Geesthacht. Telefon- und Handynetz fallen aus, Tankstellen und Geldautomaten funktionieren nicht, es gibt kein Wasser. Das sollten Bürger wissen.
Kein Trinkwasser und keine Toilettenspülung, kein Telefonnetz, keine funktionierenden Tankstellen oder Geldautomaten – wenn es zu einem flächendeckenden Stromausfall kommen sollte, hätte das katastrophale Folgen für das öffentliche Leben in Deutschland. Im Zuge der Diskussion um die Energiekrise mit explodierenden Kosten für Gas und Strom wird immer mal wieder ein möglicher Blackout thematisiert – auch Mitglieder des Geesthachter Hauptausschusses wollten jüngst wissen, wie die Stadt auf den Ernstfall vorbereitet ist.
Antwort: Vertreter der Stadtverwaltung inklusive Abwasserbetrieb und Betriebshof sowie der Stadtwerke, Feuerwehr und Polizei treffen sich regelmäßig, um denkbare Szenarien durchzuspielen und Abläufe abzusprechen. Dabei geht es vor allem um die kritische Infrastruktur und Fragen wie: Wie wird der Abwasserbetrieb gewährleistet? Wie die Wasserversorgung? Wie läuft die Versorgung mit Notstromaggregaten? Wie erfolgt die Kommunikation untereinander? Wie werden Einsatzfahrzeuge betankt?
Flächendeckender Stromausfall: Stadt arbeitet dem Katastrophenschutz des Kreises zu
Das Heft des Handelns obliegt in der Regel dem für den Katastrophenschutz zuständigen Kreis Herzogtum Lauenburg. Dieser kommt ins Spiel, wenn mehrere Gemeinden oder über 20.000 Einwohner betroffen sein sollten. „Bei den Szenarien ist uns egal, was den Stromausfall ausgelöst hat. Wir kümmern uns nur um die Folgen“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert.
Geesthacht würde einen Krisenstab einberufen und dem Kreis zuarbeiten. „Die Stadt übernimmt Organisation und Durchführung vor Ort – so ist die Aufgabenteilung auch bei anderen Katastrophenfällen, etwa Hochwasser“, erklärt Stadtsprecherin Wiebke Jürgensen.
Abwasserbetrieb hat einen Notfallplan
Für die Wasserversorgung gibt es Notbrunnen im Stadtgebiet. Beim städtischen Abwasserbetrieb greift ein Notfallplan, der unter anderem einen Schichtdienst für das Personal beinhaltet, um handlungsfähig zu bleiben. Über Notstromaggregate wird sichergestellt, dass ein Teil der Pumpen stets einsatzbereit ist und somit die Kanalisation funktionsfähig bleibt.
Diese Notstromaggregate werden regelmäßig gewartet und stehen auch für das Rathaus und die Alfred-Nobel-Schule bereit. Die Schule am Neuen Krug ist als Standort vorgesehen, an dem Personen untergebracht werden können.
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Rathaus als Vermittlung zwischen Krisenstab und Bürgern
Das Rathaus würde die Kommunikation mit dem Krisenstab des Kreises und den Stadtwerken aufrechterhalten sowie den Kontakt zu den Bürgern organisieren. Auch Einsätze des städtischen Betriebshofes würden koordiniert und Einsatzkräfte von Technischem Hilfswerk oder Feuerwehren untergebracht und versorgt werden. Weil das Mobilfunknetz ausfällt, würde der städtische Betriebshof für die interne Kommunikation das digitale Funknetz der Stadtwerke nutzen.
Feuerwehr und Stadtwerke haben eigene Notstromaggregate. Einsatzfahrzeuge würden über vom Stromnetz unabhängige Tankstellen betankt werden. Der Kreis richtet derzeit jeweils eine im Nord- und eine im Südkreis ein.
Das Johanniter Krankenhaus hat ein eigenes Notstromaggregat, das mit Diesel läuft. Dafür steht ein 1000 Liter großer Tank zur Verfügung. „Das hält je nach Auslastung drei bis fünf Tage. Eine Betankung könnte sogar im Notfallbetrieb vorgenommen werden“, betont Sprecherin Sylvia Ziesmann-Busche. Zudem steht ein Anschluss des Krankenhauses an Geesthachts Fernwärmenetz im Raum.
„Natürlich hoffen wir, dass unsere Pläne nie zum Einsatz kommen. Dennoch setzen wir uns umfangreich mit dem Thema auseinander, um im Fall der Fälle möglichst gut vorbereitet zu sein“, betont Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze.
Kostenfreie Broschüre liegt im Rathaus aus
Wie sich private Haushalte auf einen Blackout oder andere Notsituationen vorbereiten können, ist in der Broschüre „Katastrophen-Alarm“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zusammengefasst. Das Heft gibt es kostenfrei im Foyer des Rathauses. Es thematisiert unter anderem in Checklisten, welche Vorräte jeder Haushalt vorhalten sollte. Empfohlen werden Lebensmittelvorräte für zehn Tage.
Den letzten größeren Blackout in Europa hat übrigens 1976 ein Waldbrand ausgelöst, nach dem Teile von Deutschland, Österreich und Schweiz für ein paar Stunden ohne Strom waren. Anfang 2022 waren in Regensburg 5000 Haushalte 19 Stunden lang ohne Strom. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hält einen großflächigen, lang anhaltenden Stromausfall für nicht unplausibel, wie das Amt auf eine Anfrage des WDR mitteilte.