Geesthacht. Taktische Einheit Drohnen hat ihr Fluggerät über einem Waldstück bei Geesthacht eingesetzt, um die größten Schäden zu lokalisieren.

Das genaue Ausmaß der Schäden, die Orkan „Zeynep“ in seinem Revier hinterlassen hat, kann Förster Hannes Koopmann nur erahnen. Viele Waldwege sind durch umgestürzte Bäume immer noch unpassierbar. Nachdem Straßen und öffentliche Parkplätze geräumt sind, gilt es nun, sich zunächst einen Überblick über die Verwüstungen zu verschaffen.

Dabei könnte in Zukunft die dem Katastrophenschutz angehörende und erst seit Jahresbeginn einsatzbereite Taktische Einheit Drohnen (TE-D) Abhilfe schaffen. Am Mittwoch gab es den ersten Probeflug über ein rund 300 Hektar großes Waldstück, das zwischen Grünhof und Schnakenbek nördlich der Bundesstraße 5 liegt. Es ging darum auszuprobieren, ob sich die Luft­bilder für die Aufräumarbeiten der insgesamt sieben Revierförster im Kreis einsetzen lassen.

Gestochen scharfe Bilder aus 150 Metern Höhe

Thomas Murjahn von der Taktischen Einheit Drohnen kalibriert das Fluggerät.
Thomas Murjahn von der Taktischen Einheit Drohnen kalibriert das Fluggerät. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Drohne der TE-D hob vom Parkplatz beim Restaurant Waidmannsruh am östlichen Grünhofer Ortsrand ab und überflog das Waldgebiet in 150 Metern Höhe. In einem zur Einsatzzentrale ausgebauten Lkw verfolgten Hannes Koop­mann und Marcus Deinert, der Leiter der Kreisforsten Herzogtum Lauenburg, die ersten, gestochen scharfen Aufnahmen.

„Unsere Kamera hat einen 30-fachen optischen Zoom“, erklärte Thorsten Bettin, der Chef der 18 Mann starken Einheit, die sich aus Freiwilliger Feuerwehr und DRK zusammensetzt.

Als Koopmann auf einen Bereich mit besonders vielen umgestürzten Bäumen zeigte, stellte er fest: „Die sind wie Streichhölzer abgebrochen.“

Von oben sieht es so aus, als ob Orkan „Zeynep“ Mikado gespielt habe. Aus der Luft mag es nicht besonders dramatisch aussehen, doch allein hier sind rund zwei Hektar Wald betroffen, also eine Fläche von 200 mal 100 Metern.

Der Schaden in den Kreisforsten wird auf 20.000 Festmeter Holz geschätzt

Das Luftbild von unten: Der Grünhofer Revierförster Hannes Koopmann verschafft sich auf vom Orkan umgekippten Stämmen einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung.
Das Luftbild von unten: Der Grünhofer Revierförster Hannes Koopmann verschafft sich auf vom Orkan umgekippten Stämmen einen Überblick über das Ausmaß der Zerstörung. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Das ganze Kreisgebiet ist betroffen. Wir können die Schadenshöhe nur erahnen und schätzen, dass rund 20.000 Festmeter Holz betroffen sind“, sagte der Fachdienst-Leiter Kreisforsten Marcus Deinert. Diese Wälder zusammen sind etwa 10.000 Hektar groß.

Also anders ausgedrückt: „Vor uns liegt ein riesen Berg Arbeit“, ergänzte Koopmann. Zusätzlich ist es ein Wettlauf gegen die Zeit und den Borkenkäfer.

Die Larven des Schädlings lieben nämlich besonders die Rinde von umgestürzten Bäumen. „Borkenkäfer fliegen im Frühjahr ab etwa 16,5 oder 17 Grad. Bis dahin muss das Holz aus dem Wald“, mahnt Koopmann.

Allerdings dauert es mindestens noch zwei Wochen, eher mehr, bis die Wege gesichert sind. Solange sollten Spaziergänger den Wald unbedingt meiden. Überdies besteht Lebensgefahr durch „angeschobene“ Bäume. Das sind solche, die bislang nur nicht umfallen sind, weil ein anderer sie abgestützt hat.

Aber noch wichtiger: Solange die Wege nicht aufgeschnitten sind, wie Förster sagen, kommen die Maschinen gar nicht bis zu den betroffenen Stellen heran. Deshalb sollen die Luftbilder ja auch helfen, eine Prioritätenliste der am schlimmsten betroffenen Gebiete zu erstellen.

Klar ist, dass besonders im Winter Nadeln tragende Hölzer wie Fichten und Douglasien betroffen waren und Lärchen vergleichsweise gut davonkamen. Aber, so Koopmann: „Der letzte Sturm war unter unter den Top drei der schwersten Stürme der letzten 30 Jahre.“

„Flächenwürfe lassen sich mit den Drohnen gut lokalisieren“

Der Wanderweg, vor dem Förster Hannes Koopmann steht, ist völlig unpassierbar.
Der Wanderweg, vor dem Förster Hannes Koopmann steht, ist völlig unpassierbar. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Technisch gab es bei den Probeflügen allerdings ein paar Probleme. Immer wieder riss die Funkverbindung von Marcel Müller und Stephan Bodin, die die Drohne beziehungsweise die Kamera bedienten, ab. Das Fluggerät kehrte dann automatisch zum Start zurück.

„Normalerweise können wir bis zu zehn Kilometer weit fliegen. Heute waren es vielleicht zwei“, wusste Thorsten Bettin, der Leiter der Drohnen-Einheit, auch keine Lösung.

Hannes Koopmann konnte also nur einen kleinen Bereich des Reviers Grünhof Nord in Augenschein nehmen. Doch das reichte ihm für ein positives Fazit der Jungfernfluges. „Flächenwürfe lassen sich mit den Drohnen gut lokalisieren. Das ist eine schöne Hilfe für uns.“

Warum übrigens an manchen Stellen Bäume gleich reihenweise umkippen und daneben alles stehenbleibt, darauf hatte auch der Förster keine Antwort. „Ich weiß nicht, warum die Verwirbelungen an manchen Stellen auftauchen und Schneisen schlagen“, sagte ­Koopmann. Entscheidend ist aber, dass er jetzt besser weiß, wo Orkan „Zeynep“ überall „Mikado gespielt“ hat.