Geesthacht. Seit April gelten die mit dieser Zahl verbundenen neuen Prüfungsregeln für die Klasse B. Ein möglicher Schub für die E-Mobilität.

Schlicht tituliert mit „197“ kommt eine neue Schlüsselzahl für den Führerschein daher, die der Elektromobilität einen Schub geben könnte. Seit 1. April gelten die mit dieser Zahl verbundenen neuen Prüfungsregeln für die Klasse B (Pkw). Wer auf einem Automatikwagen wie einem E-Auto lernt, kann künftig leichter auf ein Schaltgetriebefahrzeug wechseln.

„Man hätte sich früher Gedanken machen sollen über die Infrastruktur“, meint Jörg Vespermann vom Verkehrs- und Berufsbildenden Zentrum (VBZ) mit Blick auf E-Autos, die alle automatisch schalten. Der Assistent der Geschäftsführung begrüßt die Neuregelung, sie könne die umweltfreundliche E-Mobilität fördern: „Wir müssen aufwachen und anfangen bei denen, die ausgebildet werden wollen.“

Bald steht die „197“ in den ersten neuen Führerscheinen

In der VBZ-Filiale in Geesthacht (Bergedorfer Straße 51) läuft das Unterfangen gut an. Sieben aktive Fahrschüler werden den Zusatzeintrag nach erfolgreicher Fahrprüfung im Führerschein stehen haben. Die Neureglung geht zurück auf eine Initiative des Bundesverkehrsministeriums.

„Wir waren eine der ersten Fahrschulen, die E-Autos angeschafft haben“, sagt Jörg Vespermann. Er ist zugleich auch Geschäftsführer der Berufskraftfahrer-Akademie-Nord GmbH. Bisher gibt es am VBZ-Standort in Geesthacht einen Opel Ampera-e, einen Import aus den USA, der auf Schüler wartet. Der Fuhrpark soll bis Jahresende auf etwa fünf bis sechs E-Autos wachsen. Stromtankstellen gibt es in der Nähe hinter der Haspa-Filiale an der Bergedorfer Straße und an der Schillerstraße. Das VBZ setzt auf eine weitere in der Tiefgarage unter den Büroräumen, Stadtwerke-Techniker müssen zuvor die vorhandene Kabelsituation prüfen.

Bislang gab es zwei Welten in der Fahrschulausbildung

Bisher gab es zwei Welten in der Ausbildung zum Pkw-Führerschein. So gab es diejenigen, die ihre Ausbildung auf Fahrzeugen mit Schaltgetriebe absolvieren und später auch Automatik fahren dürfen. Und diejenigen, die sich vom Start weg entschieden haben, nur Automatikwagen zu fahren. Einige, weil gesundheitliche Gründe sie dazu zwingen, andere freiwillig, weil das Fahren mit Automatik einfacher ist.

Wer von ihnen später dann doch mal spontan ein Auto mit Schaltgetriebe fahren will, darf dies nicht. Die Schlüsselzahl 78 im Führerschein schließt dies aus. Ein Problem für Fahrschulen, die ihre Ausbildungsflotte verstärkt auf E-Autos umrüsten wollen. „Die wenigsten machen ihre Ausbildung auf Automatik wegen der späteren Bindung“, berichtet Jörg Vespermann. Daher verfügen bisher nur wenige Fahrschulen über E-Autos.

Elektroautos sind in Fahrschulen bislang wenig beliebt

Nun wird es leichter: Die neue Regelung hebt den späteren Ausschluss vom Fahren mit Schaltgetriebe auf. Die Ausbildung erfolgt zwar auf einem Automatikfahrzeug, der Unterricht beinhaltet aber auch zehn Stunden auf einem Fahrzeug mit Schaltgetriebe. Eine 15-minütige Testfahrt – keine Prüfung – über die erfolgreiche „Schaltkompetenz“ findet intern mit einem Fahrlehrer der Fahrschule statt. Er muss beurteilen, ob der Schüler schalten kann. Die anderen Fahrstunden und auch die Prüfung zum Führerschein erfolgen samt und sonders auf dem Automatikwagen.

Hat der Fahrlehrer den Eindruck gewonnen, dass der Fahrschüler schalten kann, stellt er ihm darüber eine Bescheinigung aus, die der Führerscheinstelle auch elektronisch übermittelt werden darf. Dieser Nachweis der Schaltkompetenz erfolgt über den Eintrag der Schlüsselzahl 197 im Führerschein. Ebenso kann die Schlüsselzahl 78 mittels der Vorlage dieser Bescheinigung nachträglich getilgt werden. Diese Regelung für Pkw-Führerscheine gilt auch im Ausland.

Einschränkung der Schlüsselzahl 78 bleibt weiterhin in Kraft

Die Einschränkung der Schlüsselzahl 78 bleibt weiter in Kraft für Schüler, die nicht schalten wollen oder können. „Die neue Regelung ist gut für Fahrschüler“, wirbt Jörg Vespermann. Er schildert eine klassische Szene: „Die Ampel ist rot. Was passiert dem Anfänger gern mal beim Anfahren? Er würgt das Auto ab. Das kann mit Automatik nicht passieren“, sagt er. Grunddilemma für Fahrschüler: „Beim Schaltgetriebe gibt es drei Pedale, wir haben aber nur zwei Beine.“

„Die Ausbildung auf einem Automatikfahrzeug erleichtert dem Fahrschüler die Ausbildung“, urteilt die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände in einem internen Papier. Sie könnten sich aufgrund der erleichterten Fahrzeugbedienung „viel eher mit Verkehrsbeobachtung und Geschwindigkeitswahl auseinandersetzen“.

Moderne Lkw verfügen in der Regel über Automatikgetriebe

Doch die neue Regelung gilt bisher nur für Pkw. Praktiker hoffen auf weitere Anpassungen, gerade für Berufskraftfahrer würde diese Sinn haben. Vespermann: „Es gibt ja fast nur noch Automatik-Lkw.“ Aber wenn bei einer Spedition noch ein älteres Fahrzeug mit Schaltgetriebe stünde, dürfte es keiner fahren, der auf einem Automatik-Truck ausgebildet wurde.

Einschränkungen bestehen weiterhin bei Anhängerprüfungen. Wer sie mit einem Schaltgetriebe bewältigt, erhält keinen Eintrag in der Spalte BE. Wer dabei aber einen Automatikwagen fährt, erhält die Schlüsselzahl 78. Folge: Gespanne dürfen später nur mit Automatik gefahren werden, unabhängig davon, ob zuvor die Schlüsselnummer 197 eingetragen war oder nicht. Hinter jeder Zahl im Führerschein wiehert halt der Amtsschimmel immer noch ein wenig mit.