Geesthacht. Das Geesthachter Schuhhaus Purwin bietet seinen Kunden künftig ungewöhnliche Marken an – und kündigt eine Neueröffnung an.
„Kamo Gutsu“ – wer bei diesem Namen an eine indische Erotikvariante denkt, liegt gleich zweifach falsch: thematisch und geografisch. Kamo Gutsu ist eine Schuhmarke, die sich im Design an den Sportschuhen der 1920er- und 1930er-Jahre orientiert. Die Sneaker, deren Name sich vom japanischen Wort Kemari für Schuhwerk ableitet, werden in Belgien entworfen, in Italien produziert und in Geesthacht verkauft.
Schuhhaus Purwin setzt auf Trendmarken
„Ich habe schon länger mit den Schuhen geliebäugelt“, sagt Jan Purwin (48), der das Schuhhaus Purwin in der Geesthachter Fußgängerzone in dritter Generation führt. Für 179 Euro erhält der Kunde Schuhe, die in Italien handgenäht werden. Es seien freche und außergewöhnliche Schuhe, die aus ausgewählten Materialien hergestellt werden – und in dieser Saison voll dem Modetrend entsprechen. Die Hauptfarbe sei Weiß, doch hinzu kämen auch knallige Farben wie Pink oder Grün. „Frauen tragen weiße Sneaker schon länger, jetzt setzt sich die Farbe auch bei Männer durch, auch wenn viele im Norden noch immer Dunkelblau bevorzugen“, so Purwin. Zielgruppe von Kamu Gutsu seien Männer ab 40. „Die Schuhe sind schon sehr retro“, sagt Jan Purwin.
Farbenfrohe Sneaker sind aktuell stark im Trend
Im Herbst werde alles wieder etwas „angezogener“, sagt der Schuhhändler, der schon jetzt die Herbstware geordert hat. Der Sneaker bleibt. Dazu kommen wieder elegante Schuhe und Stiefeletten für Damen und Herren, so der 48-Jährige. Aber es wird alles teurer. „Einige Hersteller haben ihre Preise um bis zu 50 Euro erhöht. Da gilt es nach Alternativen zu suchen.“
Dabei bleibt Purwin jedoch möglichst in Europa: Neben „Kamo Gutsu“ hat das Schuhhaus auch Sneaker der in Portugal produzierten Marke „Ambitious“ im Programm, die ähnlich farbenfroh sind. Neu sind auch die Marken „Victoria“ aus Spanien sowie der US-Marke „GAP“. Insgesamt hat Purwin 20 bis 30 unterschiedliche Schuhmarken im Programm.
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Jan Purwin: „Mode und Schuhe gehören zusammen.“
Doch das ist noch nicht alles: Socken und Strümpfe oder Taschen sind in einem Schuhhaus nichts Ungewöhnliches, Oberbekleidung schon. „Mode und Schuhe gehören zusammen. Das haben uns die Textiler vor Jahren vorgemacht und Schuhe ins Programm genommen“, sagt Purwin, der auch im Bereich Mode immer auf der Suche nach neuen Marken ist. Nach seinen guten Erfahrungen mit den Kamo-Gutsu-Sneakern ist Purwin einer weiteren Empfehlung seines Handelsvertreters gefolgt und hat ganz neu auch T- und Sweatshirts des Hamburger Labels „Salzhaut“ ins Programm genommen.
Gewürze und Spirituosen verschönern den Schuhkauf
Um sich zu informieren, ist Purwin viel auf Messen unterwegs. Das Schuhhaus gehört zur ANWR Group eG, eine der umsatzstärksten Handelskooperationen in Europa. Da ist unter anderem der Besuch der jährlichen Schuhmesse am Firmensitz in Mainhausen eine Pflichtveranstaltung. Als er sich bei Mitbewerbern umschaute, kam ihm die Idee, auch Gewürze ins Angebot des Schuhhauses zu nehmen.
„Ich war auf einer Messe für Home und Lifestyle und bin auf die Gewürze gestoßen, die in kleinen Reagenzgläsern aus Glas angeboten werden.“ Als witziges Deko-Element gedacht, entwickelten sich Gewürze und Öle zu einem Renner in der Vorweihnachtszeit: „Einige Kunden haben damit ihre Adventskalender bestückt“, so Purwin. Ebenfalls als Deko-Element gedacht sind Spirituosen der Marke „Bruderkuss Berlin“, hinter der Schauspieler Bruno Eyron („Balko“) steht. „Der Schuhverkauf wird jedoch immer im Zentrum unserer Tätigkeit stehen“, sagt Purwin, der selber gerne Sneaker trägt.
Nur in Geesthacht: Kunden können Sneaker selber gestalten
Seine eigenen Sneaker haben die Farben Blau, Senf und Pink – und stammen von einer der ältesten deutschen Schuhfirmen. Unter dem Label 1886, dem Gründungsjahr der Schuhfabrik Josef Seibel, bietet der Hersteller aus Hauenstein in Rheinland-Pfalz Sneaker an, die der Kunde selber designen kann. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit: Eingesetzt werden Recyclingmaterialien, das Leder wird chrom- und mineralfrei gegerbt, hinzu kommen kurze Transportwege.
Nachhaltigkeit stehe beim Schuhkauf noch nicht im Vordergrund, sei aber im Kommen, sagt Purwin: „Das hat aber auch seinen Preis.“ 250 Euro kostet so ein individuell gestalteter Sneaker, der im Fachhandel günstiger ist als beim Onlinekauf. Purwin: „Wir beraten den Kunden per Tablet und erhalten dafür von der Schuhfirma einen Bonus.“ Wer die Schuhe in Hamburg sucht, wird sie nicht finden: Purwin vermarktet die 1886 Sneaker exklusiv in einem Radius von 50 Kilometer rund um Geesthacht. Lediglich ein Schuhhändler im Westen der Hansestadt darf die Sneaker ebenfalls anbieten.
Lob für Entwicklung der Geesthachter Fußgängerzone
Seit Corona habe sich das Einkaufsverhalten verändert, hat Purwin beobachtet. Die Kunden kaufen im Internet und vor Ort. Hamburg sei als Einkaufsort nicht mehr so relevant. Deshalb investiert der Geschäftsmann und greift mit dem „Bruno P“ eine Familientradition auf: Großvater Bruno Purwin hatte 1946 das Schuhgeschäft gegründet. Gleich gegenüber dem Haupthaus im ehemaligen Eiscafé Rimini, das ein paar Häuser weiter gewandert ist, verkauft der Schuhhändler noch bis zum 11. März Restposten aus dem Hauptsitz und den Geschäften in Mölln und Winsen/Luhe.
Spätestens zum 23. April wird ein paar Häuser weiter an der Bergedorfer Straße 49 dann unter dem Namen „Bruno P“ ein neues Fachgeschäft öffnen. „Wir werden hier langsam zu voll“, sagt der Schuhhändler, der mehr Ausstellungsfläche braucht. Das neue Geschäft soll sich dann mit Marken wie Rieker, GAP oder Tamaris an ein jüngeres Publikum wenden. Purwin investiert ganz bewusst in Geesthacht und findet sich damit in guter Gesellschaft: Das Kaufhaus Nessler investiert, nachdem dort bereits der Denn’s Biomarkt eingezogen ist, weiter. Am 23. März will zudem die Parfümerie Schuback gleich gegenüber öffnen. „Geesthacht entwickelt sich in eine tolle Richtung“, so der Schuhhändler.