Geesthacht. In Geesthacht wurde das Dynamit erfunden, lange galt die Stadt als „Pulverkammer“ Deutschlands. Das Erbe kann erkundet werden.
Versteckt in den Besenhorster Sandbergen sowie am Elbhang bei Krümmel liegen die Relikte der bewegten Geschichte von Geesthacht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs galt die Stadt wegen der großen Produktionskapazitäten der Dynamitfabrik Krümmel und der Pulverfabrik Düneberg als „Pulverkammer“ Deutschlands. Nach 1945 wurden die meisten Fertigungshallen und Gebäude von den Alliierten gesprengt. Die Überreste hat sich heute weitestgehend die Natur einverleibt.
Wer mehr darüber wissen will: Am Sonntag, 12. März, bietet der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht gleich zwei der sehr beliebten historischen Spaziergänge an, für die sich Teilnehmer anmelden können: einen in Besenhorst und einen in Krümmel.
Dynamit und Pulver: Geesthachts explosives Erbe
Der Förderkreis feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Er wurde vor nunmehr 25 Jahren von Anwohnern der Lichterfelder Straße um die heute noch aktiven Jochen Meder und Ulrike Neidhöfer gegründet. Sie wohnen in alten Häusern der Düneberger Pulverfabrik und waren mit der Art und Weise, wie die Historie in der Stadt behandelt wurde, nicht zufrieden.
Denn die Geschichte mit Zwangsarbeit und Krieg sei in der Stadt lange weitgehend verdrängt worden. In den Munitionsfabriken arbeiteten etwa im Zweiten Weltkrieg ausländische Zwangsarbeiter, aber keine Insassen aus dem nahen KZ Neuengamme.
Alfred Nobel erfand in Krümmel das Dynamit
Bereits 1865 hatte der schwedische Industrielle, Erfinder und spätere Nobelpreis-Stifter Alfred Nobel auf dem Krümmel eine Fabrik zur Herstellung von Nitroglyzerin gegründet. Ein Jahr danach erfand er dort das Dynamit. 1877 wiederum erhielt der süddeutsche Chemiker Max Duttenhofer die Genehmigung zum Aufbau der Düneberger Pulverfabrik. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg lag die Produktion brach, viele Arbeiter waren mit der Situation unzufrieden. Am 23. März 1921 besetzten Kommunisten die Munitionsfabriken.
Die Wiege der Pulverfabrik lag an der Lichterfelder Straße. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wuchs das Areal über die ehemalige Teppichfabrik bis an die heutige Bundesstraße 404 heran. Im Dritten Reich kamen Produktionsstätten in den Besenhorster Sandbergen hinzu. Letztere erhielten den Tarnnamen „Birke“, während der ältere Teil „Elbe“ genannt wurde. Eines der größten Gebäude war das mit der Nummer 596, in dem ein sogenannter Vierer-Pressenblock war.
Förderkreis Industriemuseum bietet Führungen an
Heute finden Interessierte im Stadtteil Düneberg und den unter Naturschutz stehenden Besenhorster Sandbergen auf bebilderten Hinweistafeln Erklärungen zur Geschichte des Ortes. In Krümmel liegen weite Teile auf dem Areal des heutigen Helmholtz-Zentrums Hereon. Hier ist ein Zugang nur mit einer Führung möglich. Der Förderkreis Industriemuseum arbeitet hier mit dem Forschungszentrum zusammen.
Die Anmeldungen für die Führungen am Sonntag sind nur online möglich und die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die E-Mail-Adresse lautet industriemuseumgeesthacht@gmx.de (in einem Wort durchgeschrieben, die Red.).
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Durch den Betriebsteil „Birke“ führt Jochen Meder am Sonntag ab 11 Uhr unter dem Titel „Pulver, Plastik und Raketen“. Treffpunkt ist der Parkplatz am Mischwerk Vierlander Straße. „Auf den Spuren Alfred Nobels“ wandelt derweil Reinhard Parchmann ab 13 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz am Nobelplatz in Krümmel. Ziel ist unter anderem der Krümmeler Wasserturm. Die Teilnahme ist kostenlos. Der Förderverein Industriemuseum bittet um eine Spende.
Die weiteren Termine des ersten Halbjahres stehen auch schon fest und sind auf der Homepage zu finden (industriemuseum-geesthacht.de). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Gruppen und Schulklassen eigene Termine buchen.