Geesthacht. Die Straßen im Viertel werden großflächig saniert. Müssen sie wieder aufgerissen werden, wenn Fernwärme und Glasfaser verlegt werden?

Nun also auch in Grünhof: Seit Montag (22. Mai) laufen in der Westerheese zwischen der Zufahrt zur Waldschule und dem Sportplatz Bauarbeiten wegen der Verlegung von Glasfaserkabeln durch die Geesthachter Stadtwerke. Das Turbo-Internet ist begehrt. Etwa 60 Prozent der Anwohner wollen die schnelle Verbindung erhalten. Die Arbeiten sind bis zum 14. Juli angesetzt.

Anders sieht es gut sechs Kilometer weiter westlich in Geesthacht im Moorviertel aus, wegen einiger Straßennamen mit Fruchtbezug (Apfelweg, Birnenweg) auch „Obstkorb“ genannt. Trotz der in ein paar Wochen anstehenden Bauarbeiten wegen der Sanierung der Abwasserkanäle und Umgestaltung der Straßen erfolgt die Verlegung von Glasfaser hier nicht gleich mit. Auch eine zweite Zukunftstechnologie bleibt im Moorviertel außen vor: die Fernwärme. Und das, obwohl schon Rohre in der Nähe verlegt sind. Über die Querstraße geht die Leitung zur Mittelstraße, dann nach Süden zum Otto-Hahn-Gymnasium und weiter zur Steglitzer Straße. Vom OHG zum Apfelweg sind es 400 Meter.

Fernwärmeausbau und Glasfaser erfordern Aufreißen der neugemachten Straßen

Anwohner und Ratsherr Bastian Numrich (CDU), der im Moorviertel seinen Wahlkreis hat, ist verblüfft, warum die weiteren möglichen Verlegungen nicht gleich Hand in Hand mit der anstehenden großen Sanierung laufen: „Jetzt wird alles neu gemacht. Wenn die Arbeiter dann wegen der anderen Sachen mal wiederkommen, geht mit dem Aufreißen der Straßen alles von vorne los.“

Die Arbeiten, die erst 2028 abgeschlossen werden sollen, beginnen nun erst im September und damit etwa ein Vierteljahr später als ursprünglich anvisiert. „Die Verzögerungen würden mit Corona und Engpässen bei der Materialbeschaffung bedingt durch den Krieg in der Ukraine erklärt“, hat Bastian Numrich in Erfahrung gebracht.

Für das Moorviertel steht nicht fest, ob es ein Wärmevorrangsgebiet wird

Markus Prang, Geschäftsführer der Stadtwerke, bestätigt auf Anfrage die offen stehende Entscheidung zur Fernwärme: „Im Falle des Tulpenwegs und der angrenzenden Straßen steht derzeit noch nicht fest, ob dieses Gebiet ein Wärmeausbaugebiet wird.“ Er begründet es damit, dass sich die Stadt Geesthacht im Prozess der kommunalen Wärme- und Kälteplanung befinde. „Unter anderem aus diesen Erkenntnissen werden wir entscheiden, wie einzelne Gebiete und Quartiere in Geesthacht später beheizt werden können. Dabei wird es sich um einen unterschiedlichen, vielfältigen Technologie-Mix handeln“, so Markus Prang.

Zeitlich sei diese Entscheidung auch nicht kritisch, da sich keine Synergien aus der gemeinsamen Verlegung mit Abwasser ergeben würden, erklärt Markus Prang: „Wir würden in jedem Fall einen weiteren Asphaltstreifen dafür öffnen müssen. In der Regel werden diese Medien nebeneinander verlegt, damit wir im Falle eines Schadens eine Beseitigung durchführen können, ohne andere Medien zu beeinträchtigen.“

Zurzeit wird der Dösselbuschberg in der Oberstadt mit der Bertha-von-Suttner-Schule, der Grundschule, der Kita Marksweg und Wohnungen auf dem Heinrichshof ans Fernwärmenetz angeschlossen. Die Stadtwerke investieren 900.000 Euro. „Ich werde mal drauf pochen, dass auch das Moorviertel Planungsgebiet werden soll“, sagt Bastian Numrich mit Blick auf das anstehende Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung. Bereits ab 2024 muss im Zuge der sogenannten Wärmewende beim Einbau neuer Heizungen konsequent auf erneuerbare Energie gesetzt werden.

Fernwärmeanschluss wäre gute Alternative zur Wärmepumpe

„Da ist für viele der Fernwärmeanschluss doch eine gute Alternative“, findet Bastian Numrich „Hier sind so viele Einfamilienhäuser, es wäre eine finanzielle Entlastung, wenn sich sonst alle Wärmepumpen kaufen müssten. Gerade in der jetzigen Situation wäre das doch perfekt und würde dem Ziel der Stadt – 80 Prozent Fernwärme – helfen und den Anwohnern auch.“

Markus Prang gibt zumindest in Sachen Glasfaseranschlüssen für das Moorviertel Entwarnung. „Wir gehen nach den derzeitigen Planungen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten zwei Jahre dort eine Versorgung anbieten können“, sagt er. Auch dieser Ausbau sei unabhängig von der Abwassermaßnahme geplant. „Dieses liegt alleine an dem Zeitplan des Abwasserbetriebs. Für dessen Maßnahme ist ein Zeitplan von über fünf Jahren hinterlegt. Für einen Glasfaserausbau in dem Bereich benötigen wir aber nur wenige Monate“, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Mittlerweile würden zirka 15 Prozent aller Geesthachter Haushalte mit Glasfaser versorgt. „Und zirka 30 Prozent aller Haushalte hätten die Möglichkeit, einen Glasfaseranschluss von uns zu nutzen“, so Prang.

Ausgebaut wird, wenn die Quote bei mindestens 40 Prozent liegt

Die Stadtwerke wollen überall dort Glasfaser ausbauen, wo durch Abfragen die Anschlussquote erreicht wird. Nötig sind mindestens 40 Prozent Interessenten. Die Kunden in den Ausbaugebieten erhalten den Glasfasernetzanschluss bis 15 Meter Anschlusslänge im Wert von 1499 Euro kostenlos.

Bastian Numrich wartet nun erstmal die Neubildung der Ausschüsse nach der Kommunalwal ab, dann will er das Thema über den Bauausschuss voranbringen. Denn dass zumindest die spätere Verlegung der Fernwärmerohre bei der geplanten, großflächigen Umgestaltung der Straßen reibungslos klappt, sieht er skeptisch. So sollen die sanierten Fahrbahnen zu Mischstraßen werden ohne Bürgersteige, sondern mit einer einzigen großen, barrierefreie Fläche für Autos, Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer. Sein Plan: „Herrn Prang zu den Plänen im Ausschuss einladen zu lassen.“