Geesthacht. Geesthachter Unternehmen zeigen sich zum Jahresbeginn optimistisch und wollen ausbauen und investieren – auch in Mitarbeiter.

Viele Geesthachter Wirtschaftsunternehmen blicken positiv ins Jahr 2023. Und nicht nur das: Der zurückgewonnene Optimismus ist verbunden mit der Aussicht auf viele neue Jobs in der Stadt. So wie bei der Leuchtturm Gruppe, beheimatet am Spakenberg.

Geesthachter Unternehmen: Leuchtturm Gruppe will Kapazitäten steigern

Leuchtturm Alben Verlag übernimmt Hälfte der Flächen bei Kelter Verlag (zur Miete); Geschäftsführer Max Stürken und Axel Stürken (r.)
Leuchtturm Alben Verlag übernimmt Hälfte der Flächen bei Kelter Verlag (zur Miete); Geschäftsführer Max Stürken und Axel Stürken (r.) © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Wir sind gerade dabei, das gesamte Logistik-Zentrum umzubauen, um die Kapazitäten deutlich zu steigern“, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Max Stürken der Leuchturm Gruppe. Ob im Zuge der Kapazitätserweiterungen weitere Räume beim Kelter Verlag an der Düneberger Straße angemietet werden, werde noch sondiert. Der Kurs steht auf Wachstum, und der „Hauptengpass ist die Rekrutierung von passenden Mitarbeitern“, meint Max Stürken. Benötigt würden Kräfte aus vielen Bereichen wie Logistik, Produktion, Kaufleute, „ganz stark IT und E-Commerce“, so Stürken.

Andere Probleme gelten mittlerweile als überwunden. „Die Lieferengpässe haben sich in den vergangenen Monaten geglättet, die Dinge haben angefangen, sich zu normalisieren“, sagt Max Stürken. Auch die Zurückhaltung der Verbraucher, die im ersten Halbjahr durch einen schwachen Konsum spürbar gewesen ist, hat sich normalisiert. Stürken: „Am meisten gelitten haben wir unter den galoppierenden Frachtraten.“

Ein Arbeitsschwerpunkt fürs kommende Jahr liegt in der Außendarstellung des Unternehmens. Der Weltmarkführer in Sachen Sammelalben für Briefmarken und Münzen will nicht mehr nur in diesem Sektor wahrgenommen werden, ist mit Marken wie Torquato, Bethge, Semikolon mittlerweile deutlich breiter aufgestellt. „Wir wollen mehr an die Oberfläche bringen, dass wir eine Lifestyle-Gruppe sind“, erklärt Max Stürken.

CTS rechnet mit einem Wachstum von 30 Prozent

„Klar auf Wachstumskurs“: CTS-Inhaber Philipp Wilczek erwartet für die CTS-Gruppe ein Wachstum von 30 Prozent.
„Klar auf Wachstumskurs“: CTS-Inhaber Philipp Wilczek erwartet für die CTS-Gruppe ein Wachstum von 30 Prozent. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Auch gut 3,5 Kilometer Luftlinie Richtung Westen an der Mercatorstraße ist die Stimmung gehoben. „Die Auftragslage ist gut, Personal wird gesucht“, sagt Philipp Wilczek von CTS. Das Unternehmen baut mit Faserverbundwerkstoffen kleine und große Dinge wie Steganlagen, Bahnsteige und ganze Brücken wie die über die Oder bei Neurüdnitz in Brandenburg. „Wir blicken positiv auf 2023. Da wir sowohl bei der Produktion als auch bei der Verarbeitung unser Composite-Werkstoffe im Vergleich zu Stahl wenig Energie benötigen, werden unsere innovativen Konstruktionslösungen nicht nur aufgrund der hervorragenden Eigenschaften, sondern auch in Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit für immer mehr Industriebereiche eine interessante und langfristige Alternative“, erklärt Philipp Wilczek.

