Geesthacht. In unserer Serie treffen sich der Redakteur und der Bürgermeister und sprechen über vergangene Zeiten und die Zukunft.
„Schulz trifft Schulze“ heißt unsere Serie, bei der in loser Folge zwei waschechte Geesthachter über ihre Stadt plaudern. Unser Redakteur Dirk Schulz (Jahrgang 1975) ist genauso wie Bürgermeister Olaf Schulze (geboren 1967) in Geesthacht groß geworden. Beide treffen sich an wechselnden Orten im Stadtgebiet. Nach dem ersten Teil, in dem es um die Zentrale Sportanlage ging, dreht sich diesmal alles um das Thema „Lieblingsplatz“.
Olaf Schulze ist einen Tick zu früh am Treffpunkt am Ende der Werfthalbinsel. Der Bürgermeister genießt auf der Bank sitzend die letzten Sonnenstrahlen und wirft dem vorbeifahrenden Binnenschiff einen Blick zu. Das rhythmische Tuckern des Motors vermischt sich mit dem Geräusch der ans Ufer klatschenden Wellen. In der Ferne sind die Umrisse der Schleuse zu erkennen. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens der Baufortschritt der Hafencity.
Lieblingsplatz mit Blick auf die Geesthachter Schleuse
Auch wenn hier mitunter ein kleines Lüftchen weht, liebt Olaf Schulze diesen Platz in seiner Stadt. „Hier kann man gut abspannen und zur Ruhe kommen. Man hört die Nachtigallen, gegenüber ist das Naturschutzgebiet auf der Schleuseninsel“, sagt der Verwaltungschef und betont: „Früher sind wir Geesthachter ja nie so richtig ans Wasser gekommen und das bisschen Wind gehört doch zum Norden dazu.“ Wie wichtig ihm Wasser und Wind sind, war Olaf Schulze erst bewusst geworden, als er Ende der 1980er-Jahre für zwölf Monate in München lebte.
„Damals war das hier noch ein Geheimtipp“, erinnert sich Schulze. Die namensgebende Menzer-Werft hatte bis 1982 auf der Halbinsel Schiffe gebaut. Noch bis in die 1990er-Jahre standen die alten Gebäude. Jugendliche, wie unser Redakteur, trafen sich an den wenigen Grillplätzen und verbrannten alte Paletten aus den Überbleibseln der Schiffsbauer.
Die Werfthalbinsel zieht Ausflügler an
Auch an der Steinstraße, wo heute die Geesthachter Hafencity ist, versperrten zahlreiche Industriebetriebe den Blick auf den Strom, der lange wegen der starken Verschmutzung aus den elbaufwärts liegenden Betrieben in der DDR und Tschechoslowakei ohnehin gemieden wurde. Erst mit dem Leitbild „Geesthacht an die Elbe“ änderte sich dies.
Geesthacht wollte seinen Hafenbereich mit der Innenstadt strukturell, städtebaulich und emotional verbinden und so den historischen Zusammenhang zwischen Stadt und Fluss rekonstruieren. Das ist durch die Hafenbrücke gelungen. Heute zählt die Werfthalbinsel vor allem am Wochenende zu einem beliebten Ausflugsort der Einwohner.
Vom Pumpspeicherbecken bis zum Hamburger Hafen blicken
Auch Bettina Knoop von der Tourist-Info empfiehlt hier zwei Orte: den Platz unter Zieräpfeln, die in Dachform geschnitten sind, am östlichen Ende vom Freizeitbad, weil man dort sowohl den Sonnenuntergang als auch den Sonnenaufgang mit Blick auf die Elbe genießen kann, sowie die beiden Liegestühle am Geesthachter Schiffsanleger unweit vom Beachclub, die besonders im Sommer zum Verweilen bei Sonnenuntergang einladen – vielleicht ja mit einem Sundowner von der Beachbar.
Ohne kulinarisches Angebot kommt derweil der Lieblingsplatz von Lokalredakteur Dirk Schulz aus: Vom Aussichtsturm am Oberbecken des Pumpspeicherwerks kann man bei guter Sicht bis zum Hamburger Hafen und weit nach Niedersachsen blicken. Auch die Elbe mit der Wehrbrücke sind zu sehen. Schon als Kind ist er auf einer abendlichen Radtour mit seinem Vater oft dort gewesen. Leider sperrt Betreiber Vattenfall den Zugang zum Oberbecken samt Turm für etwa ein halbes Jahr. Als Grund wird fehlender Winterdienst angeführt, im Frühjahr aber die Öffnung gerne vergessen. Olaf Schulze hat hier übrigens auch schon einmal Silvester mit seiner damaligen Freundin gefeiert.
Städtischer Rundwanderweg: Das wäre was
Doch eigentlich ist das ganze Areal rund ums Pumpspeicherwerk sehenswert. Auch entlang der drei Rohre bieten sich tolle Ausblicke. Und wer den Weg rechts entlang der Rohre wählt, wird sich zwischenzeitlich fragen, ob er wirklich in Norddeutschland ist – so steil geht es hier den Geesthang hinauf.
- Bizarre Ruinen- Wo Alfred Nobel das Dynamit erfand
- Warum bei Krümmel rund 1100 Bäume fallen sollen
- „Mundverlesen“- Hier gibt es süße Beeren zum Selbstpflücken
Generell ist ein Lieblingsplatz natürlich immer subjektiv zu sehen: Der Autor liebt auch den Wanderweg am Hohen Elbufer zwischen Tesperhude und Schnakenbek. Olaf Schulze schätzt den Weg vom Fährhaus Ziehl bis zur Osterquelle, den Hochzeitswald in der Oberstadt sowie den Trimm-dich-Pfad. „Es gibt viele schöne Ecken, einige sind vielleicht gar nicht so bekannt“, sagt Olaf Schulze. Die Anregung, dass die Stadt einen großen städtischen Rundwanderweg ausweisen könnte, wollte er zusammen mit den Mitarbeitern der Tourist-Info besprechen.