Geesthacht. „Das ist eine tickende Zeitbombe“, ist Oliver Pachur (CDU) sicher. Umweltausschuss will Politiker aus Land- und Kreistag ins Boot holen.
In der Diskussion um die mit Schadstoffen belasteten Sedimente am Grund des Oberbeckens vom Pumpspeicherwerk in Geesthacht lässt der städtische Umweltausschuss nicht locker. Die Mitglieder aller Fraktionen haben einstimmig und gemeinsam mit dem Beirat für Natur und Umwelt eine Resolution verabschiedet. Demnach soll sich Bürgermeister Olaf Schulze bei den zuständigen Behörden des Kreises und im Land in Verbindung setzen, mit dem Ziel, dass die angesammelten schadstoffreichen Sedimente fachgerecht und umweltschonend abgebaut werden.
„Das ist eine tickende Zeitbombe“, ist Oliver Pachur (CDU) nach wie vor überzeugt. Er hatte das Thema mit dem Umweltbeirat federführend vorangetrieben. In dem Bereich wollen die Stadtwerke Geesthacht ein neues Wasserwerk zur Gewinnung von Trinkwasser bauen. Und um dieses sorgen sich die Kommunalpolitiker.
Pumpspeicherwerk: Geesthacht lässt nicht locker
Dass im Becken Giftstoffe lagern, ist seit Längerem bekannt. Die zulässige Konzentration von Arsen, Cadmium oder Quecksilber wird um ein Vielfaches überschritten. Die meisten Schadstoffe stammen aus der Zeit, als die Elbe stark von Abfällen aus Industriebetrieben aus der ehemaligen DDR belastet war. Das Pumpspeicherwerk am Geesthang nahe des Ortsteils Krümmel ging 1958 in Betrieb.
Die Fragen, die sich der Umweltausschuss stellt, drehen sich darum, wie sicher, die Schadstoffe im Boden des Beckens liegen. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat saubereres Sediment zwar die belasteten Schichten bedeckt. Die Sedimenthöhe am Beckenboden beträgt zwischen zwei und drei Metern.
Ist der Boden des Oberbeckens dicht?
Doch Fragen bleiben: Werden beim Ablassen des Wassers aus dem Oberbecken wirklich keine Schadstoffe zurück in die Elbe gespült? Und vor allem: Ist der Beckenboden wirklich dicht, dass kein Wasser im Erdreich versickern kann?
Vattenfall sagt ja. Zuletzt prüfte der Betreiber Anfang Juni 2022 den Pegelstand und ob dieser konstant bleibt. Ergebnis: „Wir haben einen sehr, sehr stabilen Wasserstand“, berichtete damals Vattenfall-Sprecher Lutz Wiese und verwies zudem auch auf regelmäßig stattfindende Untersuchungen des Sediments. Und auch die Stadtwerke Geesthacht sehen aktuell keine Gefahr fürs Trinkwasser.
„Es ist Trinkwasser-Einzugsgebiet und bedarf genauerer Betrachtung. Die Grundsohle ist seit 1958 nie genauer betrachtet worden. Es ist doch nur eine Frage, wann irgendwas passiert“, sagt dagegen Oliver Pachur. In der Begründung der Resolution heißt es: „Es ist davon auszugehen, dass seit der Inbetriebnahme nach 64 Jahren Betriebszeit sich Setzungen ergeben haben, die einen negativen Einfluss auf den Baukörper haben. Außerdem hat Beton keine unendliche Haltbarkeit.“ Ein plötzliches Leck im Boden, etwa durch entstehende Risse, halten die Vattenfall-Experten indes für ausgeschlossen.
Vattenfall hält Sorge für unbegründet
In der Resolution heißt es weiter, der Bürgermeister solle sich dafür einsetzen, dass die Ergebnisse umfangreicher Messungen in den Sedimenten sowie unterhalb des Beckenbodens dem Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt öffentlich zur Verfügung stehen. Zudem sollen dem Umweltausschuss eine Zeitschiene und die nötigen Maßnahmen vorgestellt werden.
Derweil betonte Björn Reuter, ebenfalls CDU und Vorsitzender des Umweltausschusses, dass sich die Mitglieder der begrenzten Möglichkeiten zur Einflussnahme von Bürgermeister Olaf Schulze bewusst sind. „Wir haben daher gesagt, dass wir auch unsere Politiker im Kreistag und im Landtag mit ins Boot holen müssen“, hob Reuter hervor.
Seit 2016 wird das Pumpspeicherwerk (PSW) kaum noch betrieben. „Die entnommene und eingeleitete Wassermenge betrug 2021 nur noch sechs Millionen Kubikmeter gegenüber 2015 mit 176 Millionen Kubikmetern. Selbst in den Jahren vor 2016 wurde das PSW nur noch mit stark vermindertem Umfang gegenüber den vorherigen Jahrzehnten betrieben“, teilte der Fachdienst Wasserwirtschaft des Kreises im Zuge der seit einem halben Jahr laufenden Diskussionen mit.
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Freiliegendes Sediment hatte diese im vergangenen August befeuert. Damals hatte Betreiber Vattenfall den Wasserstand im Oberbecken des Pumpspeicherwerks wegen turnusmäßig anstehenden Arbeiten soweit abgesenkt, dass das Becken frei lag. Aktuell ist der Zugang zum Oberbecken und damit auch zum beliebten Aussichtsturm, wie in jedem Winter seit einigen Jahren gesperrt. Die Begründung: fehlender Winterdienst.