„Wir sind weiterhin ganz klar auf Wachstumskurs und rechnen in der Unternehmensgruppe mit einem Wachstum in Höhe von 30 Prozent“. Außerdem sei mit deutlich weniger Materialengpässen zu rechnen, „da sich die Lage auf den Logistik- und Rohstoffmärkten in unserem Bereich entspanne“. Für den weiteren Aufschwung sind mehr Mitarbeiter nötig. 2022 wurde das Team bereits mit acht neuen Kollegen verstärkt, zum Jahresanfang sind drei weitere dazu gekommen. Und für 2023 sind weitere zehn Stellen zu besetzen. „Insbesondere suchen wir Mitarbeiter für die Fertigung und Montage sowie für den Vertrieb“, sagt Philipp Wilczek.

Neue Maschine produziert bei Riftec noch größere Bauteile

Geschäftsführer Dr.-Ing. Axel Meyer hat im April 2021 auf dem Rand einer neuen Maschine zum Rührreibschweißen Platz genommen. Eine neuere Anlage schafft mittlerweile noch größere Bauteil zu verarbeiten.
Geschäftsführer Dr.-Ing. Axel Meyer hat im April 2021 auf dem Rand einer neuen Maschine zum Rührreibschweißen Platz genommen. Eine neuere Anlage schafft mittlerweile noch größere Bauteil zu verarbeiten. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

In Nachbarschaft von CTS hat sich Riftec, der Spezialist im sogenannten Rührreibschweißen, niedergelassen. Auch hier hellt sich die Miene wieder auf. „Wir haben schwere Jahre hinter uns, erst Corona, dann die Energiekrise, das hatte unsere Kunden stark getroffen“, sagt Geschäftsführer Axel Meyer. Deswegen ging die Auftragslage zurück. Riftec selbst wurde von den anziehenden Preisen für Strom „nicht so stark gebeutelt“, erklärt Axel Meyer. „Wir verbrauchen relativ wenig. In der Summe schlägt die Inflation stärker zu. Es tut weh, aber nicht über Gebühr“. Aber die Krise ist überwunden. „Viele unserer Kunden haben sich nun zurechtgefunden auch mit veränderten Lieferketten“, erklärt Axel Meyer.

So wurde erst Personal abgebaut, nun geht es wieder in die andere Richtung: „Aktuell sind fünf Stellen offen“, sagt Axel Meyer. In Spitzenzeiten arbeiteten in Geesthacht 40 Leute, dann ging es runter auf 30, jetzt sollen es zunächst wieder 35 werden. Gesucht werden Produktionshelfer, Anlagebediener und Mitarbeiter im Vertriebsinnendienst. Das Leistungsumfeld hat sich zur Erschließung neuer Märkte auf andere Schweißtechniken verbreitert, mittels einer neuen Maschine aus dem Stammwerk in Wien lassen sich nun bis zu 15 Meter lange Bauteile produzieren. „Die Anlage ist in Europa einzigartig“, schwärmt Axel Meyer.

Beim LADR Zentrallabor haben die ersten neuen Mitarbeiter schon angefangen

Arbeiten Hand in Hand: Die Azubis Emilia Hinrichs (v.l.), Tim-Oliver Hartong und Celine Hartmann sowie die Wissenschaftler Moritz Kielmann (HAW Hamburg), Expeditionsleiter Frank Schweikert (Biologe) und Alina Mees (Uni Koblenz). Als das Forschungsschiff Aldebaran im Juni in Geesthacht anlegte, nahmen Auszubildende von LADR und Intermed die Kisten mit den Proben in Empfang und lieferten sie mit dem Transporter zum LADR-Labor in die Lauenburger Straße.
Arbeiten Hand in Hand: Die Azubis Emilia Hinrichs (v.l.), Tim-Oliver Hartong und Celine Hartmann sowie die Wissenschaftler Moritz Kielmann (HAW Hamburg), Expeditionsleiter Frank Schweikert (Biologe) und Alina Mees (Uni Koblenz). Als das Forschungsschiff Aldebaran im Juni in Geesthacht anlegte, nahmen Auszubildende von LADR und Intermed die Kisten mit den Proben in Empfang und lieferten sie mit dem Transporter zum LADR-Labor in die Lauenburger Straße. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Ein weiterer Big Player in Geesthacht ist das LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen Geesthacht (Lauenburger Straße). „Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgung der Menschen in der Region und darüber hinaus“, erklärt Prof. Dr. Jan Kramer, Ärztliche Leitung und Geschäftsführung. „Für die dahintersteckenden vielfältigen Aufgaben neue beziehungsweise zusätzliche Mitarbeitende zu finden, bleibt 2023 eine Herausforderung. Umso mehr freue ich mich, dass wir die ersten Neueinsteiger gleich am 2. Januar begrüßen konnten. Dazu zählen erfahrene Bewerber ebenso wie Kolleginnen und Kollegen am Beginn ihrer Laufbahn“. Zudem werde in Geesthacht ausgebildet, direkt im Labor oder im kaufmännischen Bereich. „Gleichzeitig setzen wir auf modernste Geräte in der Laboranalytik und treiben die Digitalisierung voran. Das macht die Arbeit bei uns besonders spannend und vor allem sinnvoll“.

