Geesthacht. Sobald Familie Pietzko aus Geesthacht wieder zu Hause ist, hat ihr Fahrzeug ausgedient. Dennoch ist die nächste Reise schon geplant.
Seit dem 8. Februar 2022 ist der rosafarbene Rundhauber namens „Heidi“ das Zuhause von Familie Pietzko aus Geesthacht. Auf ihrer Weltreise haben sie seitdem 14 Länder bereist, sind auf dem Landweg bis in den Oman gefahren und waren zuletzt sogar im Irak. Eigentlich sollte die Weltreise ja weiter bis nach Südafrika gehen, aber das hatte sich aus mehreren Gründen zerschlagen. Stattdessen werden die Pläne für die Rückkehr nach Deutschland konkreter. Dazu gehört auch: Sie suchen nach einem Käufer für das liebgewonnene Expeditionsmobil.
„Sie ist ein Familienmitglied geworden. Wir reden nie von unserem Auto, sondern immer von ,Heidi’“, sagt Papa Jonas Pietzko. „Unsere Tochter Jana hat länger in ,Heidi’ gelebt als in einer Wohnung“, beschreibt Mama Jessica Pietzko das komische Gefühl, sich von dem umgebauten Feuerwehrauto (Baujahr 1978) in absehbarer Zeit trennen zu müssen. Bis zum Sommer haben sie Zeit, sich daran zu gewöhnen. Solange benötigen die Pietzkos voraussichtlich für die Rückfahrt, die über den Balkan führen soll.
Weltreise mit „Heidi“ geht zu Ende: Neues Haus bereits gefunden
Zurzeit befinden sich die vier Weltreisenden nach einem achtstündigen „sehr, sehr chaotischen Grenzübergang“ nun in der Türkei. Genauer: im türkischen Teil Mesopotamiens, etwa 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt in der alten Stadt Mardin. „Wir versuchen, uns von den Strapazen der vergangenen Wochen zu erholen, von den vielen Checkpoints im Irak, der Hitze und der vielen Fahrerei durch die materialmordenden Straßen im Irak“, berichtet Jonas Pietzko. „Nun geht es hoffentlich wieder schnell an die Küste, da die blühenden Berge nichts für uns Allergiker sind.“
Ein neues Zuhause in Geesthacht hat die Familie dank eines Aufrufs auf der Internetplattform Instagram bereits gefunden. Für den 1. Juli wurde ein Mietvertrag für ein Haus in der Schäferstrift unterschrieben, wenngleich sie eher den August für die Ankunft ins Auge gefasst haben. „Wir haben immer gesagt, dass bei so einer langen Reise alle zustimmen müssen. Und wenn einer aus der Familienbande unglücklich ist, dann macht es auch keinen Spaß mehr“, sagt Jessica Pietzko.
Aktuell sei der neunjährige Sohn Jano satt von der Weltreise. Er sehne sich nach einem eigenen Zimmer, in dem er die Lego-Sachen aufgebaut stehen lassen kann. „Dass ihn in den arabischen Länder immer alle anfassen und fotografieren wollen, davon ist er schwer genervt. Auch ist es auf einer Weltreise natürlich schwer, Kontakt zu anderen Kindern aufzubauen. Und wenn doch, dann wird der Abschied umso schwerer“, sagt Jessica Pietzko.
Die Gesundheit des Sohnes steht an erster Stelle
Der Gesundheit ihres Sohnes zuliebe waren sie überhaupt erst aufgebrochen. Jano hatte in Deutschland schwere Neurodermitis und Asthma-Anfälle und auf der Reise kaum Probleme. Die Hoffnung ist, dass die Auszeit seinen Allergien geholfen hat. „Wir bleiben in Geesthacht solange, wie es seine Gesundheit mitmacht. Wir waren hier neulich ein paar Tage bei 40 Grad von der Küste weg und sofort ist die Neurodermitis wieder ausgeschlagen“, berichtet Jonas Pietzko. „Mal sehen, wie er den Sommer übersteht.“
Zunächst aber könnte der Sohnemann – Stand jetzt – nach den Ferien wieder zur Schule gehen. Insgesamt sei es aber nur eine Pause von einer langen Reise. „Das Reisen komplett aufgeben? Nein, das machen wir nicht“, betont Jessica Pietzko und lacht dabei. Die Eltern haben noch bis Anfang 2024 gemeinsam Elternzeit, Jonas sogar noch länger.
„Wir haben auf der Weltreise gelernt: Es gibt immer einen Weg“
Denkbar ist, dass die Pietzkos in den Herbst- und Winterferien noch einmal aufbrechen. Womöglich nach Australien, Amerika oder doch noch Südafrika, wo es eigentlich mit „Heidi“ hingehen sollte, eine Verschiffung aber nicht möglich war und die Wege in Zentralafrika in der jetzt herrschenden Regenzeit auch nicht befahrbar sind. Aber das sei alles noch sehr schwammig und könne sich ändern.
„Wenn wir eines gelernt haben auf einer Weltreise, dann ist es, dass es immer einen Weg gibt und die kleinen Probleme, die man vorher hatte, keine wirklichen Probleme sind. Da gibt es auf der Welt ganz andere Probleme“, sagt Jessica Pietzko.
„Heidi“ soll einen oberen fünfstelligen Betrag einbringen
Sicher schien zunächst, dass es keine gemeinsame Zukunft mit „Heidi“ geben sollte. „Heidi muss bewegt werden. Es macht keinen Sinn, sie zu behalten“, meinte Jonas Pietzko. Aber diese Entscheidung steht nun doch wieder auf der Kippe – ein wenig jedenfalls „Über ,Heidis’ Verkauf streiten wir noch sehr, da Jessi das Auto gerne behalten möchte und sehr trauert beim Verkauf. Aber es ist das Sinnvollste, sie zu verkaufen, weil sie einfach für lange Offroad-Reisen gemacht ist, und diese werden wir nach unserer Ankunft in Geesthacht erstmal nicht haben“, erklärt Jonas Pietzko. Man habe diese Reise jetzt gemacht und würde nächstes Mal anders verreisen. Der Preis soll sich im oberen fünfstelligen Bereich bewegen.
- Weltreise mit schulpflichtigem Kind? Pietzkos machen es vor
- Rettung in der Wüste- Familie Pietzko sitzt 24 Stunden fest
- Weltreise mit „Heidi“- Was Familie Pietzko tief bedrückt
Zudem würden ein paar Annehmlichkeiten fehlen wie eine Servolenkung, ein Tempomat und eine Klimaanlage. Bisher ist „Heidi“ noch nicht in Verkaufsportalen eingestellt. „Wir werden sie noch neu lackieren, Inspektion und TÜV machen, bevor wir sie neuen Besitzern übergeben. Fünf Jahre Langzeitreise haben auch Spuren im Innenbereich hinterlassen, und so braucht die Wand einen neuen Anstrich und die Schränke neue Scharniere – den Hoppelpisten geschuldet.
Am 8. Februar 2022 waren die Pietzkos in Geesthacht gestartet. Zuvor hatten sie alles aufgegeben: Haus, Auto, Wohnmobil sowie fast ihren kompletten Besitz. Nur noch ein paar Kisten mit Erinnerungen lagern noch auf Omas Dachboden. Seitdem nutzen sie ihre Elternzeit, um die Welt zu bereisen. Wir begleiten sie auf ihrer Reise.