Geesthacht. Krabbelnetz und Dachterrasse: 7,5 Millionen Euro teurer Neubau am Worther Weg ist fertig. Doch 524 Kinder warten auf eine Betreuung.
Nach ein paar vorsichtigen Schritten verlässt den kleinen Michael der Mut. Nein, er möchte nun doch lieber nicht mit den anderen Kindern für das Foto auf das tolle Krabbelnetz im ersten Stock der neuen Kita Worther Weg in Geesthacht. Bei Vanessa Grüttner ist er in guter Gesellschaft. Die stellvertretende Leiterin hat Höhenangst und meidet den Bereich ebenfalls, der der Kita eine besondere Note verleiht. Vor allem aber ist durch den Ende Februar bezogenen Neubau die lange Warteliste für einen Kinderbetreuungsplatz in der Stadt zumindest etwas kürzer geworden.
„Nur“ noch 524 Kinder waren dort am Stichtag 7. März aufgeführt. Zum Vergleich: Vier Monate zuvor hatte die Verwaltung die Zahl noch mit 603 angegeben, im Oktober 2020 waren es 501 Plätze. Um die Zahl weiter zu senken, treiben Politik und Verwaltung die Schaffung weiterer neuer Plätze voran. Inklusive der Kita Worther Weg sind 480 Plätze im Bedarfsplan des Kreises Herzogtum Lauenburg festgeschrieben. Das heißt, finanzielle Zuschüsse sind garantiert.
Kinderbetreuung Geesthacht: Weiter lange Warteliste für einen Platz
Wobei es aus Sicht vieler betroffener Eltern immer noch nicht schnell genug geht. „Seitdem klar war, dass wir bald umziehen können, werden wir von Anmeldungen fast überrannt“, sagt Claudia Block, die im November die Leitung der vom Kirchenkreis Hamburg-Ost betriebenen Einrichtung von Carmen Thieme übernommen hat. Täglich würden bei ihr zwei bis drei Anfragen eingehen.
Manche Anmeldungen liegen seit 2018 auf dem Schreibtisch und konnten immer noch nicht positiv beschieden werden. „Uns bleibt nichts übrig, als den Eltern alternative Wege aufzuzeigen. Wir empfehlen eine Tagesmutter“, sagt Block. Die Stadt würde zudem etwaige Mehrkosten übernehmen.
Der offizielle Weg ist übrigens: Alle Eltern, die einen Betreuungsplatz suchen, müssen sich beim Kitaportal Schleswig-Holstein anmelden und können dort ihre Wunschkitas angeben.
Neue Kita Worther Weg hat 7,5 Millionen Euro gekostet
In der Kita Worther Weg können theoretisch bis zu 170 Kinder in zehn Gruppen betreut werden: in sieben Elementargruppen à 20 Kindern (ab drei Jahren) sowie in drei Krippengruppen à zehn Kindern. Doch um die dritte Krippengruppe öffnen zu können, fehlt Claudia Block Personal. Mit Praktikanten und Auszubildenden sind 39 Personen am Worther Weg bereits beschäftigt. Zum Zeitpunkt des Redaktionsbesuchs wurden 123 Kinder betreut. Durch die laufende Eingewöhnung werden es täglich mehr.
Rund 7,5 Millionen Euro hat der Kirchenkreis Hamburg-Ost für den Neubau investiert und damit 45 zusätzliche Plätze (30 Elementar, 15 Krippe) im Vergleich zum Altbau geschaffen. In der knapp zweijährigen Bauzeit war die Kita in ein Container-Provisorium an der entwidmeten St. Petri-Kirche gezogen.
Im ehemaligen Kita-Provisorium fehlt Personal für einen Vollbetrieb
Daraus wird jetzt eine Dauerlösung: die Kita Bei der Petrikirche. Diese ist die sechste des Kirchenkreises in der Stadt und bietet Platz für 115 Kinder. Die Aufnahme läuft seit Mitte März, doch wegen fehlendem Personal gibt es auch dort keinen Vollbetrieb.
Bereits seit dem 4. Januar werden in der Kita St. Johannes am Eichweg 40 zusätzliche Kinder dank eines Anbaus betreut. Für die Agilo-Kita im Edmundsthal ist ein Bauantrag gestellt. Weiter sind die Vorwerker/Diakonie, die planen die Kita an der Steinstraße im vierten Quartal 2025 öffnen zu können. Das Projekt für 150 Kitaplätze im Neubaugebiet Finkenweg Nord soll zeitnah vorgestellt werden.
Sozialausschuss tagt in Kita Worther Weg
Über die neue Kita Worther Weg machen sich die Mitglieder des Geesthachter Sozialausschusses in ihrer kommenden Sitzung am 4. April bei einem Ortstermin persönlich ein Bild (18 Uhr, Worther Weg 48). „Mit dem Neubau haben wir am Beginn dieser Wahlperiode angefangen. Jetzt können wir zum Abschluss die fertige Kita besichtigen“, resümierte Michael Fiebig, der Vorsitzende des Sozialausschusses von der SPD, in der jüngsten Sitzung.
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Was ihn und seine Kollegen erwartet: Die Kita arbeitet nach der offenen Werkstatt-Pädagogik, dass heißt, die Elementarkinder können zwischen sieben thematischen Räumen nach Belieben hin- und her wechseln und haben nur morgens eine eigene Anlaufgruppe. Im halben zweiten Stockwerk befinden sich die Mitarbeiterräume und eine Dachterrasse, von welcher der Außenbereich einsehbar ist. Dort steht unter anderem ein neues, bekletterbares Holzauto. Der „MC-Thieme 1“ ist das Abschiedsgeschenk der in Rente gegangenen früheren Leiterin Carmen Thieme.
Die Kita ist mittels eines Fahrstuhls barrierefrei. Damit es im Erdgeschoss nicht so dunkel ist, hatten die Planer die Idee, die Lichtausschachtung im ersten Stock mit dem Netz bespielbar zu machen. „Das ist auf jeden Fall eine schöne Idee“, findet Leiterin Claudia Block – vorausgesetzt man ist schwindelfrei.