Lauenburg. Wochenlang war es ruhig um den ungewöhnlichen Gast in der Lauenburger Marina. Warum jetzt aber die Feuerwehr kommen musste.
Er heißt Fredo, ist ein Seehund – und genießt offenbar die Öffentlichkeit. Anders lässt es sich nicht erklären, dass er schon wieder in den Schlagzeilen ist: „Passanten schlagen Alarm: Seehund sorgt für Aufregung im Norden“ schreibt die Mopo. „Seehund Fredo sorgt für Feuerwehreinsatz“, titelt die Bild. Doch es gibt Entwarnung: Die Robbe ist nach Meinung der Experten aus der Seehundaufzuchtstation in Friedrichskoog putzmunter. Und Fredo selbst? Der ist schon lange wieder im Hafenbecken der Lauenburger Marina abgetaucht und denkt vermutlich über seinen nächsten großen Aufritt nach.
Allerdings ist die Aufregung ja nicht ganz unbegründet. Schließlich ist es nicht unbedingt üblich, dass sich ein Seehund vor Lauenburg häuslich eingerichtet hat. Insofern haben die Passanten völlig richtig reagiert, als sie am Donnerstagabend das Tier scheinbar hilflos auf dem Gelände der Marina entdeckten. Was sie nicht wissen konnten: Seit Herbst vergangenen Jahres wird Fredo vor Lauenburg gesichtet.
Mal „winkt“ er vom Ruferplatz aus Passanten zu, mal lässt er sich in der Marina Lauenburg von Hafenmeisterin Yildiz Frühauf ans Ufer locken. Hier ist er wohl inzwischen heimisch geworden. Im Januar rückte sogar ein Fernsehteam des NDR an, um über ihn zu berichten. Doch warum ist Fredo überhaupt hier gelandet? Immerhin hat sich die kleine Robbe von der Nordsee über den Hamburger Hafen und die Geesthachter Staustufe gut 150 Kilometer stromaufwärts bis Lauenburg durchgeschlagen.
Seehundexperten überwachen Gesundheit von Fredo
Unter dem Stichwort „Tier in Not“ war die Lauenburger Feuerwehr von Tierfreunden am Donnerstagabend alarmiert worden. Das war Fredo allerdings keineswegs. „Manchmal liegt er tagelang am Ufer, dann taucht er wieder ab. Mal sehe ich ihn morgens, mal abends“, sagt Hafenmeisterin Yildiz Frühauf. Um sicher zu gehen, dass es ihrem Gast gut geht, schickt sie regelmäßig Videos an die Wissenschaftler in Friedrichskoog. „Sie beurteilen seinen Zustand regelmäßig. Demnach findet er hier genügend Futter und ist auch sonst mopsfidel“, sagt sie. Neugierigen Passanten gibt sie weiter, was sie von den Seehundexperten gehört hat: Gern von Weitem beobachten, aber ansonsten großen Abstand zu dem Tier halten.
Fredo allerdings genießt offenbar die Nähe zu Menschen. „Das scheint ein Jungtier zu sein, etwa ein bis zwei Jahre alt. In diesem Alter sind die Tiere überaus neugierig. Möglicherweise ist das der Grund, warum der Seehund keine Scheu vor Menschen zeigt“, sagt Dr. Dominik Nachtsheim vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Hannover beim Betrachten der Fotos.
Ein Geheimnis hat Fredo allerdings noch nicht gelüftet: Weibchen oder Männchen? „Ich bin da flexibel. Eine Frieda ist mir genauso lieb“, sagt die Hafenmeisterin. Hauptsache, es findet sich eine weitere Robbe, die das Leben vor Lauenburg genauso spannend findet. Wer will schon gern allein bleiben?