Geesthacht. Die Geesthachter Familie Pietzko ist auf Weltreise im rosaroten Wohnmobil „Heidi“. Was sie alles in Osttirol erlebte.

Erkundet „Heidi“ bald einen neuen Kontinent? Die Geesthachter Familie Pietzko, die mit ihrem rosaroten Wohnmobil auf Weltreise in eineinhalb Jahren bis in den Oman fuhr, nutzt die Rücktour, um das umgebaute, ehemalige Feuerwehrfahrzeug Interessenten vorzuführen. Denn „Heidi“ soll verkauft werden. Erste Station war Matrei in Osttirol. Eine dreiköpfige Familie kam 40 Minuten lang die Serpentinen von ihrer Alm herunterfahren, um sich das Wohnmobil anzuschauen.

„Sie wollen die Panamericana fahren, ,Heidi’ würde dann neue Kontinente kennenlernen“, berichtet Jessica Pietzko. Die Panamericana ist ein Netz von Schnellstraßen, das Alaska in Nordamerika mit Feuerland in Südamerika verbindet. „Wir wären gern hoch auf die Alm gefahren“, erzählt Jessica Pietzko. „Ein Bild mit ,Heidi’ auf der Alm wäre natürlich das Highlight gewesen.“

Auf dem Autobahnparkplatz wurde ein Regentanz in Badesachen aufgeführt

„Aber der Interessent sagte, die Kurven seien so eng, dass selbst er mit seinem kleineren Bus Probleme hätte. Sie haben dort oben keinen Strom und als Wasser nur das Bachwasser. Wir hätten da gern die Nacht verbracht. Wenn besseres Wetter gewesen wäre, hätten wir tauschen können. Dann hätten die in Heidi Probe geschlafen, und wir hätten die Nacht auf der Alm verbracht. Aber bei diesem Schüttregen macht das gerade keine Spaß“, berichtet Jessica Pietzko.

Nach dem Sturm beim Besuch des Punk-Festivals in Kroatien hatte sich das Wetter nicht mehr gebessert. Zunächst brachte der Familie das noch Spaß. „Unser erster Stopp nach dem Festival war an einer Autobahnraststätte, weil der Regen wieder sehr heftig kam. Aber es waren immer noch 30 Grad, es war warm und schwül. Da haben wir uns vorgenommen, uns über jeden Regen zu freuen. Wie in Saudi Arabien, wo auch alle rausgehen, feiern und tanzen, wenn der Regen kommt.“

Jana (2) entdeckte unbekannte Dinge: Wegen des vielen Regens bekam sie Gummistiefel gekauft, und beim Postamt in Osttirol durfte sie Postkarten einstecken.
Jana (2) entdeckte unbekannte Dinge: Wegen des vielen Regens bekam sie Gummistiefel gekauft, und beim Postamt in Osttirol durfte sie Postkarten einstecken. © Pietzko

Tochter Jana (2) wunderte sich über ein sehr komisches Kleidungsstück

Gesagt, getan. Die Pietzkos zogen sich also an der Autobahnraststätte die Badeanzüge an und führten mitten zwischen den großen Lkws in den Pfützen einen Sommerregentanz auf. „Das war ganz lustig, weil ein Lkw-Fahrer genau dasselbe gemacht hat und auch in Badehose draußen stand. Alle anderen haben blöd geguckt, und wir haben uns des Lebens gefreut“, erzählt Jessica Pietzko.

Trotzdem, als das schlechte Wetter nicht aufhörte, wurde die Garderobe nachgebessert. „Wir gingen in Matrei Gummistiefel kaufen, weil wir alle nur Sandalen dabeihatten. Jana (2) läuft immer noch unbeholfen in den Schuhen und zieht sie immer mal wieder auf dem Weg aus, weil ihr das alles zu unbequem und zu fremd ist“, sagt Jessica Pietzko. „Und als ich mir morgens Socken angezogen habe, war das total süß, weil Jana mich gefragt hat, was das denn sei? Und da musste ich ihr erst mal erklären, was Socken sind.“

Matthias Reim und ein Freund hatten Probleme an der Ladesäule

Während Jonas Pietzko die „Heidi“-Einweisung für die Interessenten übernahm, gingen Mutter und Tochter spazieren. Und stießen auf eine weitere Begebenheit für die Anekdoten-Sammlung. „Dann stand da so ein Auto. Ein Gesicht kam mit bekannt vor und als ich näher kam, habe ich den Schlagersänger Matthias Reim erkannt“, schildert Jessica Pietzko die Situation.

