Geesthacht. Neuer B-Plan an Geesthachter Straße soll zur maßvollen Nachverdichtung führen – und allerlei verbieten.
Wer in absehbar Zeit entlang der Geesthachter Straße in Geesthacht bauen will, wird sich an allerlei städtebauliche Vorschriften halten müssen. Dabei geht es um so konkrete Dinge wie die Vorgabe der erlaubten Menge an Kies und Schotter oder exakte Bepflanzungsvorgaben, die eine Hecke aus Kirschlorbeer untersagen – also Maßnahmen, die die Auswirkungen des Klimawandels betreffen. Aber es geht auch darum, öffentlich benötigte Flächen für Schulen und Kindergärten vorzuhalten.
Denn der Platz zum Bauen in der größten Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg ist endlich. Das Gebiet am Finkenweg Nord gilt als das letzte große Neubaugebiet am Stadtrand. Fortan soll stattdessen innerorts nachverdichtet werden, und zwar mit Augenmaß und nach einheitlichen Regeln. Für einen Abschnitt entlang der Geesthachter Straße erarbeitet die Verwaltung einen neuen, zukunftsweisenden Bebauungsplan (B-Plan), der im Stadtplanungsausschuss vorgestellt wurde.
Geesthachter Straße: Es geht um maßvolle Nachverdichtung
Konkret handelt es sich um das Areal am rechten Straßenrand stadtauswärts zwischen Keil und Silberberg. Im rückwärtigen Bereich geht der betrachtete Bereich bis zur Hugo-Otto-Zimmer-Straße. Er umfasst somit auch die laut Schulentwicklungsplan vorrangig zu betrachtende Silberbergschule und den katholischen Kindergarten St. Barbara. „Es soll sich ins Ortsbild einfügen und geht um die maßvolle Nachverdichtung, die Stärkung des Schulstandortes und die Schaffung einer durchgehenden Grünverbindung“, sagte Hildegard Adamofski, Leiterin im Fachdienst Stadtplanung des Rathauses.
Gebäudehöhen an der Straße von bis zu 11,5 Meter
Einzelne erfolgte Bauvoranfragen im Bereich des neuen B-Plans 001 werden nicht genehmigt, ehe der neue Plan in Kraft tritt. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist bereits erfolgt, die eingegangenen Stellungnahmen sind in die aktuelle Fassung eingearbeitet. Dabei ging unter anderem darum, dass eine dreigeschossige Bebauung nahe der Silberbergschule als geschütztes Kulturdenkmal nicht zulässig ist oder dass auch die Straßenverkehrsflächen in den Plan aufgenommen wurden.
Entlang der viel befahrenen Geesthachter Straße (Bundesstraße 5/404) könnten Häuser mit bis zu vier Geschossen und einer Höhe bis 11,5 Meter entstehen. Die 25-Prozent-Klausel zur Schaffung von Sozialwohnungen gilt auch an der Geesthachter Straße, wenn ein Bauherr mehr als 16 Wohneinheiten plant. Da mehrere Grundstücke einem Eigentümer gehören, ist das zumindest denkbar. Zum Vergleich: Auf der anderen Straßenseite der Geesthachter Straße steht zwar die St. Barbara-Kirche, stehen sonst aber vornehmlich Einzelhäuser.
Spätestens alle 50 Meter im Bereich des neuen B-Plans muss der Gebäudekörper unterbrochen sein, damit es zum Luftaustausch von der warmen Straßenseite bis zum kühleren Innenhof kommen kann. Im rückwärtigen Bereich wären übrigens maximal zwei Geschosse erlaubt.
Durchgängiger Grünzug zwischen Keil und Silberberg
Die hinteren Grundstücksteile an der Geesthachter Straße bekommen zudem eine Bebauungssperre, die auch für Schuppen und Garagen gilt. Damit soll ein durchgehender, nicht öffentlicher Grünzug zwischen Keil und Silberberg geschaffen werden, in dem bei Starkregen das Wasser versickern kann. Wohlgemerkt: Tiefgaragen sind erlaubt, und überall gilt ein Bestandsschutz für bestehende Gebäude.
Der Grünzug bleibt laut mehrheitlichem Wunsch der Eigentümerversammlung in Privatbesitz. Generell gelten für die Gärten Bepflanzungsvorgaben, um dem Klimawandel zu begegnen. Neben dem Verbot von Kirschlorbeer- oder Nadelholz-Hecken (einzeln stehende Pflanzen sind erlaubt) muss etwa pro 100 Quadratmetern Grundstück ein heimischer Baum gepflanzt werden. Maximal zehn Prozent des Grundstück dürfen mit Kies oder Schotter bebaut werden, Dächer bis 15 Grad Neigung müssen zudem zwingend begrünt werden.
Zwei Grundstücke mit Wohnbebauung neben der Kita St. Barbara an der Hugo-Otto-Zimmer-Straße wurden zudem als Gemeindebedarfsflächen ausgewiesen, damit die Kindertagesstätte Platz für eine potenzielle Erweiterung hat. Hier hat die Stadt ein Vorkaufsrecht. Auf dem aktuellen Kita-Grundstück ist bereits ein Erweiterungsbau für 39 weitere Plätze in Planung.
Petra Burmeister: „B-Plan wie eine Blaupause“
Auf Platz eins in der Prioritätenliste im Schulentwicklungsplan ist die Silberbergschule. Hier sollen mindestens zwölf Millionen Euro investiert werden, um die Grundschule von fünf auf sechs Züge pro Klassenstufe zu erweitern. Aktuell werden übergangsweise Container auf dem Verkehrsübungsplatz am Silberberg aufgestellt. Hinter der Sporthalle soll mehrgeschossig neu gebaut werden.
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Dagmara Strauer, FDP-Mitglied im Stadtplanungsausschuss, lobte den in die Zukunft gerichteten B-Plan. Der scheidende Ausschussvorsitzende Gerhard Boll (Grüne), für den es seine letzte Sitzung war, wollte die Höhe der Gebäude überdenken. Andreas Schwandt (CDU) sorgte sich vor „einem monotonen Tunnel“ entlang der Geesthachter Straße, und Petra Burmeister (SPD) mahnte, dass an ausreichend breite Rad- und Fußwege gedacht werde. „Es ist der erste B-Plan, in dem wir bebaute Flächen überplanen, und es gibt neuartige Ziele. Es ist wie eine Blaupause“, sagte Burmeister.
Diese Blaupause wollten alle Fraktionen zunächst einmal mit ihren Parteikollegen besprechen. Die Entscheidung über den neuen B-Plan an der Geesthachter Straße wurde vertagt.