Intermed baut Lagerhalle mit modernster Technik

Logistiker Intermed (Spandauer Straße) arbeitet deutschlandweit für den LADR Laborverbund. Hier blickt man ebenfalls „mit Zuversicht ins neue Jahr“, sagt Gerhard Kohnen, Geschäftsführer Handel und Logistik. „Wir investieren in eine neue Lagerhalle mit modernster Technik am Tempelhofer Weg.“ Eingesetzt wird Auto-Store, ein automatisches Lager- und Bereitstellungssystem. Kohnen: „Wir setzen unseren Kurs der Digitalisierung fort, werden mit weiteren Energiesparmaßnahmen und Investitionen zum Beispiel in E-Mobilität unseren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz verstärken. Mit diesen Maßnahmen werden wir unseren zentralen Standort sichern und nicht zuletzt auch in diesem Jahr zusätzliches Personal einstellen.“

VBZ investiert in neue Aufladestationen

Mitten in der Corona-Zeit im April 2021 machten Karsten Renner, Volker Samuelsson und Jörg Vespermann (alle VBZ) Werbung für die Ausbildung auf dem E-Auto.
Mitten in der Corona-Zeit im April 2021 machten Karsten Renner, Volker Samuelsson und Jörg Vespermann (alle VBZ) Werbung für die Ausbildung auf dem E-Auto. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Damit es Fahrer gibt, die sich für Logistiker hinter das Steuer setzen, sorgt in Geesthacht unter anderem die VBZ-Gruppe für die Ausbildung. Kunden sind unter anderem auch Firmen wie Edeka. „Wir sehen optimistisch ins neue Jahr“, erklärt Karsten Renner vom Geesthachter Büro. Für ein kleines Fragezeichen sorgen Änderungen durch das Bürgergeld. Karsten Renner erwartet aber eher positive Effekte. Das Jobcenter müsse nun gewünschte Umschulungsmaßnahme wie etwa die zum Lkw-Fahrer genehmigen. Die VBZ will sich zudem stärker dem Privatsektor öffnen, auch Theorieunterricht am Abend anbieten. Investiert wird in E-Technik. Bis zur nächsten Woche sollen in Geesthacht am Standort Zillmann-Handwerkerquartier und an der Trift zwei neue E-Säulen auf dann insgesamt drei zum Aufladen installiert werden, ein neuer Opel Mocca als E-Auto ist schon eingetroffen.

WVG-Vorsitzender fordert, Vorgänge zu beschleunigen

Der neue WVG-Vorstand Alexander von Strombeck ist freischaffender Diplom-Ingenieur. Im Sommer arbeitet er gern auf seinem Boot im Yachthafen auf der Geesthachter Elbinsel.
Der neue WVG-Vorstand Alexander von Strombeck ist freischaffender Diplom-Ingenieur. Im Sommer arbeitet er gern auf seinem Boot im Yachthafen auf der Geesthachter Elbinsel. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Der guten Stimmung kann Alexander von Strombeck, der Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht, nur beipflichten. Auch er hat viel optimistische Stimmen für das Jahr 2023 aus den Unternehmen wahrgenommen. Klagen gibt es mehr darüber, ausgebremst zu werden – aber nicht von der allgemeinen Situation. „Genehmigungen und Prüfungen dauern in Deutschland zu lange“, sagt Alexander von Strombeck“. Wir müssen Vorgänge einfach beschleunigen“. Damit die WVG dichter zusammenrückt zu einem „direkten Schulterschluss“, wird Ende Januar mit den Netzwerktreffen gestartet.