Fredeburg/Hamburg. Gewerkschaft fordert einen zusätzlichen Beschäftigen je 1000 Hektar Wald. Warum Forst-Nachwuchs so wichtig ist.

Der Wald benötigt Hilfe, um den fortschreitenden Klimawandel zu trotzen. Doch statt mehr Forst-Personal wird dieses immer weniger: Verantwortliche klagen, dass es schwieriger wird, freie Stellen zu besetzen. Deutschlandweit wird sich die Situation noch verschärfen.

„Etwa die Hälfte aller im Forst tätigen Kollegen und Kolleginnen ist über 50 Jahre alte, wird in absehbarer Zeit in Rente gegen“, warnt Achim Bartels, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft IG BAU (Bauen, Agrar, Umwelt). Fakt ist: Aktuell reicht der Nachwuchs nicht mal, um alle durch Fluktuation freiwerdenden Stellen zu besetzen.

Klimawandel sorgt für massive Waldschäden

Wetterextreme, Dürre, Windbruch und Borkenkäferbefall bereiten Waldbesitzern massive Kopfzerbrechen, unabhängig davon, ob es um Landes-, um Kreisforsten oder um Privatwald geht. Bei zunehmenden Schäden und gleichzeitig schwindender Zahl an Forstmitarbeitern dauert es immer länger, bis etwa die aktuellen, massiven Sturmschäden behoben sind.

Bis zum Sommer soll der Großteil des Windbruchs in den Lauenburgischen Kreisforsten beseitigt sein, dafür müsse aber das Wetter mitspielen, bestätigt Henner Niemann, Chef der Kreisforsten. Schnellstmöglich sollen alle Wanderwege und der Elberadweg zwischen Lauenburg und Geesthacht geräumt sein. Gut 50.000 Festmeter Holz haben die Winterstürme zu Jahresanfang umgebrochen, das ist mehr als die gesamte für 2022 geplante Einschlagmenge.

Mit gut 9000 Hektar ist der Kreis Herzogtum Lauenburg der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands. 36 Mitarbeiter vom Azubi über Forstwirte und Maschinenführer bis zu Revierleitern und Verwaltungskräften sind hier beschäftigt. Die IG Bau fordert, das Personal deutschlandweit aufzustocken – um einen zusätzlichen Beschäftigten je 1000 Hektar Wald.

Mammutaufgabe Waldumbau ist nur mit mehr Personal zu schaffen

„Egal ob im Privatwald, im kommunalen Forst oder im Landesbetrieb – nur mit deutlich mehr qualifizierten Beschäftigten wird die Mammutaufgabe Waldumbau zu schaffen sein“, mahnt Bartels. Entscheidend seien faire Einkommen und gute Arbeitsbedingungen. Azubis müssten nach Ausbildung übernommen werden. „Gerade junge Menschen gehen fürs Klima auf die Straße. Demos sind wichtig, aber es braucht auch Menschen, die Bäume pflanzen und Wälder pflegen.“

Die Kreisforsten bilden selbst aus. Dennoch ist es schwierig, freie Stellen zu besetzen, bestätigt Henner Niemann. „Die Einstieg in den öffentlichen Dienst ist für junge Forstwirte nicht allzu attraktiv. Anders als Privatunternehmen sind wir an die Tarifstruktur der öffentlichen Hand gebunden, zahlen zudem auch keine Prämien für Akkordarbeit.“ Das komme einerseits der Arbeit zugute, schütze Mitarbeiter vor zu großer Belastung, andererseits fehlten die Prämien.

„Die Probleme sind da, wir haben zwar Bewerber für die Ausbildung aber immer weniger für offene Stellen.“ Folge: Zwei freie Stellen konnten trotz mehrerer Anläufe bislang nicht besetzt werden.

Klimaschäden sorgen für Arbeit durch das gesamte Jahr

In der Regel arbeiten ein Dutzend Beschäftigte in drei Viererteams zusammen, je ein Vorarbeiter und drei Forstwirte. Da schmerzen zwei unbesetzte Stellen, auch wenn die Kreisforsten für einige Arbeiten auf Privatfirmen zurückgreifen. Doch auch für sie geht die Schere zwischen Mitarbeiterzahl und Arbeitsvolumen immer weiter auseinander, die Zeitspanne zwischen Auftragsvergabe und Erledigung wächst.

Niemann hält es für nicht ausgeschlossen, dass die ökonomische Betrachtung künftig anders ausfällt. Früher sei die Arbeit im Wald ein Saisongeschäft gewesen, sei vor allem im Winter erfolgt. „Die Beseitigung der Schäden der Winterstürme bis in den Sommer und die anschließende Wiederaufforstung, damit könnte es bald mehr Arbeit rund um das ganze Jahr geben“, sagt Niemann.