„Er hat mit einem Freund gerade überlegt, wie sie ihr E-Auto aufladen können. Die Ladesäule war irgendwie kaputt, es funktionierte nicht. Jana ist immer sehr offen, sie ist hingegangen und hat gefragt: ,Was machst du da?’ Darauf hat Matthias Reim geantwortet: ,Wir versuchen, das Auto zu laden, aber es geht nicht.’“ Irgendwie ging dann plötzlich die Kofferraum-Klappe automatisch zu. Fast hätten Matthias Reim und sein Kumpel die auf den Kopf bekommen. Und Jana warnte noch: ,Vorsicht!’ Das war sehr lustig.“

Das rosarote Wohnmobil in den Alpen: Auf die Alm schaffte es „Heidi“ aber nicht, die Kurven waren zu eng.
Das rosarote Wohnmobil in den Alpen: Auf die Alm schaffte es „Heidi“ aber nicht, die Kurven waren zu eng. © Pietzko

Seltene Begegnung in den Alpen: Ein Wohnmobil mit arabischem Kennzeichen

Jessica Pietzko wollte nicht aufdringlich sein, hat deshalb kein Foto gemacht. Dann überlegte sie es sich anders, aber da waren die beiden schon weitergefahren. „Sehr ärgerlich, wir hätten dann doch gern ein Erinnerungsfoto gemacht“, berichtet sie.

Genauso erging es ihnen mit einem Wohnmobil mit Kennzeichen aus Saudi-Arabien, das bei einer Rast vorbeizischte. „Wir haben ordentlich Gas gegeben, um den Saudi einzufangen und willkommen zu heißen, so wie wir die Gastfreundschaft auch in Saudi-Arabien erfahren haben. Aber wir haben ihn leider nicht mehr einholen können. Sehr schade“, meint Jonas Pietzko.

Rar geworden: Jessica Pietzko findet endlich Postkarten

Später beim Stadtbummel in Matrei gab es doch noch Grund zur Freude. „Wir haben endlich mal Postkarten gefunden und wollen nun welche verschicken. Man glaubt gar nicht, wie schwierig es mittlerweile ist, Postkarten zu finden. Einen lieben Gruß an Zigarren Fries und Kollegen: Bitte haltet das Postkartenwesen in Geesthacht für die Touristen aufrecht.“

Der nächste Termin für eine Besichtigung war in Augsburg. Das Treffen fand auf einem Ikea-Parkplatz statt. Es war ebenfalls ein junges Paar mit kleiner Tochter, ein zweites Kind ist unterwegs. Jonas Pietzko drehte mit ihnen ein paar Runden, zeigte die Ausstattung. „Die meisten machen große Augen, weil es keine Gasanlage im Auto gibt, sondern alles mit Diesel läuft. Das bedeutet aber: Du bist überall autark. Diesel gibt es weltweit überall“, erklärt Jonas Pietzko.

Die Kaufabsicht ist da, aber das Geld fehlt noch

Die Augsburger haben weiterhin Interesse am Auto und wollen jetzt zur Bank, um zu besprechen, wie man die Finanzierung regeln könnte. Sie wollen sich in einer Woche noch mal melden. Auch die Familie aus Osttirol war beeindruckt. „Sie riefen einen Tag später wieder an, um die Kaufabsicht zu bestätigen“, erzählt Jonas Pietzko.

Das Problem: Sie benötigen „Heidi“ erst in einem Jahr, haben das Geld nicht parat. „Die sind gerade wieder auf der Alm, wir können mit denen nicht so richtig kommunizieren. Es ist unklar, ob sie das Auto anzahlen oder nicht“, rätselt Jonas Pietzko über den finalen Zuschlag.

Der viele Regen weckt wieder Lust auf Kürbissuppe

„Sie noch zu behalten, dem sind wir gar nicht abgeneigt. Wir können sie noch ein Jahr fahren, um sich in aller Ruhe zu verabschieden, statt jetzt gleich so einen harten Break zu machen“, sagt Jonas Pietzko. „Wir haben auch schon einen Hallenstellplatz in Geesthacht. Da könnte man ,Heidi’ bis dahin stehenlassen oder auch mal eine Wochenendtour machen.“

Mit dem vielen Regen zum Ende der Reise – die Rückkehr nach Geesthacht, wo sie am 8. Februar 2022 gestartet sind, ist für nächste Woche geplant – hat sich Jessica Pietzko mittlerweile arrangiert. „Mir tut diese Pause gerade gut von dem langen schönen Wetter. Man kommt so ein bisschen zur Ruhe, es entschleunigt. Ich habe gerade einen Kürbis gesehen und gedacht, wie schön es wäre, jetzt Kürbissuppe zu kochen.“

Nachts wurde schon die Standheizung angeworfen

Die beiden hatten sogar schon die Standheizung angemacht, so kalt war es abends. Einer der in Saudi-Arabien gekauften warmen Farwa-Mäntel wurde an Sohn Jano (9) geschickt, der den Rest der Sommerferien seit Mitte Juli bei der Oma in Geesthacht verbringt.

Jonas Pietzko dagegen ist genervt. „Ich esse lieber das saudische Nationalgericht Kabsa mit Sand wie in der Wüste, statt Suppe im Regen wie jetzt in Deutschland“, sagt er.