Es war, gerade einmal im Teenager-Alter, der Anstoß für ein Leben voller Ehrenämter – sei es im Verein oder beim Verband. Wobei, wer weiß, was gewesen wäre, wenn ihn 1977 im Alter von gerade einmal 17 Jahren nicht Edmund Gorgas bei einem Stück Marzipan-Nuss-Torte bestochen hätte, als sein Stellvertreter in den Vorstand des VfL Grünhof-Tesperhude zu gehen. „Edmund wusste, dass ich den gerne mag“, sagt Carsten Engelbrecht.

Engelbrechts aus Grünhof: Die Liste der Posten und Ämter ist zwei DIN-A4-Seiten lang

Wie dem auch sei. Heute ist die Liste der Posten, die sich in dem vergangenen rund 50 Jahren angesammelt haben, zwei DIN-A4-Seiten lang. 2015 war der pensionierte Polizei-Oberkommissar ein paar Wochen lang gleichzeitig Vorsitzender des Kreissportverbands Herzogtum Lauenburg (seit 2015), beim VfL Grünhof-Tesperhude (2001 bis 2015) und der Geesthachter Schützengesellschaft (seit 2007).

„Es gibt viele, die immer nur meckern, aber nicht anpacken. Ich scheue mich nicht vor der Verantwortung und gehe dann auch voran. Mein Bruder Dirk ist da anders, der steht lieber in der zweiten Reihe“, sagt Carsten Engelbrecht.

Vereinssport: Auch der jüngere Bruder schlägt die Karriere als Ehrenamtler ein

Denn ein Engelbrecht kommt selten allein. Kurz nach der Unterschriftenaktion trat auch der zwei Jahre jüngere Bruder Dirk Engelbrecht in die ehrenamtlichen Fußstapfen, begann in Grünhof als Vereinsjugendsprecher. Ein Posten, den zuvor sein Bruder bekleidete.

Inzwischen blicken beide auf zwei Leben voller Engagement für die Allgemeinheit zurück. „Mir macht es Spaß, im Sport etwas zu bewegen. Ich finde es einfach schön, wenn nach einen Wettkampf 100 Kinder glücklich mit einer Medaille um den Hals nach Hause gehen“, sagt Dirk Engelbrecht.

Carsten Engelbrecht ist sechsmaliger Schützenkönig

Der ehemalige Bänker ist beruflich zwar im Vorruhestand, aber immer noch im Ehrenamt aktiv. Dirk Engelbrecht ist beim schleswig-holsteinischen Turnverband zuständiger Vizepräsident für Finanzen und Verwaltung. Beim VfL Grünhof leitet er als Übungsleiter zwei Turngruppen, und er ist Kassenprüfer beim Deutschen Turnverband. „Das musst du aber nicht schreiben. Ich mache den Job, brauche aber keine Beweihräucherung“, sagt er bescheiden.

Carsten Engelbrecht, der auch sechsmaliger Schützenkönig ist, liebt das Rampenlicht und er ist stolz darauf unter anderem Träger der Sportverdienstnadel des Landes Schleswig-Holstein und Ehrenvorsitzender des VfL Grünhof-Tes­perhude (ab 2017) zu sein.

Für das Ehrenamt auf so manche Geburtstagsfeier verzichtet

2021 wurde er für vier Jahre als Vorsitzender des Kreissportverbands wiedergewählt und tritt 2022 ein letztes Mal als Vorsitzender der Schützengesellschaft an. Zudem sitzt er im Beirat des Landessportbunds. „Dass ein so kleiner Verein wie der VfL Grünhof-Tesperhude (rund 700 Mitglieder, die Red.) zwei Funktionäre auf Landesebene stellt, ist schon etwas Besonderes“, sagt Carsten Engelbrecht

Wenn das Ehrenamt ruft, verzichtet er schon mal auf eine Geburtstagsfeier oder ein Familienfest. „So verstehe ich die Aufgabe“, sagt er. Gleichzeitig besitzt Engelbrecht diverse Übungsleiter-Lizenzen. Sei es im Kinderturnen, im Breiten- und Gesundheitssport, im Schießen, als Integrationslotse oder Vereinsmanager. „Ich möchte verstehen, was meine Übungsleiter im Verband machen müssen“, so sein Credo.

Jedermann-Gruppe mit zwei Leitern in 45 Jahren – den Engelbrechts

Oftmals gab es aber auch niemanden für einen Posten, also hat es einer der Engelbrechts gemacht. Etwa als Carsten mit 15 Jahren Fußball-Schiedsrichterobmann wurde und es 29 Jahre lang blieb, oder als Dirk an die Spitze des Kreisturnverbands rutschte und etwa zehn Jahre lang bis 2020 an der Spitze war.

Bei vielen Tätigkeiten haben die Brüder immer eng zusammen gearbeitet. Etwa als Carsten Vorsitzender in Grünhof und Dirk der Chef der Turnabteilung war. Oder als Dirk 2004 den Posten als Stellvertreter im Kreisturnverband von Carsten übernahm. Selbst aktiv waren beide als Schiedsrichter oder Turner – um nur zwei von vielen Aktivitäten zu nennen.

Ihren Heimatverein und besonders der gemischten Jedermann-Gruppe sind sie in all der Zeit immer treu geblieben. „Mein Bruder hat die Gruppe 1978 mit 18 Jahren gegründet. Seitdem hat die Gruppe in 45 Jahren nur zwei Übungsleiter gehabt. Meinen Bruder und mich“, sagt Dirk Engelbrecht.