Geesthacht/Eutin. Ehemaliger Bürgervorsteher und langjähriger Ratsherr bekommt die Freiherr-vom-Stein-Medaille. Über seine Verdienste.
Dass seine Arbeit in der Kommunalpolitik 1994 im Geesthachter Bauausschuss begann, darüber kann sich Peter Groh heute noch amüsieren, wie der CDU-Ratsherr sagt. „Der wurde mir zugewiesen, weil die CDU da Vakanzen hatte. Dabei waren meine Steckenpferde Finanzen und Kultur, da kannte ich mich aus“, sagt der 80-Jährige und stolpert dabei herrlich über den spitzen Stein wie früher Altkanzler Helmut Schmidt.
Doch Groh, in Hamburg aufgewachsen und 1983 von Lohbrügge nach Geesthacht gezogen, arbeitete sich gewissenhaft ein. Er besuchte vom Land Schleswig-Holstein angebotene Kurse für Planungs- und Baurecht. Sein Credo: „Wenn man so ein Amt übernimmt, muss man sich auch damit befassen. Ich habe da viel gelernt“, betont der frühere Geschäftsführer einer international tätigen Speditionsfirma.
Freiherr-vom-Stein-Medaille: Höchste Auszeichnung für ehrenamtlichen Einsatz
In den vergangenen 28 Jahren ist Peter Groh der Lokalpolitik in mehreren Ämtern treu geblieben. Von 2008 bis 2013 war er sogar Bürgervorsteher, also der Vorsitzende der Gemeindevertretung. Seitdem ist er der Stellvertreter seines Nachfolger Samuel Walter Bauer (SPD). Für sein langjähriges Engagement hat er nun die Freiherr-vom-Stein-Verdienstnadel verliehen bekommen.
Im Ostholsteinsaal des Kreishauses in Eutin zeichnete Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack acht Frauen und 17 Männer mit der höchsten Auszeichnung für ehrenamtlichen Einsatz im Bereich der Kommunalpolitik in Schleswig-Holstein aus. „Sie waren und sind für die Bürgerinnen und Bürger da. Gerade das macht die Arbeit in der Kommunalpolitik so spannend – nah am Menschen und ständig im Dialog. Mit all Ihrer Kraft haben Sie sich dem Wohl, der Zukunftsfähigkeit und der Attraktivität Ihrer Gemeinde verschrieben“, lobte Sütterlin-Waack.
Große Verdienste um das Kleine Theater Schillerstraße
„Egal ob Mitglied der Ratsversammlung oder bürgerliches Fraktionsmitglied – im Jahr kann man mit 50 Einsätzen rechnen. Dazu gehören Sitzungen der Ausschüsse, von Aufsichtsräten, von der Ratsversammlung und der Fraktion. Einsätze für Parteiarbeit und die Belastung im Wahlkampf nicht mitgerechnet“, gibt Peter Groh zu bedenken.
Bei der Verleihung wurden seine Verdienste für das Kleine Theater Schillerstraße besonders hervorgehoben. „Aufgrund seiner kaufmännischen Ausbildung trug er maßgeblich dazu bei, das ursprünglich in privater Trägerschaft errichtete Theater in eine vollständige kommunale Trägerschaft zu überführen und im Bestand bis heute zu sichern“, heißt es. Ein besonderes Anliegen sind ihm auch die Senioren, für die seiner Meinung nach in Geesthacht nicht genug getan wird.
Die generelle Entwicklung der Stadt sieht er insgesamt positiv. „Die beste Entscheidung war, dass wir das Plaza-Zentrum (heute Rewe, die Red.) in die Innenstadt geholt haben. Unsere Fußgängerzone ist in der Region einzigartig“, sagt Groh. Auch für die Schulen habe die Stadt viel getan, wenngleich er persönlich überzeugt ist, dass das wachsende Geesthacht nicht umhin kommen wird, eine weitere, neue Schule zu bauen.
Glückwünsche vom politischen Gegner
Glückwünsche für seine Auszeichnung kamen auch vom politischen Gegner, was den Geehrten „sehr gefreut“ hat. „Die SPD-Fraktion schätzt Peter Groh als ausgleichendes Ratsmitglied mit eigenen Vorstellungen. Nicht zu kurz kommt bei ihm immer auch eine gute Portion Humor. Neudeutsch würde man sagen: Peter Groh ist ein feiner Kerl. Seine Zuverlässigkeit und sein Pflichtgefühl sind heute nicht immer selbstverständlich, aber ein wichtiger Pfeiler für gute Kommunalpolitik. Wir wünschen alles Gute für die weitere Zeit als Kommunalpolitiker“, schreibt stellvertretend die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.
Peter Grohs Zeit als Mitglied der Ratsversammlung geht allerdings nach 25 Jahren zu Ende. Für die Kommunalwahl im kommenden Jahr wird sich der 80-Jährige nicht erneut aufstellen lassen. Das gilt allerdings nur als Ratsmitglied. „Es wäre mir ein Anliegen, wenn ich im Aufsichtsrat der Volkshochschule bleiben könnte. Diese Institution tut so viel für Weiter- und Fortbildung sowie die Eingliederung von Mitbürgern“, sagt Peter Groh, der sich auch vorstellen könnte, in einem Ausschuss weiter mitzuarbeiten. Es muss ja nicht unbedingt der Bau- oder der Stadtplanungsausschuss sein.
Freiherr vom und zum Stein – ein preußischer Reformer
Der Namensgeber der Medaille, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831), war ein preußischer Staatsmann und Reformer. Zusammen mit Karl August von Hardenberg leitete er in den Jahren 1807 bis 1815 die „preußischen Reformen“ ein, die den Wandel Preußens vom absolutistischen Stände- und Agrarstaat zum aufgeklärten National- und Industriestaat schufen. Dazu gehörten unter anderem die Gleichstellung der Bürger, die Selbstverwaltung der Städte, die Einführung der Gewerbefreiheit und die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Seit 1957 wird die Freiherr-vom-Stein-Medaille in Schleswig-Holstein verliehen. Wer dabei in Frage kommt, kann von seiner Gemeinde vorgeschlagen werden.